Wenn du wieder einmal auf der Suche nach einem Ziel für einen kurzen Städtetrip oder einen Wochenendausflug bist, dann setze unbedingt Kempten im Allgäu auf deine Wunschliste! Die Stadt überzeugt durch beeindruckende Sehenswürdigkeiten, vielfältige Shopping-Möglichkeiten und idyllische Biergärten. Ich habe dir in diesem Reisebericht zehn Highlights und Tipps zusammengestellt, wie du ein Wochenende in Kempten zu einem perfekten Städtetrip machst!
DIE HÖHEPUNKTE AUS KEMPTEN IN DIESEM REISEBERICHT
Eine kleine, aber sehr feine Altstadt mit Einkaufsmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten
Zwei Kirchen, die Kempten einen visuellen Stempel aufdrücken und im Gedächtnis bleiben
Die Residenz mit mehreren Räumen voller unvorstellbar schöner, barocker Pracht
Einen archäologischen Park, der eine sehr gut erhaltene Thermenanlage der Römer zeigt
Mehrere wundervolle Biergärten mit lokalen Bierspezialitäten und regionaler Küche
Dieser Artikel wurde zuletzt am 30. August 2022 aktualisiert.
KEMPTEN IM ALLGÄU
FAKTEN
Reisezeit: Juli (2 Tage, 1 Übernachtung)
Anreise: Mit dem Zug Railjet von Wien Hauptbahnhof nach München Hauptbahnhof, weiter mit dem Regionalzug nach Kempten im Allgäu (6:12 h, davon 50 Minuten Umstiegszeit in München)
Unterkunft: bigBOX ALLGÄU Hotel* (Kotterner Straße 62-64): modernes, klassisches Stadthotel mit angeschlossener Veranstaltungshalle, gute Lage am Rand der Altstadt und ca. zehn Gehminuten vom Bahnhof entfernt, Einkaufszentrum Forum Allgäu praktischerweise direkt daneben. Zimmer in angenehmer Größe, gute Betten, sehr gute Dusche, Safe, Klimaanlage (abschaltbar), WLAN je nach Lage im Hotel sehr gut bis sehr schwach, Frühstücksbuffet sehr gut, gemütliche Hotelbar vorhanden. Weiterempfehlung? JA!
Auf meiner bevorzugten Hotelsuchmaschine booking.com findest du weitere schöne Unterkünfte in Kempten*.
TRANSPARENZHINWEIS
*Die mit Stern gekennzeichneten Verweise in diesem Blogartikel sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn euch mein Blogartikel bei der Planung eurer Reise geholfen hat, freue ich mich, wenn ihr über diese Links eure Unterkunft oder Freizeitaktivitäten bucht. Ich erhalte dadurch eine kleine Provision und ihr unterstützt den Erhalt dieses Blogs. Für euch entstehen dabei selbstverständlich keine Nachteile. Vielen Dank! 🙂
Kempten: Alte Stadt, ganz jung geblieben
Kempten ist eine jener Städte, die ich wohl ohne Zufall niemals besucht hätte. Zum Glück! Denn ich kann schon am Beginn dieses Artikels vorwegnehmen, dass mich Kempten voll überzeugen konnte. Meine Freundin nahm dort an einem kreativen Business Event teil und so stellte Kempten einfach den ersten Stopp unserer zweiwöchigen Interrail-Rundreise durch Europa dar. Kempten nennt sich selbst älteste Stadt, ist in Deutschland mit dieser Bezeichnung allerdings nicht der einzige Ort, der das von sich behauptet. Fakt ist, dass die Stadtgeschichte unheimlich spannend ist und sogar mich als Geschichtsbanausen fesselte. In mehreren Museen und Ausstellungen kannst du hautnah eintauchen und auf moderne und kurzweilige Art mehr über die römischen Anfänge Kemptens und die Rolle als „Doppelstadt“ im Mittelalter erfahren.
Wie viele Tage für Kempten einplanen?
Die Anzahl der Sehenswürdigkeiten in Kempten ist gut überschaubar. Wenn du in der Nähe der Stadt wohnst, empfehle ich dir zwei Tage vor Ort zu bleiben, um alles stressfrei zu entdecken. Wenn du von weiter weg in das Allgäu kommst und etwa wie wir aus Wien mit dem Zug schon einen halben Tag Anreise benötigst, dann würde ich Kempten eher als Zwischenziel in eine längere Reise durch Bayern einbauen. Apropos: Kempten gehört zwar zum Bundesland Bayern, vom Dialekt her ist das aber nicht mehr hörbar – dieser geht durch die Lage im Bezirk Schwaben wenig überraschend deutlich ins Schwäbische. Die Stadt ist ziemlich hügelig und erfordert etwa für die Erkundung der römischen Ausgrabungen oder der Burghalde auch mal etwas Anstrengung. Der Schweiß zahlt sich aber aus und es gibt genügend Möglichkeiten für ausgiebige Pausen in Biergärten sowie Cafés.
Viele Radfahrer, wenige Touristen
Kempten ist ganz offensichtlich ein beliebtes Zwischenziel bei Radfahrerinnen und Radfahrern. Überall in der Stadt trifft man Menschen in Sportkleidung in Lokalen sowie mit ihren Rädern an den Attraktionen. Sehr interessant fand ich den Umstand, dass die Innenstadt samstags extrem gut von Einheimischen besucht war, klassische Touristen aber eher in der Unterzahl waren: in den Sehenswürdigkeiten herrschte während meiner Besuche meist gähnende Leere. Mir war das natürlich recht! Am Sonntag ging es in den Ausstellungen sowie den historischen Bauwerken ähnlich ruhig zu und auch die Gassen der Stadt waren naturgemäß verwaist. Alle Tipps und meine persönlichen Erfahrungen zu den Sehenswürdigkeiten von Kempten aber nun im Detail!
TIPP: Alle Highlights dieser Interrail-Reise
Kempten war nur eines von mehreren Zielen auf einer zweiwöchigen Tour im Zug durch Europa. In meinem umfangreichen Artikel Interrail: Inspiration für deine Zugreise findest du detaillierte Informationen zur Planung der Route, den einzelnen Zwischenstopps (Kempten, Zürich, Basel, Dijon, Paris, Brighton, London, Rotterdam, Hamburg und Nürnberg) und jede Menge Fotos sowie persönliche Tipps.
DIE 10 BESTEN SEHENSWÜRDIGKEITEN IN KEMPTEN
1) Fürstäbtliche Residenz Kempten
Ein Besuch der Residenz Kempten ist ein absolutes Muss, wenn du in Kempten bist! Eine Besichtigung ist nur im Rahmen einer Führung möglich, die aber alle 45 Minuten stattfindet. Die Tickets erhältst du direkt beim Eingang, der erst rund 10-15 Minuten vor Beginn aufgesperrt wird und wo auf einem Schild auch die exakten Zeiten angeschrieben sind. Am besten kombinierst du die Residenz gleich mit der angrenzenden Basilika St. Lorenz (siehe nächster Punkt), um eine eventuelle Wartezeit sinnvoll zu nützen. Gemeinsam mit mir waren nur sehr wenige Besucherinnen und Besucher vor Ort, was für die Besichtigung eines derartigen Schatzes natürlich Gold wert ist. So konnte ich alles in Ruhe ansehen und fotografieren. Ja richtig gelesen, man durfte zu meiner Überraschung alles fotografieren! Die Veröffentlichung meiner Fotos erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Bayerischen Schlösserverwaltung.
Führung mit vielen Details
Die ehemals von der Justiz genutzten Räume sind mittlerweile für die Öffentlichkeit zugänglich. In der ab 1651 erbauten Residenz Kempten ist immer noch alles weitgehend im Originalzustand, während in der optisch ähnlichen, aber weitaus größeren Residenz München heute großteils Repliken zu sehen sind. Ich hatte das Glück, die Führung mit Herrn Hugo zu genießen, der mit Leidenschaft jedes noch so kleine Detail in den Fresken der Räume erklären und Anekdoten sowie Bedeutungen dazu kurzweilig erläutern konnte. Seiner Aussage zufolge dauert eine Führung normalerweise rund 30-40 Minuten, Hugo wusste sein Publikum aber gleich 75 Minuten ohne aufkommende Langeweile zu unterhalten!
Barock und Rokoko im Überfluss
Während der Führung geht es durch die schönsten barocken Räumlichkeiten der Residenz, die bei Schlechtwetter nur mit Filzpatschen statt Straßenschuhen betreten werden dürfen. Du bekommst ein Schlafzimmer, ein Audienzzimmer, ein Vorzimmer und den besonders beeindruckenden Thronsaal zu Gesicht. Dieser wurde von der Justiz noch vor gar nicht allzu langer Zeit für einen Mordprozess genutzt. Aufgrund von massiven Platzproblemen finden Verhandlungen mittlerweile allerdings im großen Fürstensaal statt, der auch Zusehern und Medienvertretern genügend Platz bietet. Dieser ist zwar relativ nüchtern gestaltet, kann aber dennoch beim Gedanken an einen Prozess gehörig einschüchtern.
2) Basilika St. Lorenz in Kempten
An die Residenz Kempten angebaut steht die Basilika St. Lorenz. Die Kirche bietet gemeinsam mit der Residenz wirklich ein absolut beeindruckendes Erscheinungsbild. Der Anblick ist unglaublich imposant und man kann sich richtig gut vorstellen, welche Wirkung so ein Bauwerk früher auf die gläubigen Menschen gehabt haben muss. Vor dem Haupteingang führt eine ungewöhnlich große Treppe zu den Toren der Basilika. Die Kirche lässt sich durch den ausgedehnten Freiraum rundherum sowohl frontal als auch von der Seite sehr gut fotografieren. Innen ist das Bauwerk wahnsinnig üppig ausgestattet. Überall springt dir feinster Barock ins Auge und es gibt sehr viele Details zu entdecken.
Der Markt am Hildegardplatz
Beim Rundgang solltest du nicht den großzügigen Raum hinter dem Altar verpassen, der Einblick in die mächtige Kuppel mit seinen wunderschönen Deckenfresken von Andreas Asper ermöglicht. Ebenfalls sehenswert ist das Chorgestühl aus Holz mit seinen Stuckmarmortafeln. Vor der Kirche gibt es übrigens am Hildegardplatz mittwochs und samstags einen beliebten Markt, der von Obst und Gemüse bis hin zu lokalen Köstlichkeiten sowie Kaffee allerhand bieten soll. Leider sorgte meine lange Anreise aus Wien an einem Samstag dafür, dass ich erst gegen 14 Uhr vor Ort sein konnte, als die Marktstände schon großteils abgebaut waren. Ich hoffe du hast mehr Glück und berichtest mir dann in einem Kommentar von den Leckereien am Markt!
3) Kempten-Museum im Zumsteinhaus
Direkt gegenüber der Residenz sticht das Zumsteinhaus optisch ins Auge. Das Gebäude beherbergt das kostenlos zugängliche Kempten-Museum über die mehr als 2.000-jährige Stadtgeschichte Kemptens. Falls du dich über den Namen des Hauses wunderst: Das Stadtpalais wurde 1802 von der Kaufmannsfamilie Zumstein erbaut und steht mit seiner klassizistischen Fassade und vielen Schmuckelementen heute unter Denkmalschutz. Im Inneren des Gebäudes findest du mehrere Themenräume über die verschiedenen Zeitabschnitte von Kempten in der Vergangenheit. Beeindrucken konnte mich vor allem das im 3D-Druck entstandene Stadtmodell, auf dem du die hügelige Landschaft mitten in der Innenstadt gut erkennen kannst. Für Kinder gibt es eigens aufbereitete Stationen, sodass sich auch Familien im Zumsteinhaus gut aufgehoben fühlen werden.
4) Der Hofgarten und die Orangerie in Kempten
Nach dem kulturellen Besichtigungsmarathon hast du zwei Möglichkeiten, etwas zu entspannen. Zum einen kannst du von der Basilika St. Lorenz direkt in den Biergarten der Brauereischänke Zum Stift einfallen (siehe Punkt 10 zur Kulinarik in Kempten) oder in den Hofgarten hinter der Residenz spazieren. Dieser ist im Stil einer barocken Schlossgartenanlage errichtet und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Früher wurde hier Gemüse angebaut und Fischteiche betrieben, später das Areal dann vom Militär genutzt. Heute erinnern nur die Terrassen und der Teich an die ehemalige Verwendung. Wundervoll ist die Orangerie, in der die Stadtbibliothek ihre Heimat hat. Verpasse auch keinesfalls das Mosaikwasserbecken, welches die wichtigsten historischen Gebäude von Kempten abbildet.
5) Archäologischer Park Cambodunum in Kempten
Die Überreste der römischen Stadt Cambodunum (historischer Name der Stadt Kempten) wurden auf einem Hügel am Ufer der Iller entdeckt und sind heute für die Öffentlichkeit aufbereitet. Die Ausgrabungsstätte nennt sich Archäologischer Park Cambodunum und unterteilt sich in mehrere Abschnitte. Ein großer Park mit einigen wenigen Ausgrabungen ist zu jeder Zeit frei zugänglich, nur zwei Bereiche sind kostenpflichtig, mit 5 Euro Eintritt für Erwachsene aber sehr günstig. Im Abschnitt „Gallorömischer Tempelbezirk“ findest du Gebäudereste aus der alten Römerstadt, wobei mich dieser Teil nicht so sehr interessierte. Dafür bietet sich dir dort daneben (kostenlos zugänglich) ein super Aussichtspunkt auf Kempten!
Wellness auf römisch
Vollkommen abgeholt hat mich dagegen der kostenpflichtige Bereich „Kleine Thermen“, dessen Besichtigung ich dir auch schwer ans Herz lege. Noch nie habe ich eine derart gut erhaltene „Wellnessanlage“ aus der Römerzeit gesehen! Das Untergeschoss einer kompletten Thermenlandschaft wurde von Archäologen freigelegt und bietet aufschlussreiche Eindrücke aus vergangenen Zeiten. Du kannst dir anhand der Ausgrabungen und der hilfreichen Infotafeln sehr gut vorstellen, wo der Ofen mit Brennholz platziert war, wie die Hitze in das Tepidarium und andere Räume geleitet und wo das Abwasser entsorgt wurde. Sicherlich ist der Archäologische Park Cambodunum eine der beeindruckendsten Stätten für römische Ausgrabungen, die ich im deutschsprachigen Raum je gesehen habe.
6) Der Rathausplatz von Kempten
Der Rathausplatz ist nicht nur das Zentrum der Stadt, sondern auch ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen im Schatten des umwerfenden Rathauses von Kempten. Das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Mittelalter stammt aus dem 15. Jahrhundert und stellt ein ganz besonders schönes Fotomotiv dar. Während in anderen Städten „Alte Rathäuser“ nur noch als reine Sehenswürdigkeit bestehen, wird das Bauwerk in Kempten immer noch aktiv vom Oberbürgermeister als Sitz genutzt. Rund um das Rathaus findest du genügend Sitzmöglichkeiten in den Lokalen, um das zauberhafte Ambiente mit einem Getränk und Blick auf das historische Gebäude zu genießen.
7) Die St.-Mang-Kirche in Kempten
Die St.-Mang-Kirche ist die zweite wichtige Kirche neben der Basilika St. Lorenz (siehe Punkt 2). Die gotische Kirche wurde Mitte des 18. Jahrhunderts im Barock-Stil umgebaut, welchen man aber Anfang des 20. Jahrhunderts zurückbaute, sodass du heute nach dem Betreten einen sehr nüchternen Innenraum vorfindest. Ich war gleich an zwei Tagen vor Ort und hatte beide Male Pech mit der Beleuchtung, die nur einmal kurz in Betrieb war. Zum Fotografieren stellte mich das also vor eine Herausforderung. Den sehr imposanten Holzaltar, an den ich leider nicht nahe herangehen konnte, musste ich mit meinem Teleobjektiv unter erschwerten Bedingungen ablichten, um dir hier ein Bild zeigen zu können. Sehr imponierend empfand ich auch die Kanzel von 1608 und die Orgel, welche ich gerne in Aktion erlebt hätte.
Rund um die St.-Mang-Kirche
Die St.-Mang-Kirche ist nicht die einzige Sehenswürdigkeit am St.-Mang-Platz. Du findest hier beispielsweise den sehenswerten St.-Mang-Brunnen im Jugendstil aus dem Jahr 1905 von Georg Wrba. Die sogenannte Pax-Glocke (Friedensglocke) kannst du ebenfalls nicht übersehen, sie erinnert als Denkmal an den Frieden. Auf dem Platz sind weitere bedeutsame Häuser zu finden: einerseits das aus zwei Gebäuden zusammengesetzte Rote Haus an der Adresse St.-Mang-Platz 3 von circa 1730, welches generell von einer bildschönen Gebäudezeile umrahmt wird. Auf der anderen Seite des Platzes, links vom Eingang der St.-Mang-Kirche, steht dagegen das vermutlich älteste Haus Kemptens. Als Teil des Mühlberg-Ensembles wurde es als Steingebäude 1289 errichtet und wird heute von der Caritas genutzt.
8) Schauraum Erasmuskapelle in Kempten
Eine alte Kapelle unter dem Vorplatz der St.-Mang-Kirche? Klingt absolut nüchtern und ich erwartete nichts Aufregendes, doch der Schauraum Erasmuskapelle stellte sich für mich als eine der besten Sehenswürdigkeiten in Kempten heraus. 2008 wurde bei Grabungen entdeckt, dass die jahrhundertealte Erasmuskapelle sehr gut erhalten ist und als Ausstellungsraum aufbereitet werden kann. Eine Besichtigung ist nur im Rahmen einer stündlich stattfindenden Führung möglich, Tickets bekommst du am Seiteneingang der St.-Mang-Kirche. Es geht 23 Stufen in die Tiefe, wo inmitten der Überreste der Erasmuskapelle ein digitaler Showroom eingerichtet wurde.
Bildgewaltige Multimediashow
Nach einer kurzen Einführung wird eine achtminütige Multimediashow an den Wänden der Kapelle projiziert und die Geschichte so sehr bildlich und tongewaltig erzählt. Danach folgt eine Besprechung mit der Führerin oder dem Führer, wobei du Fundstücke an den Wänden und spannende Details in der Kapelle gezeigt und erklärt bekommst. So finden sich etwa Totenköpfe, Wandmalereien und Beweise für die zwischenzeitliche Nutzung der Erasmuskapelle als Weinkeller. Ich konnte mich sehr gut in die vergangene Zeit zurückversetzen! Der Schauraum Erasmuskapelle ist empfehlenswert, um nicht nur die Stadtgeschichte zu verstehen, sondern auch unterhalten zu werden. Kurz gesagt: 45 Minuten, die es wirklich wert sind.
9) König-Ludwig-Brücke und Obere Illerbrücken in Kempten
Ein historisch bedeutsames Ensemble sind die König-Ludwig-Brücke und die Oberen Illerbrücken. Wenn du ein Fan von Architektur bist, dann plane einen Spaziergang entlang des Iller-Ufers zu den Bauwerken jedenfalls ein! Die König-Ludwig-Brücke von 1851 ist weltweit eine der ältesten hölzernen Eisenbahnbrücken und vom US-amerikanischen Ingenieur William Howe im Fachwerkbau ausgeführt. Sehen kannst du das Fachwerk, das dem Bauwerk die hohe Stabilität verleiht, leider nicht, da es nach einer aufwendigen Restaurierung zum Schutz vor der Sonne mit einer Metallverkleidung abgedeckt ist – ich selbst kenne das ursprüngliche Aussehen auch nur von Illustrationen. Nach der anfänglichen Nutzung für die Eisenbahn wurde die Brücke zuerst für den Autoverkehr und dann für Fußgänger und Radfahrer umgebaut.
Die Illerbrücken aus Stampfbeton
Gleich daneben stehen die wie Zwillinge aussehenden Oberen Illerbrücken von 1904 und 1906. Die Besonderheit ist die Bauweise als Stampfbetonbrücken. Dabei wird der Beton nicht mit Bewehrungen (Stahlgitter) verstärkt, sondern durch Druckstöße beim Stampfen verdichtet. Die beiden Verkehrsbauten zählen heute als die größten Stampfbetonbrücken der Welt und stehen natürlich auch unter Denkmalschutz. Anfangs wurden beide als Eisenbahnbrücken genutzt, heute dient eine der Brücken aber dem Autoverkehr. Es ist jedenfalls ein wirklich spektakuläres Fotomotiv, wenn die roten Regionalzüge über die äußere Illerbrücke gleiten. Ich empfehle dir, über einen kleinen Weg auch nach unten an den Fuß der Brücken zu gehen und vom Ufer aus ein Foto zu schießen, auf das du alle drei Bauten bannen kannst.
10) Biergärten und Bierlokale in Kempten
Brauereien haben in Kempten eine lange Tradition, dementsprechend groß ist das Angebot an Braugasthäusern und Restaurants mit gepflegter Bierauswahl. Während meines Besuchs konnte ich in zwei Tagen vier Lokale testen und unterschiedliche Biere der Region Allgäu sowie lokale Spezialitäten probieren.
Brauereischänke Zum Stift
Die Brauereischänke Zum Stift blickt auf eine jahrhundertelange Tradition zurück und wurde gemeinsam mit dem Bau der daneben befindlichen Basilika St. Lorenz und der Residenz 1652 errichtet. Auch nach einigen Umbauten wirkt das heutige Gebäude immer noch sehr authentisch und bietet einfach ein tolles Ambiente. Der Biergarten ist nicht übermäßig groß, aber herrlich zum Entspannen und Bier genießen. Ich probierte das Allgäuer Urtyp Export Hell (gut und süffig) sowie das Allgäuer Urtyp Dunkel (ausgezeichnet, geschmacklich ganz leichte Rauchnoten, unkompliziert, sehr süffig und anregend), dazu einen typischen Schweinekrustenbraten mit Kartoffelknödel und Kraut. Unbedingt probieren!
Fasshalle Kempten
Die Fasshalle Kempten wollte ich mir unbedingt ansehen, denn sie ist historisch gesehen sehr wichtig für den Braubetrieb in der Stadt. Die Geschichte des Allgäuer Brauhauses geht schon mehr als 600 Jahre zurück. 1911 gründete man schließlich die Allgäuer Brauhaus AG, welche sich nach einem zwischenzeitlichen Umzug nun wieder in den Räumlichkeiten der Fasshalle befindet. Nur gebraut wird hier nichts mehr, sondern außerhalb von Kempten. Der Biergarten selbst ist unspektakulär, die modern umgestaltete Fasshalle ist das klare Highlight. Trotz Umbaus konnte man aus meiner Sicht das historische Flair sehr gut erhalten. Ausgeschenkt wird unter anderem das Allgäuer Büble Bier Edelbräu, welches sich sehr gut und einfach trinken lässt.
Biergarten auf der Burghalde
Die Burghalde Kempten ist eine Erhebung direkt in der Stadt und war im Mittelalter der Standort einer Festung, die im 18. Jahrhundert geschleift wurde. Als stummer Zeuge übrig geblieben ist nur ein um 1488 gebauter Turm der alten Stadtmauer. Heute befindet sich darin das Allgäuer Burgenmuseum. Einige Schritte weiter errichtete man eine Freilichtbühne und angrenzend einen kleinen, aber sehr feinen Biergarten. Hier kannst du in ruhiger Atmosphäre unter dem Schutz der Bäume die Biere der Brauerei Schäffler Bräu aus dem Süden des Allgäus trinken. Das Weißbier konnte mich vollends überzeugen!
Hotel Bayerischer Hof
Normalerweise gehe ich nicht in Hotelrestaurants essen. Nach meiner Besichtigung des Archäologischen Parks Cambodunum hatte ich aber großen Bierdurst und war außerdem auf der Suche nach den berühmten Allgäuer Kässpatzen. Beides fand ich im Hotel Bayerischer Hof* am Fuß des Hügels, auf dem die Ausgrabungsstätte liegt. Ein entzückender Garten mit Brunnen lieferte ein Ambiente, wie es nicht besser hätte sein können und die Qualität der Kässpatzen war ausgezeichnet! Ausgeschenkt wird unter anderem Weißbier von der Aktienbrauerei Kaufbeuren, welches ohne Überraschung erneut sehr gut mundete.
FAZIT
Kempten im Allgäu ist eine wirklich ausgezeichnete Destination für einen Wochenendtrip! Egal, ob du eine neue Stadt suchst oder einfach wieder mal nicht weißt, was du tun sollst – Kempten bietet alles, was man sich als Besucherin oder Besucher wünschen kann. Die Anzahl an Sehenswürdigkeiten ist angenehm kompakt, um an zwei Tagen sehr viel erleben zu können und trotzdem ohne Stress Zeit zum Shoppen oder für die empfehlenswerten Biergärten zu finden. Es sind genau so kleine Städte wie Kempten, die mir das Reisen und Entdecken immer wieder aufs Neue schmackhaft machen. Ich bin auf deine Meinung gespannt, ob du nun auch Interesse an einem Besuch in Kempten hast? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar!
Hallo Christian, was für geniale Kirchenbilder. Aber nicht nur wegen der tollen Barockkirchen sollte man da vermutlich mal hin. Eine Freundin von uns ist bewusst vor zwei Jahren von Berlin nach Kempten gezogen und ist superhappy dort, allein schon wegen der tollen Bergwelt drum herum. Wir müssen sie endlich mal besuchen, fällt uns gerade ein. Danke!
Danke Michael! Go for it, ihr werdet Kempten lieben!
Viele Grüße
Christian
Lieben Dank für den Tipp;)
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