Viele Jahre lang wollte ich endlich einmal die typischen Windmühlen der Niederlande mit eigenen Augen sehen. Anlässlich einer Rundreise mit längerem Aufenthalt in Rotterdam hat es sich dann ideal angeboten, ins nahegelegende Kinderdijk zu fahren, wo es gleich 19 Windmühlen an einem Fleck zu bewundern gibt. Durch die richtige Planung konnte ich einen magischen Sonnenaufgang in aller Früh sogar fast komplett alleine genießen!
DIE HÖHEPUNKTE AUS KINDERDIJK IN DIESEM REISEBERICHT
Die faszinierende Geschichte der Gegend rund um Kinderdijk und warum dort überhaupt Windmühlen stehen
Informationen über die Arbeitsweise der Windmühlen von Kinderdijk damals und heute
Viele Fotos und Eindrücke der Windmühlen von Kinderdijk im schönsten Licht des Sonnenaufgangs
Die besten Fotospots entlang des Kanals inklusive GPS-Positionen, damit ihr perfekte Fotos machen könnt
Tipps und weiterführende Links, wenn ihr die Windmühlen und die moderne Pumpstation von innen sehen wollt
Dieser Artikel wurde zuletzt am 18. September 2022 aktualisiert.
DIE WINDWÜHLEN VON KINDERDIJK
FAKTEN
Reisezeit: März (dreistündiger Ausflug von Rotterdam aus)
Anreise: Mehrere Möglichkeiten, alle Optionen siehe blauer Infokasten weiter unten
Öffnungszeiten: https://www.kinderdijk.com/
Tickets: Besichtigung Museumsmühlen, Bootsfahrt und Eintritt Pumpwerk*
Unterkunft: citizenM Hotel Rotterdam* (Oost-Wijnstraat 50): Gewohnte sehr gute citizenM-Qualität mit kleinen, aber sehr stylishen Zimmern, durchdachtes Raumkonzept, Steuerung von Licht/Rollos/TV über ein iPad, pro Tag eine kleine Wasserflasche kostenlos, dafür hochpreisige Hotelbar, sehr gute Dusche, super bequeme Betten, kostenloses WLAN, Frühstück nicht gebucht. Beim Self-Check-in habe ich vor Ort nach einem Zimmer mit Blick auf den historischen alten Hafen (Oude Haven) verlangt, was sofort berücksichtigt wurde und wirklich empfehlenswert ist! Weiterempfehlung? JA
Auf meiner bevorzugten Hotelsuchmaschine booking.com findest du weitere schöne Unterkünfte in Rotterdam*.
TRANSPARENZHINWEIS
*Die mit Stern gekennzeichneten Verweise in diesem Blogartikel sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn euch mein Blogartikel bei der Planung eurer Reise geholfen hat, freue ich mich, wenn ihr über diese Links eure Unterkunft oder Freizeitaktivitäten bucht. Ich erhalte dadurch eine kleine Provision und ihr unterstützt den Erhalt dieses Blogs. Für euch entstehen dabei selbstverständlich keine Nachteile. Vielen Dank! 🙂
TIPP: Mehr Reiseberichte aus den Niederlanden
Rotterdam: Moderne Stadt mit altem Charme
Den Haag: Die elegante Stadt am Meer
Alkmaar: Ein Käsemarkt lockt die Massen
Amsterdam: Die Stadt der schiefen Häuser
Kinderdijk: Das Erwachen der Windmühlen
Gleich drei Nächte hatten sich meine Freundin und ich in Rotterdam (den Reisebericht dazu kannst du hier lesen: Rotterdam: Moderne Stadt mit altem Charme) einquartiert, um den Start unserer einwöchigen Rundreise durch die Niederlande stressfrei zu beginnen. Durch diesen Zeitpuffer war es problemlos möglich, das südöstlich gelegene Kinderdijk mit seinen 19 Windmühlen in das Programm aufzunehmen. Obwohl das kleine Dorf mit nur 620 Einwohnern keine 15 Kilometer von Rotterdam entfernt ist, war die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln doch recht zeitintensiv. Die Möglichkeiten der Anreise sind aber vielfältig, alle Details und Möglichkeiten dazu findet ihr im blauen Infokasten weiter unten.
UNESCO-Welterbe zum Sonnenaufgang
Die Windmühlen von Kinderdijk zählen zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Niederlande und sind seit 1997 Teil des UNESCO-Welterbes. Dementsprechend rechneten wir mit großen Besuchermassen, auf die wir keine Lust hatten. Wir haben uns deshalb entschieden, die Windmühlen im Sonnenaufgang aufzusuchen und diesen besonderen Moment möglichst alleine zu zelebrieren.
Früh aufstehen wird belohnt
Das kostet natürlich erstmal etwas Disziplin, denn wer will im Urlaub schon um 5 Uhr aufstehen? Dabei war das dank der am Wochenende zuvor einsetzenden Sommerzeit noch recht human – einige Tage vorher hätten wir schon um 4 Uhr aufstehen müssen, um rechtzeitig zum Erscheinen der Sonne vor Ort in Kinderdijk zu sein. Die Anfahrt mit Zug und Bus war trotz der frühen Zeit problemlos und wir erreichten das kleine Windmühlendorf um kurz vor 7 Uhr morgens. Dadurch hatten wir noch etwas mehr als eine halbe Stunde Zeit, den perfekten Spot für spannende Fotos zum Sonnenaufgang zu finden.
Eindrücke und Fotos von den Windmühlen in Kinderdijk
Die Geschichte der Windmühlen von Kinderdijk
Wenn man nach Kinderdijk fährt, taucht man gleichzeitig tief in eine jahrhundertealte Geschichte ein. Das gesamte Gebiet rund um Kinderdijk – wie auch weite Teile der Niederlande – liegt unter dem Meeresspiegel und wäre somit ohne technische Hilfe ständig überflutet bzw. von Hochwasser bedroht. Früher gab es hier nur eine Moorlandschaft, umgeben von reißenden Flüssen. Fischer und Jäger konnten nur im Sommer das Land nutzen, wenn der Wasserspiegel niedrig genug war. Die ersten Bauern siedelten um 1000 vor Christus auf aufgeschütteten Sandhügeln und errichteten Deiche, mit denen das Siedlungsgebiet trocken bleiben und so der Boden landwirtschaftlich nutzbar werden sollte.
Das Wasser muss weg
Das brachte zwar prinzipiell Erfolg, erzeugte aber ein neues Problem. Grund- und Regenwasser sammelten sich in diesem künstlich angelegten Polder (eine Art Auffangbecken) und mussten irgendwie über den Deich in die außen verlaufenden Flüsse abgeleitet werden. Man entschied sich, an der tiefstgelegenen Stelle (im heutigen Kinderdijk) Schleusen zu installieren, zu denen aus der Umgebung angelegte Wasserwege per Schwerkraft das überschüssige Nass aus den Poldern leiten sollten. Bei Niedrigwasser öffnete man die Schleusentore und entließ das Wasser in einen Fluss.
TIPP: Die Anreise nach Kinderdijk
Wir haben von unserer Basis in Rotterdam die Anreise per Öffentlichem Verkehr gewählt. Ausgehend von unserem Hotel bei der Station Rotterdam Blaak sind wir zuerst mit dem Zug zur Station Rotterdam Lombardijen gefahren und dort in die Buslinie 90 Richtung Utrecht gestiegen. Nach insgesamt einer knappen Stunde kommt man bei der Station Kinderdijk Molenkade an, welche direkt bei den Windmühlen liegt. Eine sehr gute Fahrplanauskunft gibt es auf der Seite 9292.nl. Noch ein Hinweis zu den Fahrkarten: wir haben für diesen Tag das Tourist Day Ticket um EUR 14,50 am Ticketautomaten in Rotterdam gekauft, welches für alle Verkehrsmittel in Südholland gilt, ausgenommen der niederländischen Bahn. Damit konnten wir den Regionalbus 90 der privaten Busgesellschaft Arriva benutzen und hatten auch noch für den restlichen Tag in Rotterdam alle Verkehrsmittel inkludiert.
Per Fahrrad ist es natürlich auch möglich, aus der Umgebung anzureisen – ausreichend Kondition und Zeit vorausgesetzt. Da es diverse Routen aus allen Richtungen gibt, informiert euch bei Interesse bitte selbst über den besten Weg. In Kinderdijk selbst kann man auch Räder ausborgen, zum Beispiel im Souvenirshop (Molenstraat 236) oder im Café De Klok (Molenstraat 117).
Mit dem Wasserbus gelangt man von Rotterdam (Station Erasmusbrug) oder von Dordrecht (Station Merwekade) in rund 30 Minuten direkt zu den Windmühlen und kann sogar kostenlos sein Rad mitnehmen. Das Schiff verkehrt allerdings nur von Anfang Mai bis Ende Oktober, weshalb es für uns keine Option war. Das vorhin bei den Öffentlichen Verkehrsmitteln erwähnte Tourist Day Ticket gilt übrigens auch für den Wasserbus! Alle weiteren Infos gibt es auf der Seite waterbus.nl.
Wenn ihr mit dem Auto anreisen wollt, gebt in euer Navigationsgerät die Adresse Nederwaard 1, 2961 AS Kinderdijk ein. Vor Ort gibt es aber nur eine begrenzte Anzahl an kostenpflichtigen Parkplätzen.
Der Name Kinderdijk entsteht
Im November 1421 schlug die Natur gnadenlos zu: die berühmt-berüchtigte Zweite Elisabethenflut spülte die schlecht gewarteten Deiche weg und überschwemmte viele Dörfer. Tausende Opfer waren zu beklagen, aber auch ein Wunder zu feiern. Der Legende nach fanden Überlebende eine schwimmende Wiege mit einem schreienden Baby darin. Eine Katze soll die Wiege in Balance gehalten und das Umkippen ins Wasser verhindert haben. Fortan war der Name Kinderdijk – zu deutsch Kinderdeich – geboren (und was ist mit der Katze?). 😉 Übrigens: eine andere Legende, die auf der offiziellen Webseite von Kinderdijk ausgespart wird, erklärt die Herkunft des Ortsnamen mit Kinderarbeit.
Windmühlen ersetzen Schleusen
Kaum war die Flut vorbei, bahnte sich das nächste Problem an, für das eine Lösung gefunden werden musste. Der Torfboden sank immer weiter ab, wodurch sich stetig mehr Wasser ansammeln konnte, das mit immer mehr Aufwand aus den Poldern entfernt werden musste. Schlussendlich fand man mit Windmühlen endlich einen langfristig erfolgreichen Weg! Ursprünglich reihten sich in der Landschaft 20 Stück teils aneinander, teils baulich voneinander getrennt auf. Später im 18. Jahrhundert wurden sie mit leistungsstärkeren Mühlen ersetzt, von denen 19 bis heute zu bewundern sind – bis auf einen im Jahr 2001 errichteten Nachbau sogar alle im Original.
Windmühlen damals und heute
Über die folgenden Jahrhunderte wurde die Technik perfektioniert: die Mühlen pumpen mit Windkraft das Wasser in eine Pumpenstation, in der ein unteres und ein oberes Auffangbecken existiert. Im unteren wird das Wasser gespeichert und kann bei Trockenheit wieder für die Bewässerung der Polder genutzt werden. Überschüssiges Wasser wird in das obere Becken geleitet, wo dann die Ableitung in einen Fluss erfolgt. Mit der Erfindung der Dampfmaschine 1868 erhielten die Windmühlen kräftige Unterstützung, welche 1924 mit dieselgetriebenen Pumpen nochmals verstärkt wurde. Seit 1972 übernimmt die neue Pumpenstation J.U. Smitgemaal – an der man übrigens vorbeigeht – mit drei großen archimedischen Schrauben als Teil eines Pumpenverbandes die Funktion von acht Windmühlen. Die historischen Windmühlen selbst blieben trotzdem damals wie auch heute noch voll funktionstüchtig, um im Notfall die Entwässerung der Polder durchführen zu können.
ALLGEMEINE TIPPS ZU KINDERDIJK
Während der Öffnungszeiten der Museumsmühle und des alten Pumpwerks (siehe Fakten am Anfang des Artikels) verkehrt auf den Wasserwegen ein kleines Boot. Für einige Euro Gebühr könnt ihr euch so bis zur letzten Mühle und wieder zurück fahren lassen, zwischendurch kann man auch auf Höhe der Museumsmühle aus- und wieder zusteigen.
Anfang September werden die Windmühlen für eine Woche abends beleuchtet. Die sogenannte „Verlichtingsweek“ lockt sehr viele Besucher (vor allem Fotografen) an, um diese seltene Möglichkeit der illuminierten Mühlen zu erleben. Den nächsten Termin und mehr Infos dazu findet ihr auf der Seite kinderdijk.com.
Die Windmühlen sind normalerweise nicht in Bewegung. Eine Ausnahme wird im Hochsommer gemacht, wenn im Juli und August jeden Samstagnachmittag die Sperre aller Windmühlenflügel aufgehoben wird – sofern also Wind geht, sieht man die Mühlen in Aktion.
Es gibt in den Niederlanden sogar einen Nationalen Mühlentag. Am zweiten Samstag im Mai wird jährlich mit Festen und teilweise öffentlich zugänglichen Mühlen der rund 950 Wind- und Wassermühlen im Land gehuldigt.
FAZIT
Nach dem Motto „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ haben meine Freundin und ich uns in der Dunkelheit nach Kinderdijk begeben und wurden mit einem fantastischen, farbenfrohen Sonnenaufgang belohnt. Die zum UNESCO-Welterbe gehörenden 19 Windmühlen lassen schon von der Ferne aus die Herzen schneller schlagen, denn das Gesamtbild dieses Mühlenensembles ist einfach nur großartig anzusehen. Ein Spaziergang entlang des Wassers ist nicht nur beruhigend, sondern durch die Tierwelt auch sehr abwechslungsreich. Durch die zeitige Anreise konnten wir zwar keinen Blick in die Räume der Schauwindmühle und das alte Pumpwerk werfen, dafür hatten wir den Ort bis auf einzelne weitere Frühaufsteher komplett für uns alleine – romantischer geht es nicht. 🙂
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wow, sensationelle Fotos und Wahnsinn was ihr für ein Glück mit dem Wetter hattet. Da hat sich das frühe Aufstehen in jeder Hinsicht gelohnt 😉
Dankeschön! Ja, da hatten wir echt Glück. 🙂
Viele Grüße
Christian
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Guten Tag.
Mein Name ist Christine Henschen und bin holländerin ,wohne aber seit vielen Jahren auf Teneriffa.
Der Blog über Kinderdijk hat mir sehr gefallen. Ich würde sogar gerne eins der Bilder vergrössern wollen um in meinem Wohnzimmer aufzuhängen.
Es bringt mir meine Heimat näher ran.
Vielen Dank im voraus.
Liebe Christine,
danke für die netten Worte, das freut mich! Wegen deiner Anfrage kontaktiere ich dich per Mail. 🙂
Viele Grüße
Christian
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[…] Emotionen sowie Fotos belohnt, die uns noch lange von diesem Kurzausflug schwärmen lassen werden. Windmühlen-Romantik in Kinderdijk […]
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Hallo Christian!
Was für ein phantastischer Beitrag über die Windmühlen.
Wir sind demnächst dort und da kann ich die vielen Tipps
sehr gut gebrauchen.
Danke für die Inspiration.
Schöne Grüße
Sabine
Danke Sabine und viel Spaß bei den Windmühlen!
Viele Grüße
Christian