Immer wenn ich zwei bis drei Tage frei habe, suche ich nach einer interessanten Destination für einen Kurzurlaub. Dabei bieten sich beispielsweise Städtetrips an, die man schon lange auf der To-do-Liste stehen, aber bisher immer aufgeschoben hat. So erging es mir auch mit der tschechischen Grenzstadt Znaim, die sogar in einen wunderbaren Nationalpark hineinreicht – welche Stadt kann das noch vorweisen? 😉
Dieser Artikel wurde zuletzt am 13. Juni 2021 aktualisiert.
Znaim (Znojmo)
FAKTEN
Reisezeit: Ende Oktober 2017 (2 Tage, 1 Übernachtung)
Anreise mit dem Auto: Von Wien über die A22 bis Knoten Stockerau, S3 bis Hollabrunn, B303 bis Kleinhaugsdorf (Grenze), Route 38 bis Znojmo (ca. 1:10h)
Anreise mit dem Zug: Vom Bahnhof Wien Praterstern mit dem Regionalzug direkt nach Znojmo (1:31h)
Unterkunft: Hotel Residence TGM* (Masarykovo nám. 334/12) – das Hotel liegt direkt am zentralen Masarykplatz von Znaim und bietet zwölf Zimmer an, die alle in minimalistischer Art mit weiß als vorherrschender Farbe gestaltet sind. Mein geräumiges Zimmer Nummer 12 war im ebenerdigen Innenhof. Die Fenster können nicht geöffnet werden, nur im Badezimmer besteht diese Möglichkeit. Das Doppelbett ist sehr bequem und groß, die Dusche ausgezeichnet. Das kostenlose WLAN wollte mein iPhone leider permanent nicht anzeigen. Das Frühstücksbuffet war zwar überschaubar, aber qualitativ gut bestückt. Das Hotel verfügt über keinen eigenen Parkplatz, ich habe das Auto aber vor dem Gebäude auf dem Masarykplatz abstellen können. Die Parkgebühren sind mit CZK 80,- (EUR 3,10) für drei Stunden (jede weitere Stunde CZK 40,- / EUR 1,60) zwar relativ teuer, aber dafür ist Znaim im Gegenzug allgemein sehr günstig. Weiterempfehlung? JA
Auf meiner bevorzugten Hotelsuchmaschine booking.com findet ihr weitere schöne Unterkünfte in Znaim*.
TRANSPARENZHINWEIS
*Die mit Stern gekennzeichneten Verweise in diesem Blogartikel sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn euch mein Blogartikel bei der Planung eurer Reise geholfen hat, freue ich mich, wenn ihr über diese Links eure Unterkunft oder Freizeitaktivitäten bucht. Ich erhalte dadurch eine kleine Provision und ihr unterstützt den Erhalt dieses Blogs. Für euch entstehen dabei selbstverständlich keine Nachteile. Vielen Dank! 🙂
Znaim – ideales Ziel für einen Städtetrip
Die mährische Stadt Znaim ist nur wenige Minuten von der Grenze zu Österreich entfernt und die Distanz von meiner Heimat Wien beträgt ebenfall nur überschaubare 75 Kilometer. Wie so oft hat es aber sehr viele Jahre gedauert, bis ich diese Nähe endlich auch einmal für einen Besuch ausgenutzt habe. Ähnlich erging es mir bereits mit den zu Wien sehr nahe liegenden Städten Bratislava und Brünn.
Normalerweise bevorzuge ich für so eine kurze Strecke eigentlich den Zug, mit dem man von Wien in nur 90 Minuten zum Bahnhof von Znaim gelangt. Dieses Mal haben meine Freundin und ich aber trotzdem das Auto gewählt, weil wir nach Znaim noch einen Abstecher in den Nationalpark Thayatal auf österreichischer Seite machen wollten. Aber auch in Znaim selbst hat es sich für die Fahrt zu einem wunderschönen Aussichtspunkt ausgezahlt, mit dem Auto vor Ort zu sein, dazu später im Text mehr.
Kleine, aber liebevolle Altstadt
Wenn man mit dem Auto nach der Grenze in Richtung Znaim fährt, wirkt die Stadt aus der Ferne richtig groß und mächtig, obwohl hier nur rund 35.000 Einwohner leben. Der touristisch interessante Teil ist mit der Altstadt und einigen wenigen außerhalb befindlichen Orten aber äußerst überschaubar. Prinzipiell ist es sicherlich möglich, alles Interessante in einem Tagesausflug unterzubringen. Meine Freundin und ich bevorzugen aber immer zumindest eine Übernachtung, um eine Stadt intensiver auf uns wirken zu lassen – abends beleuchtet sieht einfach alles ganz anders aus und es wird wesentlich ruhiger.
Eine tolle Webseite zur Orientierung und mit sehr vielen Detailinformationen zu Sehenswürdigkeiten, Kultur und aktuellen Veranstaltungen findet ihr übrigens auf znojemskabeseda.cz – oder ihr holt euch vor Ort in der Touristeninfo neben dem Rathausturm viele nützliche Prospekte. Nun stelle ich euch aber die wichtigsten Punkte von Znaim vor!
Die vier wichtigsten Sehenswürdigkeiten
Znaimer Burg
Znaim ist eine sehr hügelige Stadt und war somit prädestiniert für den Bau einer Burg. Die Znaimer Burg (Znojemský hrad) entstand in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und war ein wichtiges Verteidigungs- und Verwaltungszentrum. Von hier konnten das Thayatal, das Granice-Tal sowie die Hangebene, wo heute die Stadt Znaim steht, ohne Sichtbehinderung kontrolliert werden. Nach der Gründung der Stadt Znaim durch Ottokar I. Přemysl vor dem Jahr 1226 wurde die Burg zum Sitz der königlichen Burggrafen.
1710 bis 1721 baute man einen Teil der Burg in ein Barockschloss um, außerdem bekamen die Znaimer Bürger das Areal vor der Burg, wo bald die Brauerei Hostan (Pivovar Hostan) errichtet wurde. Diese stellt mit ihrem eisernen Eingangstor übrigens auch den Zugang zur Burg dar. Die lokale Biermarke ist nach dem Bierbrauer Hostan benannt – gefunden habe ich das Bier allerdings leider in keinem Lokal.
Rotunde St. Katharina
Das wichtigste und zugleich älteste Bauwerk Znaims ist die auf dem Burgareal befindliche Rotunde St. Katharina (Rotunda sv. Kateřiny). Von außen wirkt sie nicht unbedingt auffallend, das Innere schmücken allerdings einzigartige romanische Fresken aus dem Jahr 1134, die böhmische und mährische Herrscher sowie Szenen aus der Geschichte des Landes darstellen. Soweit die Theorie, denn ansehen konnte ich mir diese Kunstwerke leider nicht. Da die Fresken äußerst sensibel auf die klimatischen Bedingungen reagieren, ist die Rotunde nur von April bis Anfang Oktober (Dienstag bis Sonntag 9-17 Uhr) für Besucher geöffnet.
Wenn ihr zu dieser Zeit in Znaim seid, dürfen im Abstand von 30 Minuten immer nur maximal zehn Personen gleichzeitig in das Innere gehen – laut Webseite muzeumznojmo.cz könnt ihr euch aber zumindest vormerken lassen, falls der Andrang zu groß ist. Ähnlich verhält es sich übrigens mit der Besichtigung der Burg: auch hier ist es ausschließlich von April (nur am Wochenende) bzw. Mai bis September (Dienstag bis Sonntag 9-17 Uhr) möglich, die Ausstellungen anzusehen.
Fotospots
Vom Burgareal hat man einen ausgezeichneten Blick auf die St.-Nikolaus-Kirche und das Thayatal. Man sieht von hier auch sehr gut die Eisenbahnbrücke, die seit 1988 als Technisches Denkmal geschützt ist.
TIPP
Wenn das Wetter gut ist und ihr einen wirklich schönen Abend mit genialem Ausblick erleben wollt, dann empfiehlt sich das Terrassenlokal Občerstvení teraZa im Burggelände gegenüber der Rotunde. Dort kann man täglich bis 21 Uhr alkoholfreie Getränke, Bier sowie Wein bestellen und den Sonnenuntergang mit Blick in das umliegende Tal genießen.
St.-Nikolaus-Kirche
Die St.-Nikolaus-Kirche (Kostel sv. Mikuláše) ist gemeinsam mit dem Rathausturm (siehe nächster Punkt) ein Wahrzeichen von Znaim. Sie wurde 1338 im gotischen Stil erbaut und beeindruckt im Inneren unter anderem mit einem Predigtstuhl in Form einer Erdkugel und weiteren barocken Elementen. Gefallen hat mir auch die neugotische Orgel im Chor. Eine Besonderheit ist der Kirchturm: er entstand erst Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde unüblicherweise an der östlichen Seite angebaut.
Gleich neben der Kirche steht die Wenzelskapelle (Kaple sv. Václava) aus dem Jahr 1523, die für Messen bei Bestattungen genutzt wurde. Heute wird die Kapelle für Konzerte und Ausstellungen verwendet. Neben dem Eingang solltet ihr unbedingt auch rechts in den überdachten Rundgang schauen, denn von dort sieht man herrlich auf die Burg, die Eisenbahnbrücke und das Thayatal.
Fotospots
Rathausturm
Der Znaimer Rathausturm (Radniční věž) ist ein äußerst markantes Wahrzeichen der Stadt und von vielen Plätzen aus sichtbar. Nachdem das ursprüngliche Rathaus 1444 durch einen Brand zerstört wurde, lagerte man beim Wiederaufbau den Rathausturm gleich als eigenständiges neues Objekt aus. Der Bau des 80 Meter hohen, spätgotischen Turms dauerte von 1445 bis 1448.
In luftiger Höhe wohnte der Wächter, um Tag und Nacht die Umgebung zu beobachten und bei Gefahr Alarm zu schlagen. Um sicherzustellen, dass er seiner Aufgabe auch nachging, musste der Wächter jede Stunde die Uhrzeit melden. In späteren Jahren beschränkte sich die Wache auf Brandmeldungen und 1924 war es dann überhaupt vorbei mit dem Wachdienst auf dem Rathausturm.
Gewaltige Aussicht
Heute ist es das ganze Jahr über möglich, den Turm zu besteigen und eine tolle Aussicht zu genießen. Die genauen Öffnungszeiten sind je nach Jahreszeit leicht verändert, ihr findet sie auf der Webseite znojemskabeseda.cz. Der Eintritt ist mit CZK 35,- (EUR 1,40) sehr günstig! Der Aufstieg ist durchaus abenteuerlich: zuerst geht man über enge Wendeltreppen aus Metall, das letzte Stück dann über ein Gewirr aus Holzbalken sowie Leitern.
Auf ca. 70 Metern Höhe befindet man sich dann in einem hölzernen, dunklen Rundgang – erst beim zweiten Mal hinsehen entdeckt man die zu öffnenden kleinen Fenster. Der Blick ist bei Schönwetter sicherlich gewaltig, aber auch das bei mir vorherrschende Schlechtwetter hat immer noch wunderbare Fotos aus der näheren Umgebung gebracht.
Fotospots
Znaimer Untergrund
Der Znaimer Untergrund (Znojemské podzemí) bezeichnet ein weit verzweigtes Netz unterhalb des mittelalterlichen Stadtkerns, das seine Ursprünge im 14. Jahrhundert haben soll. Die Länge der Gänge wird auf 27 Kilometer geschätzt und die Wege führen teilweise in vier Untergeschosse hinab. Ursprünglich wurden die unterirdischen Gänge als Keller zur Aufbewahrung der landwirtschaftlichen Produkte und Weine ausgenutzt, später dann als Teil des Znaimer Festungssystems.
Das System ist erstaunlich ausgeklügelt: es gibt Brunnen, Abwasserkanäle, Rauchfänge und Frischluftschächte. Das Ganze kann man mit einer geführten Tour auch selbst erkunden, der Preis für einen einstündigen Rundgang beträgt nur CZK 95,- (EUR 3,70). Der Zugang zur Kassa ist etwas versteckt am Hühnermarkt (Slepičí trh, GPS-Koordinaten) – schräg gegenüber des Rathausturms führt eine kleine Gasse dorthin. Für die Öffnungszeiten und anderen Preisoptionen seht ihr euch am besten die Webseite znojemskabeseda.cz an.
Langweilig und wenig Abwechslung
Ich will ganz ehrlich sein: mir hat die Tour nicht sonderlich gut gefallen. Das lag in erster Linie sicherlich stark daran, dass die Führung ausschließlich in tschechischer Sprache angeboten wird. Obwohl an der Kasse bemerkt wurde, dass meine Freundin und ich Deutsch sprechen, wurden wir nicht darauf hingewiesen, dass es Audioguides in mehreren anderen Sprachen gibt. Wir haben diese Möglichkeit leider auch nicht selbst bemerkt und deshalb im Untergrund kein Wort verstanden.
Abgesehen davon sieht man in dem einstündigen Rundgang auf rund 800 Metern Länge diverse Gänge – mal mehr und mal weniger eng – und diverse Figuren, die das damalige Leben darstellen. Ab und zu hört man auch schaurige Töne aus der dunklen Ferne, was aber alles andere als zum Fürchten ist. Insgesamt empfand ich das Ganze als eher langweilig und wenig abwechslungsreich – zu einem Znaim-Besuch gehört es aber trotzdem irgendwie dazu.
Adrenalintour als Alternative
Erwähnen möchte ich aber noch, dass es alternativ zur klassischen Route auch sogenannte Adrenalintouren gibt, bei denen man durch sehr enge Gänge kriechen, klettern und durch Wasser waten muss – und das alles nur mit einer Taschenlampe bewaffnet. Mehr Infos dazu findet ihr ebenfalls auf der zuvor genannten Webseite.
Fotospots
Fantastische Aussichten auf die Stadt
Blick vom Kuhberg auf Znaim
Znaim hat ein Privileg, das den meisten Städten auf der Welt fehlt: es liegt direkt neben bzw. sogar teilweise im Nationalpark Národní park Podyjí. Dieser erstreckt sich über die österreichische Grenze und heißt dort Nationalpark Thayatal. Von allen erhöhten Punkten und Aussichtsplattformen bemerkt man diesen Umstand sofort, denn man blickt in Richtung Südwesten fast komplett auf Natur.
Der sichtbare Hügel nennt sich Kuhberg (Kraví hora) und ist bei Einheimischen wie Touristen ein beliebtes Ziel, um etwas Luft zu schnappen oder den fantastischen Blick auf Znaim zu erleben. Von der Altstadt sucht ihr euch am besten irgendeinen beliebigen Weg, der bergab führt (da gibt es wirklich einige). Wir sind über die Straßen U Brány und Napajedla nach unten gelangt.
Tolle Landschaft, super Fernblick
Das erste Zwischenziel ist die kleine Brücke über die Thaya, die neben dem Oldtimermuseum (Muzeum motorismu) steht. Nachdem man diese überquert hat, nimmt man einfach die kleine Straße links bergauf, bis man an eine Abzweigung mit dem Schild des Nationalparks kommt. Von dort geht es über einen Waldweg über Stock und Stein nach oben zu einer Heidelandschaft mit einem Funkturm. Einige Meter links vom Turm sieht man wunderschön auf die Stadt!
Theoretisch könnt ihr noch weiter durch die traumhafte Landschaft wandern, die Blick auf Znaim wird aber durch die Bäume immer mehr verdeckt und nicht mehr besser. Dafür werdet ihr garantiert beim Rückweg bergab nochmals einige Plätze sehen, von denen man die markanten Türme der St.-Nikolaus-Kirche, den Rathausturm, die Rotunde und den Pöltenberg so richtig greifbar fotografieren kann.
Fotospots
Bei der Brücke neben dem Oldtimermuseum lohnt es sich, runter zum Wasser zu gehen. Von dort spiegelt sich die St.-Nikolaus-Kirche herrlich in der Thaya.
Vor dem Aufstieg auf den Kuhberg solltet ihr aus fotografischer Sicht besser nicht vergessen, euer Teleobjektiv einzupacken.
HINWEIS ZUM RÜCKWEG RICHTUNG STADT
Ihr werdet wahrscheinlich wie wir beim Rückweg bemerken, dass man vom Oldtimermuseum über Serpentinen einen schönen Fußweg hinauf zur Burg gehen kann. Diese Variante empfehle ich euch zwar, möchte aber auch auf einen nicht unwichtigen Umstand hinweisen. Nach einigen Minuten Aufstieg kommt man an eine Abzweigung – links geht es scheinbar zur Burg und Rotunde, rechts zur St.-Nikolaus-Kirche. Wir wollten zum Sonnenuntergang bei der Rotunde sein, also nahmen wir den Muckweg links (benannt nach Johann Muck, der die steile Schlucht zugänglich machte).
Dieser schlängelt sich allerdings immer unterhalb der Burgmauer entlang und bietet keine Möglichkeit, zur Burg selbst zu gelangen! Die Ausblicke sind zwar wirklich sensationell, aber vom Burgareal habt ihr diese ebenfalls. Deshalb mussten wir wieder bis zur Abzweigung zurückgehen und den anderen Weg in Richtung Kirche nehmen, wo man ziemlich bald über einen zwar kleinen und unscheinbaren, aber gut sichtbaren Zugang zurück auf das Straßenniveau gelangt. Von dort braucht man noch rund fünf Minuten, um das Burggelände zu erreichen.
Blick vom Pöltenberg auf Znaim
Am westlichen Stadtrand von Znaim gibt es mit dem Pöltenberg (Hradiště) einen zweiten Ort, von dem man sehr gut auf die Stadt blicken kann. Zu Fuß ist der Waldweg dorthin sicherlich traumhaft, aber mit größerem Zeitaufwand verbunden, weswegen meine Freundin und ich mit dem Auto gefahren sind.
Geparkt haben wir direkt bei der schon von Weitem sichtbaren Kirche des Heiligen Hippolyt und dem Kloster der Kreuzherren mit dem Roten Stern (Kostel svatého Hippolyta) – die Straße dort ist nur wenig befahren. Eine Parkbank neben der entzückenden kleinen Kirche St. Anton von Padua (Kostel sv. Antonína Paduánského) lädt zum Verweilen ein, während man hinab auf die Znaimer Dächer und Bauwerke blickt.
Fotospots
Ein super Fotomotiv ergibt sich, wenn man durch den Torbogen die Kirche des Heiligen Hippolyt und das Kloster der Kreuzherren mit dem Roten Stern ablichtet.
Weitere Entdeckungen in Znaim
Neben den bisher vorgestellten wichtigsten Orten gibt es in Znaim natürlich noch jede Menge anderer Gebäude sowie Plätze zu erkunden. Meine Freundin und ich haben während eines ausgiebigen Spaziergangs dabei noch einiges gesehen. Der Masarykplatz (Masarykovo náměstí) besticht durch seine stilvollen Hausfassaden und die barocke Pestsäule aus dem Jahr 1682. Täglich außer Sonntag bieten einige kleine Händler Obst, Gemüse und je nach Jahreszeit andere Waren an. Direkt neben den Ständen sticht optisch mit dem kommunistischen Kaufhaus „Dyje“ ein überhaupt nicht in die Stadt passendes, wirklich grauenhaftes Gebäude hervor.
Es ist aber als abschreckendes Beispiel für den vergangenen kommunistischen Totalitarismus in Tschechien doch irgendwie von Nutzen. Auf jeden Fall lohnt sich trotzdem der Gang in das Innere, denn im ersten Stock sieht man von der Terrasse des Caffé Panorama ausgezeichnet auf den gesamten Masarykplatz. In der angrenzenden Fußgängerzone Obroková findet ihr übrigens neben dem Rathausturm die Touristeninformation, in der ihr eine Menge nützlicher Prospekte bekommt.
Der Wolfsturm
Am südlichen Ende des Platzes steht der gotische Wolfsturm (Vlkova věž). Er ist das letzte Bauwerk der ursprünglichen Befestigung aus den Zeiten des Königs Ottokar I. Přemysl und misst 32 Meter Höhe. Ich habe zwar überall davon gelesen, dass man die 123 Stufen im Turm besteigen kann, diese Möglichkeit aber nicht persönlich überprüft.
Nur wenige Meter entfernt gibt es über ein eisernes Gittertor einen Zugang zu einem Teil der ehemaligen Befestigungsanlagen. Erhalten geblieben sind Teile der Stadtmauer und der Schießstätteturm – das restliche Areal der Stadtmauer wurde durch Grünflächen passend ersetzt. Es gibt nördlich noch weitere Überreste der Stadtmauer, die ihr bei Interesse an diesen GPS-Koordinaten ansehen könnt.
Das Stadttheater und das Kloster Louka
Auf das Stadttheater (Městské divadlo) sind die Einwohner von Znaim zurecht stolz. Es wurde 1899 nach den Plänen des Wiener Architekten Alexander Graf gebaut. Er ließ sich dabei von der Außengestaltung der Wiener Volksoper inspirieren, die er selbst kurz zuvor entwarf. Zu gerne hätte ich einen Blick in das Innere geworfen, das ist allerdings leider nur bei Aufführungen möglich.
Als letzten Punkt haben meine Freundin und ich noch kurz vor der Abreise aus Znaim mit dem Auto einen Abstecher in das Kloster Louka (Loucký klášter) gemacht. Jahrhundertlang war der Klosterkomplex ein kulturelles Zentrum, ehe es im Jahr 1784 geschlossen und fortan für 200 Jahre von Soldaten genutzt wurde. In dieser Zeit verfiel das Gebäude zusehends, was man auch heute noch feststellen kann. Es bleibt zu hoffen, dass dieses grandiose Bauwerk irgendwann wieder in einstigem Glanz erstrahlt! Ein Besuch ist dennoch interessant, weil das Weinbauunternehmen Znovín dort nicht nur seine Weine anbietet, sondern auch Führungen mit Weinverkostungen durchführt. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, seht euch die Webseite znovin.cz (Englisch) an.
Fotospots
ALLGEMEINE TIPPS
In Znaim bewegt man sich am besten zu Fuß durch die teils sehr hügeligen Gassen. Achtet darauf, feste und bequeme Schuhe anzuziehen, denn das Pflaster ist uneben und mitunter sehr tückisch – davon könnt ihr euch beispielsweise auf dem zentralen Masarykplatz überzeugen. In der Stadt kommt man auch immer wieder mal an einem in den Boden eingelassenen Symbol der Rotunde vorbei, welches den Weg zur Hauptsehenswürdigkeit weist.
Abends wirkt Znaim wie ausgestorben, doch das Leben verlagert sich dann einfach in die geöffneten Lokale! Sehr gut und vor allem billig gegessen haben meine Freundin und ich etwa im modern eingerichteten Restaurant hoZpoda (Masarykovo nám. 447/20, Spareribs mit Senf, Kren, Pfefferoni und Brot). Rustikaler und viel gemütlicher geht es im Lokal Pivnice U šneka (Zelenářská 1) nahe des Makarytplatzes zu. Dort gibt es nur eine tschechische Speisekarte und wir mussten mit Hilfe der Google-Bildersuche eine Wahl treffen. 😉 Der Aufwand hat sich gelohnt – unser Grillkäse mit Speck und die Bratwurst waren ein Gaumenschmaus! Ebenfalls sehr zu empfehlen: das Restaurant U zlaté konve (Masarykovo nám. 331/9). Dort bestellten wir gleich nach unserer Ankunft in Znaim Böhmische Lendchen (Staročeské medajlonky, Schweinslungenbraten in Erdäpfelkruste) und Mährische Taschen (Moravské kapsy, Schweins- und Hühnerfilet gefüllt mit Speck, Schinken und Käse).
Im Restaurant U radnice (Zelenářská 24/11) hat uns das Essen überhaupt nicht angelacht, weshalb wir nur das Hausbier probierten. Das war dafür extrem süffig sowie schmackhaft und das beste (und mit 25 Kronen das billigste) Bier während des gesamten Aufenthalts in Znaim! Fazit: ideal für eine Pause zwischendurch.
Znaimer Gurken sind für die mährische Stadt sehr bekannt und waren früher ein wichtiger Wirtschaftszweig. Auch heute noch findet man Essiggurken oder Senfgurken in den Supermärkten und als Beilage in einigen Restaurants.
Apropos Einkaufen: wenn ihr auf der Suche nach tschechischen Produkten seid, dann bietet sich der kleine Supermarkt Enapo (Slepičí trh 7) gegenüber des Eingangs zum Znaimer Untergrund an. Dort habe ich zum Beispiel Teigwaren, Wein, Essiggurken und Schokolade für daheim besorgt.
FAZIT
Mein Städtetrip nach Znaim hat mir ausgezeichnet gefallen und eine baldige Rückkehr in die Stadt an der tschechisch-österreichischen Grenze schmackhaft gemacht. Die Silhouette Znaims mit dem Rathausturm, der St.-Nikolaus-Kirche und der Rotunde begrüsst den Besucher schon von Weitem, egal ob man mit dem Auto oder Zug anreist. Neben dem kleinen, aber wirklich feinen mittelalterlichen Stadtkern ist es vor allem der angrenzende Nationalpark, der diesen Ort an der Thaya so attraktiv macht. Abgerundet wird der Aufenthalt mit süffigem tschechischen Bier, sehr gutem Wein und deftiger Hausmannskost. Also, auf nach Znaim! 🙂
Danke für den Tipp! Ich bin auch ein Fan von solchen Kurztrips – Znaim kommt gleich auf meine Liste 😉
Sehr schöne Beschreibung von Znaim mit wirklich guten Tipps,
Wir werden Znaim über Pfingsten besuchen.
Danke und viel Spaß in Znaim! 🙂
Viele Grüße
Christian
[…] demselben Prinzip einen wunderbaren Aufenthalt in Znaim genießen konnte (siehe mein Blogbeitrag Znaim – die grüne Grenzstadt), wurde ich Ende 2018 in Břeclav (dt. Lundenburg) fündig. Die Anreise ist unkompliziert: vom […]
Sehr gut und informativ beschrieben. Danke vielmals für den tollen Reisebericht und die vielen Hinweise und Tips.
Danke Rudi, das freut mich! 🙂
Viele Grüße
Christian
[…] die Reise meiner Freundin, die mich bereits in der Vergangenheit mit Besuchen kleinerer Städte wie Znaim, Sopron, Szentendre oder Český Krumlov in Neugierde und Verzückung […]
thank you so much for this excellent article. i can read german but cannot write it. my Austrian ancestors were from znaim (in the cucumber business at the time there). i have often been curious but never had the opportunity to visit but you described it so well I feel i have been there!
Thanks a lot for your comment Anna! It’s never too late to go to Znojmo! 🙂
Christian