Es war ein vergangener Sommer, als ich ohne Reisepartnerin dastand und nicht so recht wusste, was ich mit der Zeit anfangen soll. Also überwand ich mich und zog alleine einen Städteurlaub durch. Berlin sollte es werden, und am besten auch gleich noch Dresden dazu. Bei der Recherche drängte sich aber zusätzlich noch Leipzig auf – diese Stadt sollte mein Start für einen einwöchigen Trip durch Ostdeutschland werden. Und ich kann euch mit diesem Reisebericht sagen: Leipzig liefert verdammt gute Gründe, vorbeizuschauen!
HÖHEPUNKTE AUS LEIPZIG IN DIESEM REISEBERICHT
Viele Innenhöfe und Passagen, die nicht nur zum Flanieren, sondern auch zum Entdecken anregen
Die Nikolaikirche und Thomaskirche, welche geschichtlich relevant und optisch eine Augenweide sind
Der Leipziger Zoo, der für mich zu den besten Tiergärten zählt, die ich je besucht habe
Das imposante Völkerschlachtdenkmal, dessen riesige Dimensionen euch sprachlos machen werden
Eine deftige und köstliche Küche mit Schmankerl wie Sauerbraten und das lokal gebraute Gosebier
Dieser Artikel wurde zuletzt am 9. Jänner 2024 aktualisiert.
LEIPZIG
FAKTEN
Reisezeit: September (2 Tage, 2 Übernachtungen)
Anreise: Mit Air Berlin von Flughafen Wien-Schwechat nach Flughafen Berlin-Tegel (1:10h), dann mit dem Expressbus TXL zum Hauptbahnhof Berlin (0:20h), von dort per Zug nach Leipzig Hauptbahnhof (1:13 h).
Unterkunft: Hotel Motel One Leipzig Nikolaikirche* (Nikolaistraße 23): sehr gute und zentrale Lage direkt vor der Nikolaikirche, rund 10 Minuten Gehweg vom Hauptbahnhof. Kleine, aber nicht eng anfühlende Zimmer, moderne Einrichtung, elegant, sauber, schönes Bad, schnelles WLAN, Frühstück nicht gebucht). Weiterempfehlung? JA
Auf meiner bevorzugten Hotelsuchmaschine booking.com findest du weitere schöne Unterkünfte in Leipzig*.
TRANSPARENZHINWEIS
*Die mit Stern gekennzeichneten Verweise in diesem Blogartikel sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn dir mein Blogartikel bei der Planung deiner Reise geholfen hat, freue ich mich, wenn du über diese Links deine Unterkunft oder Freizeitaktivitäten buchst. Ich erhalte dadurch eine kleine Provision und du unterstützt den Erhalt dieses Blogs. Für dich entstehen dabei selbstverständlich keine Nachteile. Vielen Dank! 🙂
Leipzig als „Lückenfüller“
Eigentlich wollte ich ja nur mal kurz aus Wien rauskommen und schnell für einige Tage nach Berlin fliegen. Das war mir dann aber irgendwie zu wenig, deshalb schaute ich auf der Landkarte, was sich denn noch als Ergänzung anbieten würde. Dresden mit seiner enorm schönen Altstadt lag schon lange in meiner Ideenschublade herum (siehe mein Beitrag Die Top 10 Sehenswürdigkeiten von Dresden), also nahm ich die Stadt gleich mit auf mein Programm. Und dann störte es mich, dass ich mit meinem Reiseplan nur von Montag bis Donnerstag unterwegs sein würde – da fehlt doch das Wochenende! Also musste erneut ein weiterer Ort gefunden werden und Leipzig kam ins Spiel.
Leipzig als bildgewaltige Stadt
Anfangs konnte ich mit der fast 600.000 Einwohner zählenden Stadt nicht wirklich etwas anfangen, aber nach einer kurzen Bilderrecherche im Internet war ich vollkommen aus dem Häuschen. Ich sah traumhafte Gassen im Zentrum, beeindruckende Architektur aller Epochen, versteckte sowie mystische Innenhöfe, lustige Tiere im Zoo und noch vieles mehr. Verkehrstechnisch drehte ich nach dieser Entscheidung meinen Reiseplan um und legte Berlin an das Ende der Woche sowie Leipzig an den Anfang – das lockere Berlin am Wochenende zu genießen, empfand ich als richtiger. Die Anreise von Wien aus war zwar mit Flugzeug, Bus und Bahn etwas zeitaufwendiger, aber schlussendlich konnte ich schon um 10 Uhr vormittags meine zweitägige Erkundungstour in Leipzig beginnen. Für diesen Blogartikel habe ich euch nun zehn Gründe zusammengetragen, warum Leipzig so genial ist!
DIE 10 BESTEN SEHENSWÜRDIGKEITEN IN LEIPZIG
1) Markt und Altes Rathaus von Leipzig
Das Zentrum Leipzigs ist der Markt mit seinem Alten Rathaus, eines der markanten Wahrzeichen der Stadt. Die heutige Form des Renaissance-Baus erhielt das Gebäude 1556, nachdem es die Jahre zuvor mehrmals erweitert und umgebaut wurde. Die Nutzung des Alten Rathauses war eine Mischung aus Gerichtsverhandlungen (inklusive Gefängniszellen im Keller) und repräsentativen Empfängen im Festsaal. Ende des 19. Jahrhunderts stand ein Abriss im Raum, da das Gebäude zu klein für die wachsende Stadt wurde. Statt dieses Schicksal einigte man sich aber zum Glück darauf, es ab 1909 als Stadtgeschichtliches Museum zu verwenden. Das Neue Rathaus (siehe Punkt 4) ist nicht weniger schön und erfüllte seine Aufgaben ab 1905. Das Museum habe ich mir übrigens nicht angesehen – warum, weiß ich heute ehrlich gesagt nicht mehr. Das Innenleben des Alten Rathauses hätte mich eigentlich schon interessiert. Falls ihr es besser machen wollt, findet ihr auf dieser Webseite alle Besucherinformationen.
Das Zentrum von Leipzig
Der Marktplatz vor dem Alten Rathaus erfüllte in der Vergangenheit typische Funktionen wie Märkte, Feste und Hinrichtungen. Heute findet jeden Dienstag und Freitag von 9 bis 17 Uhr ein Wochenmarkt statt, auf dem ich mir gleich ein Fischbrötchen zum Frühstück organisierte. Im Winter soll hier ein wunderschöner Weihnachtsmarkt stattfinden, wovon ich mich vielleicht irgendwann in der Zukunft überzeugen werde. Erwähnenswert ist übrigens noch der Abgang zur S-Bahn-Station Markt, dessen Architektur aus dem Jahr 1925 stammt. Damals wurde aus Platzgründen auf dem Markt eine unterirdische Messehalle errichtet, welche man 2005 im Zuge des Baus des neuen City-Tunnels inklusive einer Bahnstation abtrug. Der Stationszugang mit dem Schriftzug „Untergrundmesshalle Markt“ blieb jedoch erhalten.
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2) Innenhöfe und Passagen in Leipzig
Während man durch die Leipziger Innenstadt spaziert, sollte man immer wieder mal in die zahlreich vorhandenen Passagen und Innenhöfe schauen – oder an einem geführten Passagenrundgang* teilnehmen. Die bekannteste Passage stelle ich euch in Punkt 7 vor, aber hier geht es zunächst einmal nur um die Innenhöfe. Es ist immer wieder faszinierend, was ein Blick in die Höhe für ein komplett anderes Bild eines Gebäudes ergeben kann. Ein besonders schönes Exemplar findet ihr im König-Albert-Haus (Markt/Barfußgäßchen), wo die Form, die Fassadenbegrünung und die Art-déco-Elemente hervorstechen.
Nach oben schauen lohnt sich
In Barthels Hof (Hainstraße), erbaut zwischen 1747 und 1750, entdeckt ihr den letzten erhaltenen Handelshof aus der Zeit der Warenmesse im 18. Jahrhundert. Gut zu erkennen sind noch die Kranbalken, an denen die Waren hinaufgezogen wurden. Im Gebäudekomplex Specks Hof (Grimmaische Straße/Nikolaistraße/Reichsstraße) verstecken sich gleich mehrere verglaste Innenhöfe, die ihr euch auch nicht entgehen lassen solltet – einer davon wartet mit feinstem Jugendstil auf. Ich habe sie abends besucht, was mit künstlichem Licht eine gänzlich andere Stimmung erzeugte. Zwei weitere sehenswerte Fotos habe ich zufällig geschossen, deren genaue Position entnehmt ihr einfach dem Link beim jeweiligen Bild.
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3) Nikolaikirche und Thomaskirche
Zwei Kirchen werden mit Leipzig verbunden und beide sind wirklich einen Besuch wert! Meine erste Station führte mich in die Nikolaikirche, auf die ich von meinem Zimmer im Hotel Motel One Leipzig Nikolaikirche* direkt blicken konnte und somit nur einen Katzensprung entfernt lag. Die Ursprünge der Kirche gehen auf das Jahr 1165 zurück, wobei zahlreiche Um- und Zubauten im Laufe der Zeit dazukamen. Die heutige Innengestaltung im klassizistischen Stil stammt aus den Jahren 1784 bis 1797 und ist das Merkmal, das mir die Nikolaikirche so sympathisch machte. Alles ist in Weiß-Rosa-Hellgrün gehalten, dazu ein toll anzusehendes Boden- und Deckenmuster. Aus architektonischer Sicht bleibt mir dieser Sakralbau auf jeden Fall in Erinnerung. Aus der jüngeren Vergangenheit ist die Nikolaikirche übrigens bekannt, da sie im Herbst 1989 der Ausgangspunkt für die friedliche Revolution in der DDR war, was schließlich zum Mauerfall in Berlin führte.
Grabstätte von Johann Sebastian Bach
Nicht weniger berühmt ist die Thomaskirche, die nach ihrem Bau Anfang des 13. Jahrhunderts ebenfalls einige Änderungen mitgemacht hat. Das Innere ist im Vergleich zur Nikolaikirche schlichter, das Deckengewölbe mit den roten Balken sticht aber optisch sehr schön hervor. Im Chorraum sind anlässlich des 200. Todestages Johann Sebastian Bachs seit 1950 die Gebeine des Komponisten beigesetzt – zuvor war das in der im zweiten Weltkrieg zerstörten Johanniskirche der Fall. Vor der Kirche erinnert ein Denkmal ebenfalls an das Wirken und Schaffen Bachs. Zuguterletzt auch noch der Hinweis, dass die Thomaskirche der Gründungsort für den weltbekannten Thomanerchor aus dem Jahr 1212 ist. Übrigens werden auch Turmführungen angeboten, Infos dazu gibt es auf thomaskirche.org.
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4) Neues Rathaus von Leipzig
Das Neue Rathaus ist die Lösung für das in Punkt 1 angesprochene Problem des Alten Rathauses am Markt, das an seine Kapazitätsgrenzen stieß. 1905 fand die feierliche Eröffnung statt und sechs Jahre später erfolgte auch der Zusammenschluss mit dem angrenzenden Stadthaus, das mit seinen rund 300 Räumen eine Ergänzung zum Neuen Rathaus darstellte. Gemeinsam ist der im Stil des Historismus errichtete Rathauskomplex einer der größten der Welt und der größte in Deutschland.
Ausblick vom Rathausturm auf Leipzig
Ein geschichtlicher Umstand hat mich fasziniert: Das Gebäude steht auf der ehemaligen Pleißenburg, die einen auffälligen Turm hatte – dieser war schon zur damaligen Zeit Ende des 19. Jahrhunderts ein Wahrzeichen Leipzigs. Für den Bau des Neuen Rathauses wurde deshalb von den Architekten zwingend gefordert, auf dem Fundament des alten Turms einen neuen zu bauen, um das Stadtbild nicht zu stark zu verändern. Auf diesen 114,7 Meter hohen Rathausturm kann man heute über 250 Stufen aufsteigen und eine fantastische Aussicht genießen. Man muss sich den Termin nur einteilen, denn die Besteigung ist nur sonntags um 11:00 Uhr möglich. Am besten bucht ihr euer Ticket für eine Führung durch das Neue Rathaus* schon vorab, um tatsächlich einen Platz zu ergattern.
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5) Zoologischer Garten Leipzig
Normalerweise gehe ich während Städteurlauben nur in den Zoo, wenn ich viel Zeit habe oder der Tiergarten hochgelobt wird. In Leipzig war bzw. ist beides der Fall und so habe ich mich gleich nach meiner Ankunft Montagvormittag mit der Straßenbahnlinie 12 zur Station Zoo begeben. Der Vorteil lag auf der Hand: um diese Zeit ist noch wenig los und die Tiere sollten halbwegs aktiv sein. Am Eingang des Zoologischen Garten Leipzigs durchschreitet man das wunderschöne historische Portal. Der Eintrittspreis ist etwas happig, aber jeden Cent wert! Eventuell zahlt sich für euch ein Kombiticket für den Hop-On/Hop-Off-Bus und den Zoo Leipzig* aus. Gleich nach dem Betreten des Zoogeländes begrüßte mich ein extrem starker Regenschauer, sodass ich erst einmal in das Restaurant Palmensaal flüchtete und ein frühes Mittagessen bestellte. Was ich dort probiert habe, erfahrt ihr im blauen Infokasten weiter unten.
Streifzug durch die Kontinente
Nachdem der Regen schwächer wurde, begann ich mit der Erkundungstour. Der Tiergarten ist riesig und in sechs Abschnitte unterteilt, die alle unterschiedlich gestaltet sind. Man begibt sich auf eine Reise durch die Kontinente und wechselt öfters zwischen Außen- sowie Innenbereichen. Am meisten beeindruckt haben mich die Tiger, die Orang-Utans und die Menschenaffen. Vor allem bei Letzteren gab es ein gewaltiges Theater innerhalb der Gruppe zu beobachten. 😉 Ohne es wirklich bemerkt zu haben war ich insgesamt fast drei Stunden im Tiergarten unterwegs – so lang wie sonst selten in einem Zoo. Als Fazit kann ich euch sagen, dass der Leipziger Zoo einer der besten – wenn nicht sogar der beste – war, den ich je erlebt habe. Unbedingt ansehen!
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ESSEN UND TRINKEN IN LEIPZIG
In zwei Tagen Leipzig habe ich drei verschiedene Lokale besucht und ausgetestet – überall war ich hochzufrieden. Meinen Zoo-Besuch musste ich wegen eines starken Regenschauers gleich zu Beginn unterbrechen und suchte daraufhin im Restaurant Palmensaal (Pfaffendorfer Straße 29) direkt nach dem Eingang Schutz. Dort bestellte ich eine Pizza mit Salami und Pfefferoni, die mit dünnem sowie knusprigem Boden punkten konnte.
In Auerbachs Keller (Grimmaische Straße 2-4) in der Mädlerpassage hatte ich zuerst nicht vor zu essen, weil die Preise sehr gehoben sind. Nachdem ich allerdings um die Mittagszeit vor Ort war und einen Mittagsmenüvorschlag vor dem Eingang sah, schlug ich doch zu. Um damals EUR 14,90 – was zwar immer noch nicht günstig, aber fast halb so teuer wie der reguläre Preis ist – probierte ich einen gefüllten Leipziger Schweinslungenbraten mit Champignonrahmsauce, Rotkraut und Knödeln. Nicht nur war das Essen wirklich gut, sondern auch das Ambiente in Auerbachs Keller einfach angenehm und historisch interessant.
Gleich zweimal hat es mich in das Bayerischer Bahnhof Gasthaus & Gosebrauerei (Bayerischer Bahnhof, Bayrischer Platz 1) verschlagen. Beide Male musste ich den Sächsischen Sauerbraten mit Rotkraut und Knödeln bestellen, weil er einfach so gut war. Ein weiteres Highlight im Lokal ist die Gose, ein Leipziger Bier. Dieses wird neben Wasser, Hopfen und Malz zusätzlich mit Milchsäure und Koriander gebraut. Klingt grauenhaft, sorgt aber für ein extrem süffiges und frisches Erlebnis beim Biertrinken. Falls ihr mal diese Möglichkeit zum Probieren habt, nutzt sie!
6) Völkerschlachtdenkmal in Leipzig
Südöstlich der Leipziger Innenstadt steht ein Denkmal, wie ich es noch selten gesehen habe. Das Völkerschlachtdenkmal erinnert an die Schlacht von Leipzig zwischen 16. und 19. Oktober 1813. Die verbündeten Heere Russlands, Preußens, Österreichs und Schwedens rangen dabei Napoleon und dessen Alliierte nieder. Über Hunderttausend Tote waren zu beklagen und ein Jahr nach der Schlacht schlug der Dichter Ernst Moritz Arndt vor, ein Bauwerk zum Gedenken zu errichten.
Gigantisches Bauwerk
1913 konnte das Völkerschlachtdenkmal nach 15-jähriger Bauzeit eingeweiht werden. Heute ist es möglich, für EUR 10,- in das Innere zu gehen und auf die Aussichtsplattform in 91 Metern Höhe zu steigen. Geöffnet ist das Bauwerk täglich von 10-18 Uhr (April-Oktober) bzw. 10-16 Uhr (November-März). Als ich mit der Straßenbahn (Linien 2 und 15, Station Völkerschlachtdenkmal) vor Ort ankam, traute ich meinen Augen nicht. Das Denkmal ist ein echter Kolloss und die zahlreichen Bilder im Internet können unmöglich wiedergeben, wie riesig dieses Teil tatsächlich ist. Die Ruhmeshalle im Inneren ist absolut beeindruckend und der Ausblick auf die Stadt von der Plattform aus – zu der übrigens 364 Stufen in einem teils engen Gang führen – ebenfalls.
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7) Mädlerpassage in Leipzig
Die Mädlerpassage mit ihren Dutzenden Geschäften ist nur wenige Schritte vom Markt entfernt und eine der Top-Sehenswürdigkeiten in Leipzig. Die Passage versprüht zwar nicht die Größe und Eleganz wie die Galleria Vittorio Emanuele II in Mailand, aber dennoch ist sie äußerst sehenswert, blickt auf eine lange Geschichte zurück und ist durch einen besonderen Umstand sogar berühmt. Ursprünglich war auf dem heutigen Gebäudekomplex von 1530 bis 1911 Auerbachs Hof beherbergt – ein damals bedeutender Handelshof, der von Heinrich Stromer von Auerbach gegründet wurde. Im Untergeschoss schuf Stromer einen gastronomisch genutzten Weinkeller, der noch eine tragende Rolle bis in die Gegenwart spielen sollte.
Auerbachs Keller als große Berühmtheit
1911 kaufte der Koffer- und Lederfabrikant Anton Mädler das Grundstück, ließ das verfallene Gebäude abreißen und die heutige Mädlerpassage errichten. Auerbachs Keller wurde dabei sorgfältig erhalten und weitergenutzt. Berühmtheit erlangte der Keller durch Johann Wolfgang von Goethe, der während seines Studiums in Leipzig (1765–1768) oft in Auerbachs Keller anwesend war und sich von zwei Bildern inspirieren ließ, die den Magier und Astrologen Johann Georg Faust zeigen. In Goethes literarischem Meisterwerk Faust I widmete er eine Szene Auerbachs Keller in Leipzig und verhalf dem Lokal somit zu Ruhm. Einen Blick in das (hochpreisige) Gasthaus im Keller zu machen, gehört zwingend zu einem Aufenthalt in der Stadt. Wie ihr dort etwas günstiger und trotzdem gut essen gehen könnt, habe ich euch im blauen Infokasten weiter oben gezeigt, wenn es um das Essen und Trinken in Leipzig geht.
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8) Die Architektur von Leipzig
Was mich in Leipzig an allen Ecken und Enden fasziniert hat, ist die unterschiedliche Architektur. In diesem Absatz zeige ich euch kurz, welche verschiedenen Stile man entdecken kann, wenn man mit offenen Augen spazieren geht. Angefangen hat es mit meiner Ankunft am Hauptbahnhof, der flächenmäßig größte Kopfbahnhof Europas. Die Fassade an der Außenseite Richtung Innenstadt misst 298 Meter Länge! Die Bahnhofshalle zeigt wunderbar die Architektur aus dem Eröffnungsjahr 1915 mit viel Platz und einem Glasdach für genügend Lichteinfall.
Auf und rund um den großflächigen Augustusplatz sind gleich drei Bauwerke interessant. Der großartig detailliert ausgeführte neobarocke Mendebrunnen aus dem Jahr 1883 zeigt die Bedeutung des Wassers mit Gestalten der griechischen Mythologie. Im Hintergrund ist die Leipziger Oper zu sehen, deren Gebäude aus hellem Sandstein besteht und etwas nüchtern wirkt. Es ist relativ jung, da das ursprüngliche Opernhaus im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und das aktuelle erst 1960 eröffnete. Dreht man sich einmal um, stechen das moderne Paulinum (von 2017) und das Neue Augusteum (von 2012) ins Auge – beide Gebäude verbinden wissenschaftliche Institute der Universität und die Universitätskirche St. Pauli miteinander.
Hinter dem Markt dürft ihr nicht den kleinen Naschmarkt übersehen, der bereits 1556 angelegt wurde und als Handelsplatz diente. Zwei Sehenswürdigkeiten gilt es hier zu bestaunen: die barocke Alte Börse aus dem Jahr 1687 und davor das Goethedenkmal aus dem Jahr 1903.
Am Alten Amtshaus bin ich bei meinem Stadtspaziergang zufällig vorbeigekommen. Das ursprüngliche Gebäude wurde Anfang des 20. Jahrhunderts abgerissen und von 1903-1905 ein Neubau im prachtvollen Jugendstil errichtet. Heute gehört es der Commerzbank, die auch für die Restaurierung nach dem Krieg aufkam.
Ebenfalls zufällig entdeckte ich auf der Straßenbahnfahrt zum Völkerschlachtdenkmal das riesige Osttor der Alten Messe Leipzig. Es befindet sich direkt an der Station Altes Messegelände (Linien 2 und 15) und ist unmöglich zu übersehen. Ich bin kurz ausgestiegen, um es aus der Nähe zu betrachten. Das doppelte M steht übrigens für „Mustermesse“.
Und noch ein weiteres tolles Bauwerk gibt es auf dem Weg zum Völkerschlachtdenkmal zu besichtigen, die Russische Gedächtniskirche. Sie steht unmittelbar bei der Straßenbahnstation Deutsche Nationalbibliothek (Linien 2 und 16). Der volle Name lautet St.-Alexi-Gedächtniskirche zur Russischen Ehre. Sie ist eine freie Nachbildung der 1530-1532 erbauten Auferstehungskirche in Moskau-Kolomenskoje und dient dem Gedenken an die 22.000 russischen Soldaten, die während der Völkerschlacht 1813 in Leipzig gefallen sind. Die Besichtigungszeiten findet ihr auf russische-kirche-l.de.
Mit dem Bayerischen Bahnhof konnte ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einerseits wollte ich das historische Portikus aus dem Jahr 1842 ansehen, andererseits ist in der alten Bahnhofshalle heute ein Restaurant untergebracht, in dem ich essen wollte (siehe blauer Infokasten weiter oben). Der Bahnhof gilt als einer der ältesten noch erhaltenen Kopfbahnhöfe, wurde in seiner aktiven Funktion aber durch den Bau des City-Tunnels unter der Innenstadt ersetzt. Die Gleise sind zwar alle weg, aber die Bahnhofshalle sowie eben das sehenswerte Portikus stehen unter Denkmalschutz. Erreichbar ist die etwas außerhalb der Innenstadt gelegene gleichnamige Station Bayerischer Bahnhof vom Zentrum aus mit den S-Bahnen S1/S2/S3/S4/S5/S6 oder mit den Straßenbahnen 2/9/16.
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9) Reichsgerichtsgebäude in Leipzig
Ich bin mir sicher, dass das Reichsgerichtsgebäude nur die wenigsten von euch bei einem Besuch in Leipzig auf der Rechnung haben – seht diesen Punkt hier also als Geheimtipp! Das Reichsgerichtsgebäude wurde in siebenjähriger Bauzeit zwischen 1888 und 1895 im Stil der italienischen Spätrenaissance und des französischen Barock errichtet. Es fällt in dieselbe Zeit wie der Bau des Reichstagsgebäudes in Berlin und ähnelt diesem auch äußerlich stark. Einige Bereiche können wochentags kostenlos besucht werden, es findet am Eingang nur die obligatorische Sicherheitskontrolle statt.
Beeindruckendes Innenleben
Vor dem einschüchternden Gebäude stehend blickt man auf den Schriftzug Bundesverwaltungsgericht, das 1992 von Berlin nach Leipzig übersiedelte. Auf der Kuppel thront die Skulptur „Die Wahrheit“, zahlreiche weitere Skulpturen zieren die Seiten. Im Inneren konnte ich mich in der Kuppelhalle, der Haupttreppe und der Galerie fotografisch austoben. Besonders schön anzusehen sind die Glasfenster, die sich mit den Themen Untersuchung, Urteil, Vollstreckung und Gnade befassen. Der Höhepunkt ist aber der beeindruckende Große Sitzungssaal, in dem auf den Fenstern die Wappen aller damaligen Bundesstaaten abgebildet sind und der auch generell extrem prachtvoll ausgestattet ist.
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10) Panorama Tower in Leipzig
Leipzig bietet ja eigentlich mit dem Neuen Rathaus, dem Völkerschlachtdenkmal und von April bis November der Thomaskirche bereits drei Möglichkeiten an, Ausblicke von oben auf die Stadt zu bekommen. Einen der besten Fernblicke gibt es aber von der Plattform des Panorama Tower (City-Hochhaus), der ohne große Konkurrenz mit seinen 142 Metern das höchste Gebäude Leipzigs ist. Nach seiner Eröffnung 1972 waren für einige Zeit Teile der Universität darin untergebracht, was dem Turm aufgrund seiner architektonischen Form die Spitznamen „Uniriese“, „Weisheitszahn“ und „Steiler Zahn“ einbrachte.
Umwerfende Aussicht auf Leipzig
Seit seiner Sanierung 1999 sind im Hochhaus Büros, der Fernsehsender MDR und Restaurants untergebracht. Über dem Lokal gibt es eine Aussichtsplattform, deren Besuch EUR 5,- kostet (Münzen für das Drehkreuz bereithalten!) und die unschlagbare Öffnungszeiten bis spätabends anbietet. Ich war zum (leider etwas gedämpften) Sonnenuntergang oben und konnte mich an den Blicken nicht sattsehen. Ohne Stativ war es aber gar nicht so einfach, gute und scharfe Bilder zu schießen, da man die Kamera auf der schiefen Auflage nicht so einfach ablegen kann. Doch Not macht erfinderisch und es gelang mir trotzdem, brauchbare Bilder zu fabrizieren.
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ALLGEMEINE TIPPS FÜR LEIPZIG
Die öffentlichen Verkehrsmittel benötigt ihr in Leipzig eigentlich zwingend nur für das Anfahren des Völkerschlachtdenkmals. Einzeltickets kosten EUR 3,20, ich habe mir aber dennoch ein 24-Stunden-Ticket um EUR 9,20 gekauft, da ich die zwei Tage für mein geplantes Sightseeing-Programm voll ausnutzen wollte. Gefahren bin ich dabei sowohl mit der Straßenbahn als auch der S-Bahn, die unter dem Markt eine aus architektonischer Sicht sehenswerte Station hat. Netzpläne gibt es auf der Webseite l.de.
FAZIT
Besser als in Leipzig hätte mein Start in die einwöchige Rundreise durch Ostdeutschland nicht beginnen können! Es ist für mich im Nachhinein faszinierend, wie viel ich in nur zwei Tagen erkunden und erleben konnte, ohne wirklich Stress zu bekommen. In diesem Blogartikel habe ich euch meine Top 10 an sehenswerten Orten, Plätzen und Gebäuden in Leipzig vorgestellt, damit ihr bei eurem Besuch auch das Maximum aus eurer Zeit rausholen könnt. Besonders hervorheben möchte ich den Leipziger Zoo, der für mich einer der besten ist, die ich je gesehen habe. Aber auch die Kulinarik mit dem typisch deftigen sächsischen Essen hat mich angesprochen und fand mit dem Gose-Bier, eine lokale Spezialität, ihren Höhepunkt. Leipzig kann ich also mit Begeisterung weiterempfehlen! 🙂
Wow, Leipzig scheint ja echt eine Reise wert zu sein! Hatte ich bis jetzt auch überhaupt nicht auf meinem Radar – danke für die tollen Tipps 😉
Danke Christine!
Liebe Grüße
Christian
Vielen Dank, dass du unsere schöne Stadt so interessant dargestellt hast.
Danke für das Lob Anna!
Viele Grüße
Christian
[…] hat. Vor meinem Besuch erkundete ich bereits zwei Tage lang Leipzig (siehe mein Beitrag 10 Gründe, warum du nach Leipzig musst), was bei mir einen immensen Eindruck hinterließ und die Messlatte für Dresden gehörig in die […]
Ach Leipzig war ein Traum gewesen vor 3 Jahren:).
Das glaub ich dir sofort! 🙂
Viele Grüße
Christian
Hallo Christian!
Manchmal hat man nicht viel Zeit, um eine Stadt zu erkunden oder ist auf der Durchreise. Daher finde ich deinen Artikel super, denn man erhält schnell einen Überblick über Leipzig und einige Highlights der Stadt. Meine Tochter ist vor mittlerweile drei Jahren in die sächsische Metropole gezogen. Seitdem habe ich sie regelmäßig besucht und auch einige Ecken von Leipzig kennengelernt. Die Stadt ist zwar groß, aber durch ihre zahlreichen Grünflächen, Parks und die schöne Altstadt lässt sie einen auch entspannen und durchatmen.
Apropos sächsische Städte: Auch Dresden kann ich nur empfehlen. Die gesamte Stadt ist von Denkmälern und prachtvollen Bauten geprägt. Da musst du unbedingt auch mal ein Wochenende verbringen! Auch kulinarisch hat es mir wirklich gefallen; bestelle mir selbst den Senf und Wein regelmäßig nach Hause. So kann man sich Dresden in seine eigenen vier Wände holen.
Ich genieße es sehr, mich von deinen Reiseartikeln inspirieren zu lassen. Beste Grüße und eine schöne Restwoche wünsche ich.
Liebe Miriam,
deinen Worten kann ich nichts hinzufügen! 🙂
Viele Grüße
Christian
Schöner Beitrag in passende Worte gepack, jedoch hast du dir außer das Völkerschlechtdenkmal nur die Innenstadt angesehen. Das wirklich junge und alternative Leipzig findet man in anderen Stadtvierten, wie im Leipziger Westen mit seinem Charme und belebten stark künstlerisch geprägten Kneipenstraßen oder die Prachtkneipenstraße, welche im Süden Richtung Connewitz immer mehr an das Berlin der später 90er erinnert. Schick ist es auch in Gohlis, wenn man sich für Architektur interessiert. Es gibt also noch viel zu sehen.
Hallo und danke für deinen Kommentar und die Anregungen! Jeder Besuch in einer anderen Stadt ist immer nur eine Momentaufnahme und kann nicht alles beinhalten. Aber es ist schön, für das nächste Mal gleich Tipps zu haben! 🙂
Viele Grüße
Christian