Dreimal habe ich jeweils im Herbst der wunderschönen Ysperklamm im südwestlichen Waldviertel in Niederösterreich einen Besuch abgestattet. Der Wanderweg entlang des Bachs ist wahrer Balsam für die Seele und den Körper. Als wäre die bunte Pracht der Bäume nicht ohnehin schon überwältigend, wartet die Klamm aber noch mit einer anderen farblichen Besonderheit auf. In diesem Artikel nehme ich dich mit auf eine Fotostory durch die Ysperklamm!
DIE HÖHEPUNKTE AUS DER YSPERKLAMM IN DIESEM REISEBERICHT
Geschichtliche Hintergründe zur Ysperklamm und warum sie zum Naturdenkmal ernannt wurde
Nützliche Hinweise zur Anfahrt mit dem Auto, den Öffnungszeiten und Preisen sowie allgemeine Tipps
Tipps für Fotografen, wie sich die Schönheit der Ysperklamm in Ruhe und ohne Massen festhalten lässt
Viele Fotos aus der herbstlichen Ysperklamm mit wildromantischen Eindrücken der Farbenpracht
Eine Wegbeschreibung durch die Ysperklamm mit der Möglichkeit, die Wanderung noch zu erweitern
Dieser Artikel wurde zuletzt am 4. Oktober 2022 aktualisiert.
YSPERKLAMM
FAKTEN
Reisezeit: Jeweils Oktober (Tagesausflug)
Anreise: Mit dem Auto von Wien über die A1 bis Ausfahrt Ybbs, dann der B25 und B36 bis zum Parkplatz (GPS-Position) beim Gasthof Forellenhof im Ortsteil Yspertal-Pisching folgen (ca. 1:50 h).
Öffnungszeiten: ganzjährig zugänglich
Eintritt: EUR 4,- (Erwachsene), nur Barzahlung
Mehr Infos: Offizielle Webseite
Gehzeit: Bergauf eine Stunde, bergab 40 Minuten
Distanz: Hin und zurück 2,4 Kilometer, kann durch den anschließenden „Druidenweg“ erweitert werden
Das Naturdenkmal Ysperklamm
Die Ysperklamm erhält ihr Wasser von der Großen Ysper, die im Weinsberger Wald entspringt und den ehemaligen Ödteich durchfließt. Der Teich wurde im 16. Jahrhundert mittels Damm künstlich angelegt und hatte die Aufgabe, Wasser für die Fischerei und Holzdrift aufzustauen. Bei der Drift wurden Holzscheite vor dem Teich bereitgelegt, der Damm geöffnet und das Holz mit der Kraft des Wassers durch die Klamm nach Ysperdorf geschwemmt.
Kraftwerksnutzung abgewendet
Während des zweiten Weltkriegs wurde überlegt, die Große Ysper durch Wasserkraft zur Stromerzeugung zu verwenden, wodurch die Ysperklamm trockengelegt worden wäre. Um diese Gefahr langfristig zu unterbinden, wurde von der Bezirkshauptmannschaft Melk im Jahr 1952 die Klamm zum Naturdenkmal ernannt. Dadurch ist sichergestellt, dass keine gravierenden, das natürliche Bild der Klamm verändernden Eingriffe erlaubt sind. Als Begründung wurde unter anderem genannt, dass es sich bei der Ysperklamm um „die größte und sehenswerteste Klamm des Bundeslandes Niederösterreich“ handelt. Der im Original per Schreibmaschine verfasste Bescheid kann übrigens auf der Webseite yspertal.info im PDF-Format angesehen werden.
Der verlorene Ödteich
Der Ödteich selbst wurde nach einem Dammbruch nicht mehr instandgesetzt, da es sich um ein künstliches Bauwerk handelte und damit keine Rechtfertigung für ein Naturdenkmal bestand. Heute erinnert nur mehr ein Fichtenwald an den ehemaligen Standort des Teichs.
HINWEISE ZUR YSPERKLAMM
Der Parkplatz ist kostenlos sowie der Besuch der Ysperklamm ganzjährig möglich.
Ich empfehle unbedingt gutes Schuhwerk, da vor allem bei Nässe die Holzstege zum Teil rutschig sind.
Nach der Rückkehr bietet sich ein Besuch im Gasthof Forellenhof an, die Fische sind dort wirklich sehr gut!
FOTOTIPPS FÜR DIE YSPERKLAMM
Fotografen sollten nach Möglichkeit bei Schlechtwetter die Klamm besuchen. Es sind dann sehr wenige Leute unterwegs, außerdem leuchten die Farben der Blätter und des Mooses stark durch die Feuchtigkeit.
Für einige gute Kompositionen ist es notwendig, in das Wasser zu steigen. Nehmt deshalb ein Handtuch und feste Badeschuhe mit, falls ihr welche habt. Unterschätzt nicht die Kälte des Wassers! Nach einer Minute im Bach hatte ich schon spürbar Schwierigkeiten, die Füße zu bewegen.
Romantischer Wegverlauf durch die Ysperklamm
Obwohl man theoretisch in einer Stunde die Klamm durchwandern kann, ist dies (vor allem für enthusiastische Fotografen) ein Ding der Unmöglichkeit. Man kommt an derart vielen romantischen und teils kitschigen Stellen vorbei, dass man einfach sehr oft innehalten und den Moment in der Natur genießen (oder fotografieren ;-)) muss. Auch die Dutzenden großen Felsblöcke laden geradezu ein, auf ihnen Platz zu nehmen und die Umgebung zu beobachten. Eine Besonderheit stellt die Farbe des Wassers dar: obwohl es glasklar ist, wirkt es optisch rötlich-braun. Der Grund dafür liegt im hohen Gehalt an Huminsäure und Eisen. Die Huminsäuren werden durch den Regen aus dem Boden ausgewaschen, daher ist die Färbung nach Regenfällen besonders intensiv.
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Abseits vom Wasser der Ysperklamm
Obwohl man beim Durchwandern der Ysperklamm fast immer entlang des Wassers marschiert, gibt es dennoch auch einige herrliche Stellen abseits des Flusses. Dort ist es dann etwas ruhiger und man kann bewusst auf Vogelgezwitscher und das Knistern der fallenden Blätter hören. Es bieten sich beim Blick nach oben großartige Szenerien – fast so, als würden sich die Bäume nur von ihrer allerbesten Seite präsentieren wollen. 😉 Den farblichen Kontrast dazu setzen die mit saftigem Moos bewachsenen Granitblöcke.
Die geteilte Ysperklamm
Die Klamm unterteilt sich in zwei Bereiche, die untere und obere Ysperklamm. Anfangs geht es noch recht gemächlich dahin und es gibt zahlreiche Möglichkeiten, seine Hände in das Wasser einzutauchen oder sogar mit den Füßen an seichten Stellen umherzuwaten. Ich kenne eigentlich sehr wenige Klammen, in denen der Weg so nah am Wasser verläuft. Das liegt allerdings auch daran, dass die Ysperklamm in keiner extrem wilden, von hohen Felsen umgebenen Landschaft liegt.
Eine Klamm, zwei Wege
Dennoch schlängelt sich der mit hölzernen Aufstiegshilfen und natürlichen Steinstufen gesäumte Weg rund 300 Höhenmeter nach oben. In der Mitte des Weges besteht die Möglichkeit, über einen Forstweg wieder retour zu gehen. Folgt man dem oberen Klammabschnitt, wird der Aufstieg steiler und es bieten sich nicht mehr ganz so viele Fotomöglichkeiten. Eine Brücke über die Große Ysper kennzeichnet das Ende der Ysperklamm.
TIPP: Der Druidenweg
Wer am Ende der Ysperklamm noch nicht genug hat, kann dem Weg durch den Wald weiter folgen. Eine ausführliche Beschreibung des an die Ysperklamm anschließenden „Druidenwegs“ gibt es auf der Seite bergfex.at.
FAZIT
Eine Wanderung durch die Ysperklamm ist für Geist, Körper und Seele ein absolut befriedigendes Erlebnis. Auch wenn die Klamm während des ganzen Jahres zugänglich ist, empfehle ich ganz klar den Herbst. Die Farbenpracht ist dann einfach unbeschreiblich schön. Hast du jetzt auch Lust bekommen, der Ysperklamm einen Besuch abzustatten? Ich freue mich über deine Gedanken in einem Kommentar! 🙂