Prachtvoll steht es auf der Wiener Ringstraße und zeigt den vorbeiziehenden Menschen durch seine eindrucksvolle Architektur, wo die Entscheidungen der Stadt getroffen werden: im neugotischen Rathaus. Von außen ist das Gebäude vor allem an der Vorderseite mit seinem 98 Meter hohen Turm und dem darauf thronenden Rathausmann imposant, doch erst ein Rundgang im Inneren offenbart die wahren baulichen Schätze.
Dieser Artikel wurde zuletzt am 02. März 2020 aktualisiert.
Wiener Rathaus
FAKTEN
Baujahr: 1872-1883 Architekt: Friedrich Schmidt Baustil: Neugotik Erreichbarkeit: U-Bahn U2 (Station Rathaus) / Straßenbahn 1, 71, D (Station Rathausplatz/Burgtheater) Führungen: Für Einzelpersonen jeweils Montag, Mittwoch und Freitag um 13 Uhr (Ausnahmen siehe wien.gv.at), kostenlos und keine Anmeldung erforderlich. Treffpunkt in der Stadtinformation im Rathaus, Friedrich-Schmidt-Platz 1.
Wiener Highlights
Mit der Artikelserie „Wiener Highlights“ stelle ich euch die schönsten Orte sowie Gebäude meiner Heimatstadt Wien von innen und außen im Detail vor. Hier könnt ihr die bisher erschienenen Beiträge ansehen:
Bevor überhaupt an den Bau des aktuellen Wiener Rathauses zu denken war, wurden die Geschicke der Stadt im Alten Rathaus in der Wipplingerstraße 8 gelenkt. 1850 kam es zur Eingemeindung von 34 Vorstädten auf damals sieben Bezirke, wodurch die Fläche und Einwohnerzahl Wiens stark stieg – das Alte Rathaus wurde dadurch schlichtweg zu klein. Nachdem bis 1865 Schritt für Schritt die alte Stadtmauer entfernt und stattdessen die heutige Ringstraße errichtet wurde, setzte sich 1868 in einer Ausschreibung für ein neues Rathaus der deutsche Architekt Friedrich von Schmidt mit seinem Entwurf durch. Die Fertigstellung des neugotischen Baus mit barocken Elementen erfolgte 1883, als zeitgleich auch das Parlamentsgebäude in voller Pracht erstrahlte. Heute ist das Wiener Rathaus der Sitz des Bürgermeisters und Landeshauptmanns, des Gemeinderats, des Landtags, des Stadtsenats, der Landesregierung, diverser Magistratsabteilungen und des Katastrophenschutzes. Mit der folgenden Bilderstrecke erzähle ich euch nun mehr interessante Details zum Gebäude.
Das Gebäude des Alten Rathauses in der Wipplingerstraße 8 exisitiert bereits seit 1316. Die reich gegliederte Hauptfassade wurde zwischen 1699 und 1706 von einem unbekannten Architekten in der Art Johann Bernhard Fischers von Erlach (Westhälfte) und 1780 durch Theodor Valery (Osthälfte) barock umgestaltet. Aufnahmeort anzeigenDer Barocksaal im ersten Stock des Alten Rathauses ist ein wahres Prachtstück! Wo früher einmal der Rat tagte, werden heute Veranstaltungen unterschiedlichster Art durchgeführt. Aufnahmeort anzeigenDer klassische Blick auf das Neue Rathaus vom gegenüber liegenden Burgtheater aus gesehen. Der Rathausplatz davor ist ein beliebter Veranstaltungsort und nur wenige Tage im Jahr so leer wie in diesem Bild. Bekannte Veranstaltungen sind beispielsweise der Life Ball, der Christkindlmarkt, der Eistraum und das Filmfestival, um nur einige zu nennen. Aufnahmeort anzeigenAuf beiden Seiten des Rathausplatzes liegt der insgesamt 40.000 m² große Rathauspark, in dem es sich wirklich gut entspannen lässt. Vor allem abends ist es traumhaft, die beleuchtete Rathausfassade anzusehen. Die Parkanlage wurde interessanterweise bereits 1873 fertiggestellt – zeitgleich mit der Grundsteinlegung des Rathauses. Aufnahmeort anzeigenDer Hauptturm des Rathauses stützt den auf ihm thronenden Rathausmann. Im Bild seht ihr die Kopie der Kupferfigur, die an der linken Seite der Vorderfront steht und aus der Nähe betrachtet werden kann. Aufnahmeort anzeigenZum Rathausmann gibt es eine sehr interessante Geschichte. Auf Wunsch von Kaiser Franz Joseph I. durfte der höchste Turm des Rathauses (Bild links) die 99 Meter hohen Zwillingstürme der nahe gelegenen Votivkirche (Bild rechts) nicht übertrumpfen – das erklärt die Höhe von 98 Metern des Hauptturms. Der Architekt Friedrich von Schmidt umging diese Beschränkung allerdings geschickt, indem er einfach die Kupferfigur des Rathausmanns an die Spitze setzte und das Rathaus somit insgesamt 103,3 Meter hoch ist. Bild links: Aufnahmeort anzeigen Bild rechts: Aufnahmeort anzeigenDie Rückseite des Wiener Rathauses ist zwar nicht so repräsentativ wie die Vorderseite, muss sich aber dennoch nicht verstecken. Im vorgelagerten kleinen Florianipark befindet sich unter Bäumen übrigens das Denkmal für den Architekten Friedrich von Schmidt – etwas zu sehr versteckt, wie ich finde. Aufnahmeort anzeigenDer Ausgangspunkt von Führungen durch das Rathaus ist die ehemalige Schmidthalle – heute das Stadtinformationszentrum von Wien. Der Eingang befindet sich an der Rückseite des Rathauses wie im vorherigen Foto abgebildet. Früher wurde die dreischiffige Halle mit zwölf schlanken Säulen als Vestibül für die Mitglieder des Gemeinderats genutzt. Aufnahmeort anzeigenFür mich persönlich das große Highlight im Wiener Rathaus sind die beiden symmetrischen Feststiegen. Der Blick nach oben durch die gotischen Spitzbogengewölbe ist einfach imposant und lässt den Besucher automatisch mit Eleganz nach oben schreiten. Aufnahmeort anzeigenWährend des Gangs in das Obergeschoss sollte man unbedingt auch auf Details achten. So säumen beispielsweise schmiedeeiserne Geländer und wie im Foto ersichtlich farbige Maßwerkfenster den Aufgang. Das Muster des Glasfensters erinnert sofort an ein prächtiges Mandala. Aufnahmeort anzeigenOben angekommen ist auch die Sicht nach unten äußerst sehenswert. Die zum Bau verwendeten Steine wurden aus allen Teilen der österreichisch-ungarischen Monarchie beschafft und harmonieren in Verbindung mit dem roten Teppich und der warmen Beleuchtung ausgezeichnet. Aufnahmeort anzeigenDer wichtigste Raum des Wiener Rathauses ist zweifelsfrei der riesige Festsaal. Er ist mit 71 Metern Länge zugleich der größte historische Saal Österreichs und weist ein tonnenartiges Gewölbe im Stil der Renaissance auf – gotische Elemente wollte Friedrich von Schmidt hier vermeiden, weil sie zu sehr den Eindruck einer Kirche erzeugen. Aufnahmeort anzeigenAn den Wänden des Festsaals sind zehn Statuen historisch bedeutender Persönlichkeiten zu betrachten. Im Bild sieht man das Abbild des Feldherrn Niklas Graf Salm (1459 bis 1530). Aufnahmeort anzeigenIm Festsaal finden sich weiters eine vorgelagerte Loggia, drei Galerien und Orchesternischen, die allesamt verspielte Details aufweisen und interessante erhöhte Perspektiven auf das Treiben im Saal zulassen. Aufnahmeort anzeigenEin optisch sehr ansprechener Raum ist der 1964 renovierte Gemeinderatssitzungssaal. Hervorstechend ist der gigantische Luster in der Mitte, der sogar auf der Weltausstellung 1878 ist Paris gezeigt wurde. Aufnahmeort anzeigenAn der Rückseite des Gemeinderatssitzungssaals glänzen große rosettenartige Glasfenster in bunten Farben, die Galerie rund um den Saal schmücken Freskenzyklen von Ludwig Mayer. Aufnahmeort anzeigenDas Rathaus besitzt sieben Innenhöfe, von denen der auf dem Foto abgebildete Arkadenhof der größte ist und für zahlreiche Veranstaltungen genutzt wird. Er ist insofern ein grandioser Ort, da sich der Hauptturm des Rathauses herrlich in Szene setzt. Aufnahmeort anzeigenBild links: Der Blick von den Gängen im Obergeschoss des Rathauses in einen der sieben Innenhöfe. Bild rechts: Einer der letzten historischen Paternoster-Aufzüge Wiens versieht gemächlich und ruckelnd seinen Dienst. Nützt die Chance und probiert ihn aus, solange er noch in Betrieb ist! Bild links: Aufnahmeort anzeigen Bild rechts: Aufnahmeort anzeigenIn der Abenddämmerung und bei bereits eingeschaltener Beleuchtung erstrahlen die Innenhöfe des Rathauses imposant. Aufnahmeort anzeigenDer Stadtsenatssitzungssaal übernimmt repräsentative Aufgaben und fällt durch die vergoldete Holzdecke und die grünen Seidendamasttapeten an den Wänden besonders auf. Neben Sitzungen des Stadtsenats werden in diesem Saal Überreichungen von Ehrenbürgerurkunden sowie Eintragungen von prominenten Gästen ins Goldene Buch der Stadt Wien vorgenommen. Aufnahmeort anzeigenDie mit Intarsienarbeiten verzierte Decke kann man nicht lange genug ansehen. Dabei handelt es sich um eine Dekorationstechnik, bei der verschiedene Hölzer so aneinandergelegt werden, dass wieder eine eigene Fläche entsteht. Im Stadtsenatssitzungssaal ist an den Wänden weiters die Galerie der Bürgermeister angeordnet. Seit 1853 wird jeder Bürgermeister während seiner Amtszeit gemalt, im Foto sieht man das Bild von Helmut Zilk (1995). Aufnahmeort anzeigen
Das Wiener Rathaus ist zu Recht eines der Wahrzeichen der Stadt und nicht nur bei Touristen ein Fixpunkt. Einige Bereiche sind für die Öffentlichkeit immer zu besichtigen, ich empfehle aber eine Führung durch das Haus, um auch die prachtvollen Räume sehen zu können, die normalerweise verschlossen sind. Neben dem riesigen Festsaal haben es mir vor allem die Feststiegen angetan, die durch ihren Aufbau und die stilvolle Ausstattung einfach ein ganz besonderes Flair versprühen, wenn man auf ihnen nach oben schreitet. Nicht verpassen darf man eine Fahrt mit dem alten Paternoster – wer weiß, wie lange er noch seinen Dienst im Wiener Rathaus erfüllen wird …
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11 Kommentare bei „Wiener Highlights: Das Rathaus“
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