Wien mangelt es ja wahrlich nicht an historisch bedeutsamen Gebäuden, die in der Geschichte eine große Rolle spielten. In diesem Blogbeitrag stelle ich euch genau solch ein wichtiges Bauwerk vor, allerdings in einem Zusammenhang, den ihr wohl nicht erwartet. Das Jörgerbad ist nicht nur das älteste bestehende Bad in Wien, sondern auch ein Synonym für die Linderung des hygienischen Elends, unter dem die Bevölkerung Ende des 19. Jahrhunderts leiden musste. Folgt mir in diesem Fotobericht in das Innere des imposanten Hallenbads in Wien!
Dieser Artikel wurde zuletzt am 13. Juli 2023 aktualisiert.
DAS JÖRGERBAD IN WIEN
FAKTEN
Baujahr: 1912-14
Architekten: Friedrich Jäckel, Heinrich Goldemund, Franz Wejmola
Baustil: Historismus und Jugendstil
Adresse: Jörgerstraße 42-44, 1170 Wien
Erreichbarkeit: U-Bahn U6 (Station Alser Straße, dann 10 Minuten Fußweg); Straßenbahn 43 (Station Palffygasse oder Elternleinplatz), Straßenbahn 9 (Station Elternleinplatz)
Öffnungszeiten und Preise: Alle Infos dazu auf der Webseite wien.gv.at
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TIPP: Artikelserie „Wiener Highlights“
Mit der Artikelserie „Wiener Highlights“ stelle ich dir die schönsten Orte sowie Gebäude meiner Heimatstadt Wien von innen und außen im Detail vor. Hier kannst du dir die bisher erschienenen Beiträge ansehen:
DAS PARLAMENT (nach der Sanierung 2023)
Das Jörgerbad – ein Wiener Original
Das Jörgerbad befindet sich im 17. Wiener Gemeindebezirk (Hernals) und ist mit Sicherheit der Ort, wo viele Wienerinnen und Wiener ihre ersten Schwimmerfahrungen gemacht haben. Auch ich war als Kleinkind mit Schwimmflügerl in dieser Schwimmhalle, auch wenn meine Erinnerungen daran eher spärlich sind. 😉 So geläufig das Jörgerbad bei den Einheimischen und vor allem jungen Familien ist, so unbekannt dürfte es Touristen erscheinen. Weder liegt das Gebäude zentral, noch haben Gäste ein Schwimmbad auf ihrer To-do-Liste, wenn darauf schon Highlights wie Schönbrunn, der Stephansdom oder die Hofburg stehen. Meine folgenden Fotos könnten aber den ein oder anderen von euch doch animieren, dem Bad einmal einen Besuch abzustatten!
Vom sanitären Elend zur körperlichen Pflege
Wir schreiben die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Stadt Wien ab 1870 durch die fortschreitende Industrialisierung und dem damit erfolgenden Zuzug Zehntausender Arbeiter einen enormen Bevölkerungsschub erfuhr. Die Quartiere der Arbeiter waren in einem katastrophalen Zustand mit mangelhaften oder keinerlei sanitären Einrichtungen. Auch im Hinblick auf die hohen Kosten für Krankenhäuser beschloss die Wiener Stadtregierung 1886, in allen Bezirken Volksbäder für mehr Körperhygiene und Gesundheit zu bauen. Diese sogenannten Brausebäder bekamen schnell den bis heute gängigen Spitznamen „Tröpferlbad“, welcher auf den spärlichen Wasserdruck durch Engpässe bei der Wasserversorgung zurückzuführen ist. Jedenfalls stellten diese Bäder für die Menschen eine günstige Möglichkeit dar, eine Dusche oder – für viele erstmals in ihrem Leben – ein Wannenbad zu nehmen.
Die Geschichte des Jörgerbads
Dass die Volksbäder nur der erste Anfang in der Hygienoffensive sein würden, erkannten mehrere Politiker – darunter vor allem der Wiener Obermagistralrat Karl Hanisch. Zwar gab es in Wien zu dieser Zeit bereits private Hallenbäder, allerdings in keiner günstigen Preisklasse. Dieser Umstand war der Startschuss für den Bau der städtischen Bäder und das Jörgerbad sollte das erste dieser Art sein. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 22. Mai 1914, damals allerdings noch unter dem Namen „Kaiser-Franz-Josef-Bad der Stadt Wien“. Den aktuellen Namen erhielt das Schwimmbad erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zerfall der Monarchie, als sich der wegen der Lage an der Jörgerstraße ohnehin schon lange unter der Bevölkerung gängige Name „Jörgerbad“ endgültig durchsetzte.
Leistbares „Luxusbad“ für die Arbeiterklasse
Das Jörgerbad bot für eine breite Bevölkerungsschicht erstmals die Gelegenheit, zu leistbaren Preisen komfortable Körperpflege und Entspannung zu betreiben. Im Bad waren Dutzende Wannenbäder sowie Duschen, Dampfbäder, ein Sonnen- und Luftbad, Räumlichkeiten für die Haar-, Bart- und Fußpflege untergebracht – nicht zu vergessen natürlich die große Schwimmhalle mit eigenem Kinderbecken, was damals ein Novum darstellte. Aus architektonischer Sicht entsprach das Jörgerbad einem topmodernen Bau: neben der neuen Bauweise mit Stahlbeton ließ sich das große Dach der Schwimmhalle öffnen. Die Mischung aus Historismus und Jugendstil verlieh dem Gebäude das bis heute gültige Image des „schönsten Bades Wiens“. Aus meiner Sicht kann man darüber streiten, denn das Amalienbad im 10. Bezirk steht dem Jörgerbad in Sachen Schönheit um nichts nach!
Fotos vom Jörgerbad in Wien
FAZIT
Das Jörgerbad zählt zu den schönsten Bauwerken Wiens, auch wenn es in der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen wird wie andere geschichtlich bedeutsamere Gebäude. Für die Bevölkerung Ende des 19. Jahrhunderts stellte das Bad allerdings eine immense Aufwertung der Lebensqualität dar und ermöglichte erstmals auch der Arbeiterklasse, sich der körperlichen Hygiene zu widmen. Während das Gebäude von außen noch im historistischen Stil eher unauffällig wirkt, erstrahlt es im Inneren mit schönsten Jugendstilelementen. Dadurch zählt das Jörgerbad bis heute nicht nur als ältestes noch bestehendes Bad, sondern weiterhin als schönstes Bad Wiens. Am besten macht ihr euch einmal selbst ein Bild davon und schreibt mir dann einen Kommentar, wie es euch gefallen hat! 🙂
Quellenverzeichnis:
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/J%C3%B6rgerbad
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20140522_OTS0161/100-jahre-joergerbad
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wien/stadtleben/632132_100-Jahre-Badefreuden.html
https://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/727721/Wiens-letzte-Troepferlbaeder
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Lieber Christian,
ich finde diesen Artikel zum Jörgerbad in Wien recht interessant. So ein Gebäude mit Jugendstilelementen findet man nicht mehr wirklich, deshalb finde ich das ein tolles Schmuckstück. Auch wenn es etwas gewöhnungsbedürftig ist, mit der Kombination der Farben. Aber ein wirklich schönes Gebäude! Und die Stadt Wien ist ebenso schön. Letztes Jahr waren wir in Südtirol und hatten dort unseren Urlaub verbracht, doch für den nächsten Urlaub lassen wir uns diese Stadt mit Sicherheit durch den Kopf gehen. Und wer weiß, vielleicht werden wir dieses Bad einmal aus der Nähe betrachten!
Danke für diesen interessanten Beitrag!
Gruß,
Tamara
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