Den Frühling 2020 haben wir uns wohl alle ganz anders vorgestellt. Das Coronavirus beherrschte die Welt und anstatt zu verreisen hieß es erstmal: ab in die eigenen vier Wände. Monate später war das Virus zwar nicht weg, aber Reisen wieder eingeschränkt möglich. Diese Chance nutzte ich für einen kurzen Biertrip nach München mit dem Zug. Wie so ein Urlaub mit Maskenpflicht und Abstandsregeln in der Praxis aussieht – davon berichte ich euch in diesem Artikel!
DIE HÖHEPUNKTE AUS MÜNCHEN IN DIESEM REISEBERICHT
Ein persönlicher Erfahrungsbericht über einen Biertrip nach München während Covid-19
Details zur Anreise mit dem Zug nach München, den Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen
Ein Stimmungsbild aus der Stadt und wie die Bevölkerung mit der Coronavirus-Krise umging
Viele Fotos aus touristisch bekannten und weniger bekannten Biergärten in München
Weiterführende Links zu Artikeln über München für Sehenwürdigkeiten und Attraktionen
Dieser Artikel wurde zuletzt am 6. September 2023 aktualisiert.
BIERTRIP NACH MÜNCHEN
FAKTEN
Reisezeit: Juli 2020
Anreise: Mit dem Zug von Wien Hauptbahnhof nach Salzburg Hauptbahnhof, dann mit dem Meridian weiter nach München Hauptbahnhof (5:06 h inklusive Umsteigen). Alternativ mit dem Direktzug von Wien Hauptbahnhof nach München Hauptbahnhof (4:04 h).
Unterkunft: Hotel Maison Schiller* (Schillerstraße 20): sehr gute Lage fünf Minuten vom Hauptbahnhof entfernt, 20 Minuten Fußweg zum zentralen Marienplatz, historisches Gebäude, sehr schöne Zimmer, angenehme Betten, helles Bad mit geräumiger Dusche, schnelles WLAN, Frühstück nicht gebucht. Weiterempfehlung? JA
Auf meiner bevorzugten Hotelsuchmaschine booking.com findet ihr weitere schöne Unterkünfte in München*.
TRANSPARENZHINWEIS
*Die mit Stern gekennzeichneten Verweise in diesem Blogartikel sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn dir mein Blogartikel bei der Planung deiner Reise geholfen hat, freue ich mich, wenn du über diese Links deine Unterkunft oder Freizeitaktivitäten buchst. Ich erhalte dadurch eine kleine Provision und du unterstützt den Erhalt dieses Blogs. Für dich entstehen dabei selbstverständlich keine Nachteile. Vielen Dank! 🙂
Euch ging es da sicherlich ähnlich wie mir: Statt Städtereisen, Strand und Aktivurlaub zu zelebrieren, verbrachte ich im ersten Halbjahr 2020 dank des Coronavirus meine Zeit mit Stornierungen von Flügen sowie Hotels. Aber gut, solche Dinge kann man nicht ändern, sondern nur möglichst gut gelaunt aussitzen. Nachdem viele Länder zunächst auf Ausgangsbeschränkungen setzten (siehe auch Das leere Wien: Eine Stadt steht still), erfolgten schließlich erste Lockerungen und auch das Überqueren von Grenzen wurde langsam wieder möglich. Der Reisehunger plagte mich dann so sehr, dass ich einen entspannten Biertrip nach München plante.
München und die Gemütlichkeit
Mit München verbindet mich eine ganz besondere Zuneigung und es zieht mich Jahr um Jahr zurück in die Stadt an der Isar. Ein nicht unwesentlicher Grund dafür ist das schmackhafte bayerische Bier und die Gemütlichkeit in den Biergärten. In meinem Artikel München: Ab in die Biergärten könnt ihr darüber im Detail nachlesen und bekommt von mir einige Empfehlungen für authentische und eher touristische Biergärten. Wenn ihr mehr an den Sehenswürdigkeiten in München interessiert seid, dann ist mein Blogbeitrag Eine Liebeserklärung an München garantiert etwas für euch. Auch über das Oktoberfest findest du auf meinem Blog einen Erfahrungsbericht.
Biertrip nach München als ungewohnte Reise
In diesem aktuellen Reisebericht habe ich nun meine Erfahrungen zusammengefasst, wie ein kurzer Biertrip nach München in Zeiten des Coronavirus ablief. Vom Wiener Hauptbahnhof ging es über Salzburg nach München. Auf dem Programm stand explizit kein Sightseeing, sondern nur Entspannung und Spaß in fünf Biergärten. Begleitet wurde ich dabei von meiner Freundin und unseren zwei Brüdern. Euch erwartet eine Geschichte mit faszinierenden sowie bizarren Eindrücken, wie man sie bisher nicht kannte. Viel Spaß beim Lesen und ich freue mich, wenn ihr mir eure eigenen Erfahrungen mit dem Coronavirus in einem Kommentar mitteilt!
Biertrip nach München mit dem Zug
Normal ergattere ich bei der ÖBB für den Direktzug von Wien nach München immer ein Sparschiene-Angebot (ab EUR 29,-). Durch meinen ungewissen Dienstplan konnte ich die Tickets aber erst recht spät kaufen – der reguläre Preis betrug EUR 64,40 (mit Vorteilscard). Meiner Freundin kam jedoch die zündende Idee: das Bayern-Ticket! Wir fuhren nach Salzburg, kauften dort am Automaten das Ticket (EUR 46,- für 4 Personen) und setzten die Reise mit dem Regionalzug Meridian fort. Wir verloren gegenüber dem Direktzug zwar eine Stunde, sparten aber für die Hin- und Rückfahrt pro Person satte 50 Euro – das Geld benötigten wir auch dringend für die Biergärten. 😉
Maskenpflicht in Innenräumen
Während der Zugfahrt bestand Maskenpflicht, an die sich jedoch nicht alle Personen hielten. Blöd, aber bei langen Fahrten auch leider irgendwie nachvollziehbar. In München angekommen stand zuerst der Bezug der Zimmer in unserem Hotel Maison Schiller* an. Wir wählten es aufgrund der Bahnhofsnähe aus, auch wenn die Gegend dort schon seit Jahrzehnten zweifelhafte Gestalten anzieht – unwohl fühlte sich aber niemand von uns. Betreten konnten wir das Hotel erst nach Anläuten und es herrschte natürlich ebenfalls Maskenpflicht. Außer mit der Rezeptionistin, die durch eine große Plexiglasscheibe geschützt wurde, kamen wir mit keinen anderen Personen im Hotel in Kontakt.
Spaziergang in die Münchner City
Vom Hotel aus spazierte unsere Vierergruppe gemütlich in Richtung Innenstadt. Ein wunderschöner Samstagnachmittag lockte gefühlt jeden Menschen in München ins Freie. Auf der Fußgängerzone Kaufingerstraße etwa gab es viele Momente, in denen der Mindestabstand von einem Meter zwischen den Personen unmöglich eingehalten werden konnte. Vor dem idyllisch geschmückten Rathaus auf dem Marienplatz stehend, vergaßen sichtlich viele Einheimische und Touristen darauf, dass im Alltag eigentlich eine gesundheitliche Krise vorherrschte.
Start auf dem Viktualienmarkt
Unseren Biertrip nach München starteten wir auf dem Viktualienmarkt, wo wir uns zuerst mit einer frisch gebackenen Schmalznudel (vergleichbar mit einem Bauernkrapfen in Österreich) im Cafe Frischhut stärkten. Um nach der Anreise in die Gänge zu kommen, holten wir uns gleich danach in der Kaffeerösterei einen doppelten Espresso und einen Florentiner. Die Warteschlange mit Abstand funktionierte dort gut und an der Ausgabetheke herrschte beim Small Talk mit uns gute Laune – der Schmäh zwischen Wien und München ist eben doch recht ähnlich. 😉
Endlich die erste Maß
Nun sollte endlich ein kühles Bier unsere Kehlen hinabfließen! Den Biergarten am Viktualienmarkt mag ich aufgrund der Lage sehr gerne, auch wenn ich dort nichts essen würde – die umliegenden Marktstände bieten weitaus höhere Qualität. Zum Biertrinken ist der Ort aber ideal. Aufgrund des Coronavirus war der gesamte Garten eingezäunt und es wurde beim Eingang penibel darauf geachtet, dass nicht zu viele Personen gleichzeitig eintreten. Der Einlass erfolgte dennoch überraschend schnell. Beim Betreten ohne Maske wurde ich gleich vom Kellner zurechtgewiesen, an den Tischen selbst war von dieser Vorsicht aber nichts mehr zu erkennen.
Registrierung im Biergarten
Unsere Vierergruppe wurde beispielsweise an einen großen Tisch mit weiteren Gästen gesetzt – hier war dann anscheinend doch der Umsatz wichtiger als die Abstandsregeln. Auf einem Zettel sollte eine Kontaktperson genannt werden, um bei einem möglichen späteren Coronavirus-Cluster informiert werden zu können. Diese Registrierung empfand ich wiederum als sehr sinnvoll! Nach einer Maß zogen wir auch schon weiter und kamen an einem Souvenirstand noch mit einer netten Dame ins Gespräch. Das Geld der Touristen fehle zwar, aber die Frau gab auch an froh zu sein, endlich wieder einmal Deutsch statt Englisch sprechen zu können. Tja, wie überall gilt: Touristen sind Fluch und Segen zugleich.
Der Biergarten am Chinesischen Turm
Wenn ihr schon meinen Artikel München: Ab in die Biergärten kennt, dann wisst ihr um meine Liebe zum Biergarten am Chinesischen Turm im Englischen Garten. Er ist bei jeder Reise in die Weißwurstmetropole ein Fixpunkt und so natürlich auch beim Biertrip nach München – dementsprechend gespannt war ich, wie die Atmosphäre in Zeiten des Coronavirus sein würde. Die U-Bahn- sowie Busfahrt dorthin (der öffentliche Verkehr in ganz München ist übrigens im Bayern-Ticket inkludiert) verlief unspektakulär und alle Passagiere trugen einen Mund-Nasen-Schutz.
Eigenverantwortung gefragt
Der riesige Biergarten war in zwei eingezäunte Bereiche aufgeteilt, an deren Eingängen man sich mittels Smartphone registrieren musste. Dabei reichte es aus, dass eine Person unserer Gruppe dies vornahm. Überprüft wurde das von einem Mitarbeiter jedoch nur oberflächlich und spätestens wenn man auf die Toilette oder sich etwas zu Essen holen wollte, scherte sich bei der Rückkehr in den abgesperrten Bereich kein Mensch mehr um die Zutrittskontrolle – es wäre bei der Menge an Menschen auch schlicht unmöglich gewesen. Die Eigenverantwortung funktionierte im Biergarten am Chinesischen Turm aber aus meiner Sicht insgesamt sehr gut, auch weil die Tische recht weit auseinander standen.
Eine Besonderheit fiel uns aber auf: erstmals gab es auch Kellnerinnen und Kellner, die das Bier an den Tisch brachten. Das wurde wohl gemacht, um keine Menschenansammlungen an der Ausschank zu provozieren. Pfand auf die Gläser wurde ebenso diesmal nicht eingehoben – ich denke aber, dass wegen des Coronavirus ohnehin niemand ein fremdes Glas als Andenken mit nach Hause nehmen wollte. An einer Kassa erkannte ein Mitarbeiter unseren österreichischen Dialekt und erkundigte sich direkt, wie es denn bei uns daheim in Sachen Coronavirus aussieht. Für uns war das Interesse nicht überraschend, denn Österreich war von den Maßnahmen und Einschränkungen her jeweils zwei Wochen voraus – die dann in gleicher oder ähnlicher Form auch in Deutschland umgesetzt wurden.
Hofbräuhaus als bizarrer Ort der Leere
Die letzte Station am ersten Tag des Biertrip nach München sollte das berühmte Hofbräuhaus sein. Wer es kennt, weiß, was einen normalerweise erwartet. Laut, eng, feucht, gemütlich, urig, verrückt – das sind nur einige Eigenschaften, die mir einfallen. Umso größer war mein Erstaunen, als wir am Samstagabend gegen 21 Uhr das Hofbräuhaus betraten. Es war gewohnt laut und dunkel, aber es war so gut wie kein Mensch anwesend! Wir registrierten uns dennoch am Eingang und hatten dann die Qual der Wahl, welchen großen Tisch wir für uns alleine besetzen wollten. Ich kann euch sagen: dieser Moment fühlte sich so unglaublich bizarr an …
Musikbeschallung gegen Depression
Einen Umstand will ich nicht verschweigen: der überschaubar große Gastgarten war sehr gut gefüllt. Aber dass sich in den Innenbereichen nur eine Handvoll Gäste befanden, zeigte sehr gut, wie stark das Hofbräuhaus vom Tourismus abhängig ist. Aus den Lautsprechern schallte die Blasmusik in voller Stärke und gaukelte gute Stimmung vor – wenn ich die Augen schloss, fühlte es sich sogar erstaunlich live an, einfach verrückt! Aber gut, ohne Musik wäre die Atmosphäre wohl komplett in Richtung Depression abgerutscht. Kommen wir zum Positiven: das Essen schmeckte sehr gut und auch das Bier sorgte unter uns für gute Unterhaltung. Das einsame Mitklatschen dreier Gäste zur Schunkelmusik war dann jedoch unser Stichwort, diesen Tag doch irgendwann besser zu beenden. 😉
Frühschoppen im Augustiner-Keller
Ausgeschlafen, frisch und fröhlich starteten wir Tag 2 des Biertrip nach München gegen 10 Uhr. Das Sonntagswetter sorgte am Himmel und in unseren Herzen für strahlenden Sonnenschein – der nächste Biergarten konnte also kommen! Schon beim letzten Besuch in München stand fest, dass wir im Augustiner-Keller Frühschoppen mit einem Weißwurstfrühstück zelebrieren wollten. Diesmal war es soweit, wobei am Eingang alles auf einen aufwendigen Zutritt hindeutete. Viele Infotafeln, Hinweisschilder sowie Abstandsmarkierungen zeigten deutlich an, dass hier wohl eine Menge Menschen erwartet wird. Es war dann aber alles ziemlich einfach. Die Registrierung erfolgte wieder per QR-Code auf dem Smartphone und nach der Kontrolle wurden wir auch schon auf die Terrasse geschickt.
Die Laune steigt schnell
Der wirklich riesige Biergarten selbst hatte zu dieser Vormittagsstunde noch nicht geöffnet, aber auch der Platz auf der Terrasse war von Kastanienbäumen geprägt und angenehm schattig. Die Stimmung war mehr als ausgelassen, da bereits einige Gruppen um uns herum die Maßkrüge um die Wette stemmten. Wir bestellten dann unsere Weißwürste, wobei zu erwähnen ist, dass diese einzeln serviert werden. Wenn ihr also ein Paar Weißwürste wollt, müsst ihr das explizit erwähnen. Die Qualität sorgte jedenfalls für Zufriedenheit bei uns! Auch das Augustiner Edelstoff und Weißbier wussten zu überzeugen. Ewig blieben wir trotzdem nicht sitzen, denn es sollte noch eine Weltreise durch München folgen!
Weltreise zum Aumeister
Die bisher vorgestellten Biergärten kannte ich alle bereits, nun sollte es beim Biertrip nach München aber zu einer Premiere für mich kommen. Am nördlichen Ende des Englischen Gartens lockt der Aumeister Biergarten. Wenn ihr denkt, ihr könnt vom ebenfalls im Englischen Garten ansässigen Biergarten am Chinesischen Turm zu Fuß zum Aumeister gehen, dann seid gewarnt: es sind rund fünf Kilometer zu bewältigen. Für die Anreise vom Augustiner-Keller benötigten wir fast eine Stunde. Mit der S-Bahn fuhren wir von der Hackerbrücke zum Marienplatz und danach mit der U-Bahn-Linie U6 bis zur Station Studentenstadt. Selbst von dort ist es noch ein rund 15-minütiger Fußweg durch den schönen Park.
Biergarten wie aus dem Lehrbuch
Wie bereits alle anderen Biergärten war auch der Aumeister komplett umzäunt und erforderte vor dem Betreten eine Registrierung. Die Größe des Biergartens ist angenehm überschaubar und die Kastanienbäume sorgten für angenehme Kühle an diesem heißen Sonntag. Ausgeschenkt wurde Hofbräu und an den Selbstbedienungs-Ständen hielten sich die Gäste sehr brav an die Abstandsregeln und die Maskenpflicht (nur Barzahlung, aber Bankomat am Gelände). Empfehlenswert ist der Steckerlfisch-Stand mit hochpreisigen, aber extrem leckeren Fischen wie Makrele und Lachsforelle. Die großen Brezen schmeckten wie frisch aus dem Ofen, ein echter bayerischer Genuss! Mit großem Wehmut, aber vielen schönen Momenten im Kopf, traten wir am späten Nachmittag wieder die Rückreise nach Wien an.
FAZIT
Ein Biertrip nach München, das tat richtig gut! Nach mehreren Monaten mit strengen Reisebeschränkungen in Europa fühlte sich der erste Grenzübertritt in Zeiten des Coronavirus wie eine Befreiung an. Die Maskenpflicht in Zügen und öffentlichen Verkehrsmitteln war ich sehr gerne bereit in Kauf zu nehmen, um wieder etwas Normalität in das Leben zu bringen. Die Biergärten in München setzten die Sicherheitsmaßnahmen aus meiner Sicht großteils gut um, ohne das Erlebnis zu sehr einzuschränken. Wie sind eure Erfahrungen mit dem Coronavirus und Reisen? Schreibt mir einen Kommentar, ich bin sehr neugierig!
Witzig… ich wohne jetzt seit fünf Jahren in München und verstehe ehrlich gesagt immer noch nicht, warum Leute diese Stadt so toll finden. Klar, man wohnt hier ganz gut – wenn man das Geld für die Miete hat! – aber hierher würd ich in Urlaub sicher nicht fahren.
V.a. nachdem ich ja auch sechs Jahre in Wien gelebt habe, muss ich sagen, dass ich erst recht nicht verstehe, was ein Wiener in München so toll findet 😀
Und komm mir nicht mit dem Bier, bitte! Ein großer Teil davon fließt ja doch aus derselben Gosse wie Beck’s *schauder*
Harte Worte! 😉 Zum Glück ist zumindest geschmacklich zwischen Becks und den Münchner Bieren noch ein wenig UNterschied. 😀
Viele Grüße
Christian