Es gibt wohl kaum einen Touristen, der diesen Monumentalbau bei einem Besuch in Wien nicht zu Gesicht bekommt: das Parlamentsgebäude. Ob bewusst angesteuert oder nur im Vorbeifahren mit der Straßenbahn gesichtet – das im griechisch-römischen Baustil errichtete Wiener Parlament auf der Ringstraße zieht den Betrachter in seinen Bann. In diesem Artikel führe ich euch in das Innere des Parlaments.
Dieser Artikel wurde zuletzt am 02. März 2020 aktualisiert.
Wiener Parlament
FAKTEN
Baujahr: 1874-1883 Architekt: Theophil Hansen Baustil: Neoklassizismus Erreichbarkeit: U-Bahn U2, U3 (Station Volkstheater) / Straßenbahn 1, 2, 71, D (Station Stadiongasse/Parlament) / Bus 48A (Station Dr.-Karl-Renner-Ring) Führungen: mehrmals täglich von Montag bis Samstag, für Einzelpersonen ohne Anmeldung möglich, EUR 5,-, alle Infos auf parlament.gv.at
Wichtiger Hinweis
Das Wiener Parlamentsgebäude wird seit Herbst 2017 bis voraussichtlich Ende 2021 umfassend saniert. In diesem Zeitraum können keine Führungen angeboten werden! Seit 12. September 2017 werden allerdings Führungen in der Hofburg – dem Ersatzquartier für Nationalrat und Bundesrat – durchgeführt.
Wiener Highlights
Mit der Artikelserie „Wiener Highlights“ stelle ich euch die schönsten Orte sowie Gebäude meiner Heimatstadt Wien von innen und außen im Detail vor. Hier könnt ihr die bisher erschienenen Beiträge ansehen:
Das Wiener Parlament ist einer der schönsten Bauten entlang der Ringstraße, die ja ohnehin nicht mit Prunkgebäuden geizt. Errichtet wurde es von 1874 bis 1883 nach Plänen des Architekten Theophil Hansen in griechisch-römischer Art, wodurch man sich auf den ersten Blick an einen Tempel aus Athen erinnert fühlt. Der Stil des Neoklassizismus ist natürlich nicht ohne Grund so gewählt: Hansen erklärte seine Entscheidung damit, dass in der griechischen Polis die Wurzel der Demokratie zu suchen sei. Das Parlament ist seit Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wieder der Sitz des Nationalrats, des Bundesrats sowie der Bundesversammlung und damit das wichtigste politische Gebäude Österreichs. In der folgenden Bilderstrecke nehme ich euch mit auf eine Reise durch die prachtvollen Räume und Säle des Gebäudes.
Eine Frontalansicht des Parlamentsgebäudes an der Wiener Ringstraße. Neben der Ähnlichkeit zu einem griechischen Tempel fällt vor allem der zentrale Brunnen mit der Statue der griechischen Göttin Pallas Athene ins Auge. Diese ist die Göttin der Weisheit, der Strategie, des Kriegs und des Friedens. In ihrer rechten Hand hält sie die Siegesgöttin Nike, in der linken einen Speer.Diese Detailaufnahme zeigt links einen von vier Rossebändigern, die als Symbol für die Bezähmung der Leidenschaft gelten und an die Abgeordneten appellieren, ihre politische Leidenschaft im Zaum zu halten. In der Mitte scheint das Wiener Rathaus durch und rechts sieht man die 5,5 Meter hohe Statue der Pallas Athene. Sie wurde übrigens erst nach dem Tod Hansens 1902 errichtet – allerdings exakt nach den Plänen des Architekten. Die Tatsache, dass die Pallas Athene mit dem Rücken zum Parlament steht, sorgt in der Bevölkerung bis heute für einen zeitlosen Witz: „Die Weisheit steht draußen, sie kehrt dem Parlament den Rücken zu!“Der Blick an die Decke des Unteren Vestibüls, unmittelbar nachdem man die Sicherheitskontrolle beim Besuchereingang hinter dem Brunnen passiert hat. Bereits hier bekommt man einen Vorgeschmack auf die zahlreichen Säulen, die im weiteren Verlauf des Rundgangs noch folgen werden.Vom unteren Vestibül führen zwei prachtvolle Treppen nach oben. Auf dem Weg in das Obergeschoss begrüßen den Besucher in den Wandnischen Marmorstatuen antiker Gottheiten. Hier sieht man von rechts nach links Demeter, Poseidon, Artemis und etwas verdeckt Ares. An der Decke erkennt man das rundherum laufende Friesgemälde von Alois Hans Schram.Eine Panoramaaufnahme zeigt das Obere Vestibül und die vorhin erwähnten Marmorstatuen auf den Treppenaufgängen. Dieser Raum soll den Besucher empfangen und auf die folgende, imposante Säulenhalle vorbereiten.Zwischen der Säulenhalle und dem Oberen Vestibül liegt noch dieses Atrium. In der Mitte blickt man auf dieser Aufnahme in Richtung des Haupteingangsportals, das normal verschlossen ist und nur für besondere Anlässe benutzt wird.Die Säulenhalle ist das Prunkstück des Parlaments und mit 24 x 41 Metern gleichzeitig der größte Raum im Gebäude. 24 Marmorsäulen halten das Gewicht der Decke und des Glasdachs, das den Raum mit natürlichem Licht durchflutet. Das Gefühl beim Betreten der Halle ist einfach unbeschreiblich!Der zentrale Raum hatte nach den Plänen des Architekten Theophil Hansen in der Vergangenheit die Aufgabe, Ort der Begegnung zwischen den Abgeordneten und den Mitgliedern des Herrenhauses zu sein. Heute wird die Säulenhalle für diverse Veranstaltungen, Empfänge und Pressekonferenzen genutzt.Das Abgeordneten-Sprechzimmer wird ebenfalls für unterschiedliche Anlässe herangezogen. Die Hauptaufgabe des Raums liegt aber darin, dass Bürgerinnen und Bürger hier die Möglichkeit haben sollen, nach Terminvereinbarung mit einem Abgeordneten zu sprechen und persönliche Anliegen vorzubringen.Staatsmännisch wird es im Empfangssalon, der auch „Blauer Salon“ genannt wird. Er dient der amtsführenden Nationalratspräsidentin oder -präsidenten als Raum für den Empfang internationaler Staatsgäste. An den Wänden hängen Porträts der Präsidenten und Präsidentinnen des Nationalrats seit 1945.Neben der Säulenhalle ist der Saal der Bundesversammlung das zweite große Highlight im Wiener Parlament. Der Raum wird auch Historischer Sitzungssaal genannt und kommt heute bei Sitzungen der Bundesversammlung (Nationalrat und Bundesrat) zum Einsatz, zuletzt bei der Angelobung des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen am 26. Jänner 2017.Der Saal ist in einer Halbkreisform angelegt und einem griechischen Theater nachgebildet worden. Die Decke krönt ein riesiges Dach aus handbemaltem Glas. In der Wandmitte thront eine Kolonnade von Dreiviertelsäulen in der Art eines antiken Szenariums, dazwischen stehen Statuen römischer Politiker.Der Öffentlichkeit am bekanntesten ist wohl der Sitzungssaal des Nationalrats, aus dem öfters live im Fernsehen übertragen wird. Er wirkt im Vergleich zu den anderen Sälen im Parlament steriler und architektonisch nüchtern. Das liegt daran, dass der ursprüngliche Sitzungssaal im Februar 1945 durch einen Bombenangriff zerstört und 1956 durch die Architekten Max Fellerer und Eugen Wörle in anderer, kostengünstiger Gestaltung neu gebaut wurde.Es kam wieder die einem griechischen Theater mit ansteigenden Sitzreihen nachempfundene Bauart zum Tragen. Über den Abgeordneten liegen zwei Galerien: in der ersten sind Logen für das Staatsoberhaupt, Diplomaten, Bundesräte und Medien (in Verglasung) angeordnet. In der zweiten Galerie befinden sich 180 Sitz- und 60 Stehplätze, um der Bevölkerung das Verfolgen einer Nationalratssitzung vor Ort zu ermöglichen.Der Wandverbau rund um die zahlreichen Ausgänge aus dem Sitzungssaal des Nationalrats lässt deutlich die Architektur aus den 50er-Jahren erkennen.Weitaus pompöser präsentiert sich anschließend der Sitzungssaal des Bundesrates. Historisch gesehen war dieser Raum übrigens nur das Vorzimmer zum Sitzungssaal der Mitglieder des Herrenhauses, seit 1920 trifft sich hier aber der Bundesrat.Ein der Bevölkerung ebenfalls bekannter Raum mit goldener Optik ist der Budgetsaal. Er ist eigentlich für den Finanz-, Budget-, Haupt- und Rechnungshofausschuss gedacht, hat sich in das Gedächtnis der ÖsterreicherInnen aber als Ort der Untersuchungsausschüsse zum Thema Hypo und Eurofighter eingebrannt.Die Bronze-Luster im Budgetsaal müssen besonders hervorgehoben werden. Sie sind mit jeweils 30 einzelnen Lampen die größten im gesamten Parlamentsgebäude und wirklich prächtig anzusehen, vor allem wenn man darunter steht.
Ein Rundgang durch das Wiener Parlament ist Geschichte pur und lässt einen Besucher sicherlich an mehreren Stellen im Gebäude vor Staunen mit offenem Mund stehen. Die Architektur von Theophil Hansen ist herausragend und mit derart vielen Details gespickt, dass es unmöglich ist, alle Feinheiten zu erfassen. Wer als Wien-Besucher die Zeit findet, sollte auf jeden Fall eine Führung machen!
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8 Kommentare bei „Wiener Highlights: Das Parlament“
[…] errichtet. Interessant ist der Umstand, dass der Architekt Hansen auch gleichzeitig am Parlamentsgebäude werkte, welches 1883 fertiggestellt wurde. Die Börse selbst übte ihre Tätigkeit von 1877 bis […]
[…] DAS PARLAMENT […]
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[…] errichtet. Interessant ist der Umstand, dass der Architekt Hansen auch gleichzeitig am Parlamentsgebäude werkte, welches 1883 fertiggestellt wurde. Die Börse selbst übte ihre Tätigkeit von 1877 bis […]
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