In meinem letzten Artikel habe ich euch die Sehenswürdigkeiten der fränkischen Stadt Bamberg nähergebracht. Doch auf einen genüsslichen Umstand gehe ich erst in diesem Beitrag ein: Bamberg ist ohne Übertreibung die Bierhauptstadt Deutschlands. Gemeinsam mit meinem Papa und meinem Bruder erkundeten wir zehn ansässige Brauereien. In diesem Artikel erfährst du deshalb: wo gibt es das gemütlichste Ambiente? Wie schmeckt das typische Rauchbier? Welche Brauereien haben überrascht, welche enttäuscht? Viel Spaß beim Lesen und Prost beim nächsten Bier in Bamberg!
DIE HÖHEPUNKTE AUS BAMBERG IN DIESEM REISEBERICHT
Bamberg als absoluter Bier-Hotspot in Deutschland mit einer Vielzahl an historischen Brauereien
Eine Übersichtskarte mit allen Brauereien in Bamberg, die du dir nicht entgehen lassen solltest
Das Rauchbier der Brauereien Schlenkerla und Spezial, welches ungewöhnlich und köstlich ist
Jede Menge Brauspezialitäten und köstlich deftige Schmankerl in allen Brauereien der Stadt
Viele Fotos und persönliche Eindrücke von meinem Besuch in den Brauereien mit Tipps für dich
Dieser Artikel wurde am 7. Oktober 2022 umfassend aktualisiert und um das Brauhaus zum Sternla ergänzt.
BAMBERG
FAKTEN
Reisezeit: Mai (4 Tage, 3 Übernachtungen), März (2 Tage, 1 Übernachtung)
Anreise: Mit dem Zug ICE von Wien Hauptbahnhof nach Nürnberg Hauptbahnhof, dann mit dem Regionalexpress weiter bis Bamberg (5:06 h)
Unterkunft: Hotel Central* (Promenadestraße 3): einfaches, aber schönes Hotel in sehr guter Lage direkt am Busbahnhof (ZOB) zwischen Bahnhof und Innenstadt (jeweils rund zehn Minuten Fußweg). Einzelzimmer ausreichend groß und sauber, weiche Matratze aber trotzdem perfekter Schlaf ohne Kreuzschmerzen, sehr gute Dusche die jedoch eine Überschwemmung verursacht. Innenhoflage völlig ruhig, dafür keine Aussicht. Kostenloses WLAN mit exzellenter Geschwindigkeit (auch Upload). Frühstück nicht gebucht da nebenan am Busbahnhof eine Bäckerei zu finden ist. Weiterempfehlung? JA
Auf meiner bevorzugten Hotelsuchmaschine booking.com findet ihr weitere schöne Unterkünfte in Bamberg*.
TRANSPARENZHINWEIS
*Die mit Stern gekennzeichneten Verweise in diesem Blogartikel sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn dir mein Blogartikel bei der Planung deiner Reise geholfen hat, freue ich mich, wenn du über diese Links deine Unterkunft oder Freizeitaktivitäten buchst. Ich erhalte dadurch eine kleine Provision und du unterstützt den Erhalt dieses Blogs. Für dich entstehen dabei selbstverständlich keine Nachteile. Vielen Dank! 🙂
Bamberg: Der Hotspot für Bier
Bier und Kultur – das sind die einfachen Zutaten für die liebevoll genannten Bierkulturreisen, die mein Papa, mein Bruder und ich seit mehreren Jahren gemeinsam unternehmen. Dabei suchen wir uns jeweils eine Destination, die sich halbwegs leicht per Bahn erreichen lässt und eine gute Mischung aus spannenden Attraktionen sowie interessanten Brauereien bietet. In der Vergangenheit erkundeten wir so etwa die Städte Prag, Pilsen, Budweis, Velké Popovice, Köln, Brünn, gleich mehrere Orte in Oberösterreich und natürlich das Münchner Oktoberfest. Mit Bamberg stand an einem Frühlingswochenende das nächste Highlight zum Thema Bier auf der Liste. Die historischen Sehenswürdigkeiten sind allesamt faszinierend und gleichzeitig konzentrieren sich in der Stadt so viele Brauereien auf engstem Raum, wie nirgendwo sonst auf der Welt.
Bamberg und seine Brauereien
Die Geschichte des Bierbrauens in Bamberg reicht schon mehr als tausend Jahre zurück. Urkundlich belegt sind der erste Ausschank im Jahr 1093 und die erste Brauerei der Benediktiner auf dem Michelsberg aus dem Jahr 1122. In den Aufzeichnungen der Stadt sind im Jahr 1818 stolze 65 aktive Brauereien in Bamberg verzeichnet! Umgelegt auf heute wäre das wohl eine wochenlange Bierkulturreise … 😉 Ein knappes Jahrhundert später hatte sich die Brauereianzahl 1902 schon halbiert, der Bierkonsum der Bevölkerung allerdings schoss in ungeahnte Höhen. Heute sind in Bamberg immer noch zehn Privatbrauereien aktiv – wobei es sich bei dieser Zahl um eine „bierernste Streitfrage“ handelt, wie das Online-Portal inFranken.de im Artikel Wie viele Brauereien hat Bamberg? schön zusammenfasst.
Die Bamberger Eigenheiten beim Bier
Wie dem auch sei – wir nutzten die vier Tage Aufenthalt, um die zehn Braugaststätten gut aufzuteilen und stressfrei auszutesten. Mit gleich mehreren lokalen Eigenheiten ist es aber ratsam, sich vor der Biertour etwas schlau zu machen. Wenn man etwa auf einen Bierkeller geht, dann sitzt man nicht in einem unterirdischen Raum, sondern einfach im klassischen Biergarten. Der Begriff stammt aus früherer Zeit, als in den Kellern Bier gelagert und darüber ausgeschenkt wurde. Bestellt man ein Seidla – was in Österreich als „Seidl“ einem 0,3l-Glas entspricht – erhält man einen halben Liter Bier. Und mit den Biersorten „Rauchbier“ und „Ungespundetes“ gibt es gleich zwei Spezialitäten, die man sonst nur selten findet. Mehr dazu aber dann bei den Brauereien weiter unten!
DIE ZWEITE MEINUNG
Wahnsinnig viele weitere nützliche Infos zu Bamberg und seinem Bier findet ihr übrigens im Blogartikel Bamberg & Bier: Warum Bamberg die wahre Bierhauptstadt ist von Ilona!
Die zehn Brauereien Bambergs
In der nachfolgenden Karte siehst du, wie die zehn Brauereien Schlenkerla, Ambräusianum, Mahrs, Keesmann, Greifenklau, Klosterbräu, Kaiserdom, Spezial, Fässla und Sternla in Bamberg verteilt sind. Bitte informiere dich auf den Webseiten über die Öffnungszeiten! Noch ein Tipp: Bist du nicht so lange in Bamberg, um alle Brauereien austesten zu können? Dann empfehle ich dir die selbstgeführte Bierschmecker®Tour*, in der vier Biere, Rauchbiertrüffel und ein Steinkrug inkludiert sind. Sieh dir auch unbedingt meinen ersten Artikel zu Bamberg an (Bamberg: Bierstadt mit Mehrwert), in dem ich auf alle Sehenswürdigkeiten und die von uns getesteten Lokale abseits der Brauereien eingehe. Nun aber zu den einzelnen Braugaststätten im Detail!
Karte der zehn Brauereien in Bamberg
1) RAUCHBIERBRAUEREI SCHLENKERLA
Adresse: Dominikanerstraße 6
Biersorten: Aecht Schlenkerla Rauchbier Märzen, Aecht Schlenkerla Rauchbier Weizen, Bock-Rauchbier (saisonal)
Webseite: https://www.schlenkerla.de/
Kein Bamberg ohne Schlenkerla
Die Rauchbierbrauerei Schlenkerla ist die bekannteste und berühmteste Braustätte Bambergs. Sie liegt absolut zentral nur wenige Schritte vom Alten Rathaus entfernt und ist ein echter Anziehungspunkt für die Massen. Meine Erwartungen hielten sich in Grenzen, denn ich ging eher von einem sehr touristischen und dementsprechend wenig interessanten Ort aus. Damit lag ich aber komplett daneben! Das Schlenkerla hat uns so gut gefallen, dass wir sogar an allen drei Tagen dort einkehrten. Gemeinhin heißt es: wer kein Rauchbier im Schlenkerla getrunken hat, war nicht in Bamberg. Nun, diese Vorgabe haben wir also übererfüllt! 😉
Der Ursprung des Namens
Schon 1405 wurde urkundlich erwähnt, dass am heutigen Standort in der Dominikanerstraße eine Brauereiausschank betrieben wird – damals noch als „Haus zum blauen Löwen“. 1866 sorgte ein Wirt mit seinem seltsamen, „schlenkernden“ Gang für höhnische Bemerkungen der Gäste. Der also eigentlich spöttisch gemeinte Begriff Schlenkerla wurde somit zum neuen Namen der Brauerei. Dem Erfolg des Unternehmens hat die Umbenennung offensichtlich nicht geschadet, was aber natürlich vor allem auch am Rauchbier liegt.
Das Phänomen Rauchbier
Ein Rauchbier probierte ich das letzte Mal vor vielen Jahren in Wien, wo es im Siebensternbräu ausgeschenkt wird. Meine Erinnerungen daran sind nicht die besten: stellt euch einen geräucherten Schinken vor, der als Bier serviert wird. 😉 (Anmerkung: mittlerweile wird dort nach Bamberger Rezept gebraut – vom Ergebnis muss ich mich aber erst persönlich überzeugen). Ich war also im Schlenkerla etwas skeptisch, aber der Geschmack war in der Realität dann doch einzigartig anders.
Viel Aufwand für das Rauchbier
Die Brauerei setzt als eine von nur noch zwei Unternehmen weltweit (die zweite ist die Brauerei Spezial, siehe weiter unten) das aufwendige Verfahren des Darrens (Trocknens) von Malz über offenem Feuer ein. Der dabei entstehende Rauch wird vom Malz gleichmäßig aufgenommen und verleiht ihm das Raucharoma. Egal ob ihr jetzt Lust oder Abneigung verspürt: probieren müsst ihr das „Aecht Schlenkerla Rauchbier“ auf jeden Fall! Es schmeckt eigen, speziell, wahnsinnig süffig und absolut nicht nach geräuchertem Schinken. Ein Umstand trifft aber garantiert zu – entweder man liebt es oder man hasst es.
Immer viel los
Eines habe ich so noch nicht erlebt: vor dem Schlenkerla standen an allen drei Tagen unseres Aufenthaltes immer massenhaft Leute. Jeder hatte ein Glas Rauchbier in der Hand, das man sich einfach von der kleinen Ausschank gleich beim Eingang zapfen lässt. Trotz des Trubels gab es keinen Stress und keine Glasscherben, sondern nur gute Laune. Ein Schild weist darauf hin, dass Junggesellenabschiede unerwünscht sind – und das ist gut so! Es gibt übrigens auch einen eigenen kleinen Garten, wo es sich sehr schön sitzen lässt. Aber auch die Innenbereiche wirken urig, gemütlich und einfach einladend. Wenn du mal im Schlenkerla warst, schreib mir deine Meinung in die Kommentare! 🙂
2) BRAUEREI FÄSSLA
Adresse: Obere Königsstraße 19-21
Biersorten: Gold Pils, Zwergla, Lager, Weizla, Weizla Dunkel, Bambergator (Bockbier, saisonal)
Webseite: https://www.faessla.de/
Der Zwerg und sein Bierfass
Die Brauerei Fässla hat es meinem Papa, meinem Bruder und mir ebenfalls sehr angetan. Das seit 1649 bestehende Unternehmen überzeugte uns in jeder Hinsicht, sodass wir gleich zweimal in der Gaststube einkehrten. Witzigerweise verschlug es uns beide Male in der Früh in das Fässla, wo das Wort Frühschoppen nicht nur eine leere Worthülse ist. Ab 8.30 Uhr wird täglich das Bier mit dem fassrollenden Zwerg als Maskottchen ausgeschenkt (sonntags nur bis 12 Uhr!). Wer glaubt, dass man morgens erstens noch kein Bier trinken kann und zweitens alleine in einer Braugaststätte sitzt, der irrt gewaltig.
Beliebter Frühschoppen
Während man zu so früher Stunde noch halbwegs einfach einen Sitzplatz ergattert, ist dies nur ein bis zwei Stunden später ein Ding der Unmöglichkeit. Von den ausschließlich einheimischen Gästen wurden wir zuerst so richtig gemustert – nachdem uns der Chef Roland Kalb persönlich das Bier von der Ausschank an den Tisch brachte, gab es aber nette Blicke. 😉 Er wies uns auch darauf hin, dass wir uns ruhig von der gegenüber liegenden Bäckerei Kerling eine Leberkässemmel holen sollen und diese in der Brauerei essen können. Gesagt, getan! Das Mitbringen von Speisen wird solange geduldet, bis die hauseigene Küche zu Mittag aufsperrt.
Eine unkomplizierte Brauerei
Auch sonst war es uns eine Freude, mit dem Chef unkomplizierten Smalltalk zu führen und uns im Fässla wirklich wohl zu fühlen. Sowohl das ausgeschenkte Pils als auch das Lager sind sehr angenehm, leicht und süffig zu trinkende Biere. Toll fanden wir weiters, dass ein Blick in die Brauerei bzw. die Flaschenabfüllanlage überhaupt kein Problem war. Spannend war für mich zu sehen, wie entspannt und stressfrei die Abfüllung erfolgt, während in den Abfüllanlagen der Großbrauereien die Flaschen und Dosen nur so vorbeizischen. Liebend gerne hätten wir übrigens in einem der 26 Gästezimmer der Brauerei übernachtet, dazu waren wir bei der Buchung aber schon zu spät dran.
3) BRAUEREI SPEZIAL
Adresse: Obere Königstraße 10
Biersorten: Lager-Rauchbier, Märzen-Rauchbier, Weissbier, Ungespundetes, Bockbier (saisonal)
Webseite: https://brauerei-spezial.de/
Rauchbier, die Zweite
Die Brauerei Spezial ist neben der Brauerei Schlenkerla das zweite Unternehmen in Bamberg, das Rauchbier in traditioneller Weise herstellt. Die Geschichte des Spezial reicht dabei bis in das Jahr 1536 zurück. In früherer Zeit lagen entlang der Königstraße ganze 22 Brauereien, da es sich um einen Hauptverbindungsweg handelte. Heute sind nur noch das Spezial und gleich gegenüber das Fässla in der Straße übrig. Trotz zahlreicher Umbauten und Erneuerungen sind die Fachwerkfassade sowie die urige Gaststube erhalten geblieben und sorgen für eine gemütliche Atmosphäre.
Ein „Schäuferla“ gegen den Hunger
Mein Papa, mein Bruder und ich kehrten in die Brauerei Spezial nach einem ausgedehnten Spaziergang durch die Gärtnerstadt ein (siehe dazu auch mein erster Artikel Bamberg: Bierstadt mit Mehrwert). Um die Mittagszeit war naturgemäß viel los und wir fanden keinen Platz im Garten und in der Stube. Gerade als wir wieder gehen wollten, bescherte uns ein glücklicher Zufall doch noch einen freien Tisch. Mit Hunger im Bauch bestellten wir uns den fränkischen Klassiker „Schäuferla“, der uns ausgezeichnet schmeckte.
Sehr gute Bierauswahl
Bei den Bieren probierte jeder von uns ein anderes. Das Lager-Rauchbier ist das Aushängeschild des Hauses und schmeckt ähnlich gut wie das im Schlenkerla. Mir persönlich fehlte aber ein wenig das letzte Etwas, sodass mein Favorit klar das Rauchbier der Brauerei Schlenkerla bleibt. Eine stärkere Version ist das Märzen-Rauchbier, das schon recht kräftig im Geschmack daherkommt und nicht mehr ganz so einfach zu trinken ist. Als sehr gut empfand ich dagegen das Ungespundete – der Name stammt von der Lagerung ohne Spundung (ohne Überdruck).
4) BRAUEREI GREIFENKLAU
Adresse: Laurenziplatz 20
Biersorten: Lager, Märzen, Zwickel, Weizen, Bock, Greif-R
Webseite: https://www.greifenklau.de/
Brauerei mit Burgblick
Kommen wir nun zur Brauerei Greifenklau, die von der Innenstadt einen rund 20-minütigen Fußweg entfernt liegt. Wenn du so wie wir vor dem Biergenuss etwas Bewegung machen willst, dann empfehle ich dir folgendes: geh zuerst auf die Altenburg hinauf und genieße dort den Ausblick auf Bamberg sowie vielleicht das eine oder andere „Seidla“ im Burgbiergarten. Danach spazierst du gemütlich über einen anderen Weg hinab in Richtung Brauerei Greifenklau. Bei besonders großem Durst liegt dazwischen noch der Spezial-Keller. 😉 Mehr Infos zur Altenburg und zum Spezial-Keller findest du in meinem Artikel Bamberg: Bierstadt mit Mehrwert.
Ein echter Bierkeller
In der Brauerei Greifenklau wartet dann jedenfalls ein kleiner, aber wunderschöner Garten mit Ausblick auf die Altenburg. Es handelt sich hierbei übrigens um einen Gastgarten, der den klassischen Begriff „Bierkeller“ tatsächlich verdient, da sich unter dem Biergarten der historische, noch heute in Betrieb befindliche Lagerkeller der Brauerei befindet. Unter Kastanienbäumen schmeckten das Zwickel und das Weizenbier jedenfalls gleich nochmals besser, da waren wir uns einig. 😉
Ein Biergarten für uns allein
Die Geschichte der Gaststätte begann im Jahr 1585, die eigentliche Brauerei geht aber auf den Anfang des 18. Jahrhunderts zurück, als der Domherr Franz Friedrich von Greifenklau ein Wirts- und Brauhaus errichtete. Die recht kleine Gaststube wirkt innen einladend und war aufgrund des schönen Wetters während unseres Besuch natürlich fast leer. Aber auch der Biergarten selbst war überraschend spärlich besucht, was uns jedoch wenig störte und einmal eine gute Abwechslung zum Trubel bei den anderen Brauereien war.
5) BRAUEREI MAHRS
Adresse: Wunderburg 10
Biersorten: a U (Ungespundetes), Pils, Helles, E.T.A. (Dunkles), Sommerpils, Bockbier (saisonal)
Webseite: https://www.mahrs.de/
„A U, bitte!“
Weiter oben im Artikel habe ich dir bei der Brauerei Spezial davon berichtet, dass wir den Besuch mit einem Rundgang durch die Gärtnerstadt verknüpften. Der Spaziergang im östlichen Viertel Bambergs lässt sich aber noch weiter ausdehnen, was ich dir nur empfehlen kann. Dann nämlich stößt man auf zwei weitere Brauereien, die nur einige Meter auseinanderliegen. Eine davon ist Mahrs Brauerei, die andere lernst du gleich im nächsten Punkt kennen. Mahrs ist weithin bekannt für sein wohlschmeckendes ungespundetes Bier, das in der Gaststätte einfach nur „U“ genannt wird.
Uriger Empfang
Die Brautradition reicht bis ins Jahr 1670 zurück und bis zur Gegenwart konnte die Brauerei Mahrs schon zahlreiche europäische Auszeichnungen für ihre Biersorten erlangen. Betritt man die Stube, fühlt man sich automatisch heimelig und wohl. Die urige Ausschank besticht durch drei Holzfässer und einem motivierten Mitarbeiter, der gekonnt ein Glas nach dem anderen zapft. Die Holzbalken der Decke zeugen von der Vergangenheit und wirklich gerne hätten wir hier in diesem Bereich Platz genommen – leider war alles besetzt oder reserviert.
Das Ungespundete
Es gibt aber im hinteren Bereich des Gasthauses noch weitere Räume, die allerdings den Charme des Eingangsbereichs vermissen lassen und eher zweckmäßig eingerichtet sind. Nichtsdestotrotz nutzten wir natürlich die Chance und probierten hier die hauseigenen Biere. Ich war bereits gut vorbereitet und bestellte für uns bei der (leider wenig sympathischen) Kellnerin authentisch „drei U, bitte!“. Das ungespundete Bier erhält seinen Namen vom Umstand, dass das an der Oberseite eines Holzfasses befindliche Spundloch nicht verschlossen wird. Dieses in Franken typische Gärungsverfahren sorgt dafür, dass das Bier unter anderem einen geringeren Kohlensäuregehalt aufweist. Und tatsächlich lässt es sich ausgezeichnet trinken! 🙂
6) BRAUEREI KEESMANN
Adresse: Wunderburg 5
Biersorten: Bamberger Herren Pils, Helles, „Sternla“ Lager, Hefeweizen, Bock (saisonal)
Webseite: keine
Von Mahrs zu Keesmann
Die Brauerei Keesmann ist nur einen Katzensprung von der vorhin vorgestellten Brauerei Mahrs entfernt und kann somit natürlich ideal kombiniert werden. Beim Betreten der Gaststätte waren mein Papa, mein Bruder und ich etwas überrascht, denn es herrschte das große Aufbrechen. Der etwas lieblose Innenhof mit zahlreichen Tischen war komplett leergefegt und auch in der Gaststube selbst waren nur einige wenige Sitzplätze belegt. Zum Glück stellten wir dann fest, dass nur die Küche ihre Pforten schloss – der Ausschank war davon nicht betroffen und wir bekamen unsere verdienten Kostproben. 😉
Das berühmte Herren Pils
Der Ursprung der Brauerei geht auf das Jahr 1867 zurück. Damit ist Keesmann im Vergleich zu den anderen Traditionsbetrieben relativ jung, was man auch deutlich an der Architektur des Hauses erkennt. Der Gaststube fehlt es etwas an Urigkeit, gemütlich zum Sitzen ist sie aber dennoch. Das bekannteste Bier der Brauerei Keesmann ist das Bamberger Herren Pils, was für Franken eher untypisch ist. Obwohl ich normalerweise kein großer Anhänger des Pils bin, hat es mir ausgezeichnet geschmeckt. Es überzeugte mich durch seine Leichtigkeit und das milde Hopfenaroma. Aber auch das „Sternla“ Lager sorgte durch seine Süffigkeit für gute Laune in unserer Runde!
7) BRAUEREI KLOSTERBRÄU
Adresse:
Biersorten: Braunbier, Kellerbier, Schwärzla (Dunkles), Rauchbier, Bockbier (saisonal)
Webseite: https://klosterbraeu.de/
Bambergs älteste Brauerei
Etwas versteckt in einer ruhigen Seitengasse und abseits des Trubels liegt die Brauerei Klosterbräu. Sie ist etwas ganz Besonderes, denn es handelt sich um die älteste Braustätte Bambergs. Seit 1533 wird hier Braunbier und Kellerbier produziert. Schon das von außen recht klein wirkende, wunderschöne Gebäude lädt zum Betreten ein. Entlang der leicht abfallenden Gasse ist eine Terrasse für 40 Personen aufgebaut, auf der wir uns gleich zu einem netten Ehepaar dazusetzten. Denn Berührungsängste sind in einem Bierlokal immer falsch am Platz. 😉 Die Atmosphäre war launig und gesellig, genau wie es sich gehört.
Braunbier und Kellerbier
Ich habe natürlich auch einen Blick in das Innere der Braustätte gewagt und mich zuerst über die kleine Gaststube gewundert. Doch weit gefehlt – das Klosterbräu verfügt noch über zahlreiche größere und kleinere Räume, die einen großen Ansturm an durstigen Menschen garantiert aufnehmen. Zum Bier: wir probierten die drei Sorten Braunbier, Kellerbier und Schwärzla (ein Dunkles). Im Klosterbräu setzt man auf naturbelassene Zutaten und ich finde, man schmeckt den besonderen Charakter der Biere. Mir persönlich waren das Braunbier und das Kellerbier aber zu intensiv. Das Schwärzla dagegen hat mir ausgezeichnet gemundet! Nun ja, Geschmäcker sind eben verschieden. 😉
8) BRAUEREI AMBRÄUSIANUM
Adresse:
Biersorten: Helles, Keller „U³“ ungespundet, Bernsteinweizen
Webseite: https://www.ambraeusianum.de/
Das Bamberger Bierbaby
Bei der Brauerei Ambräusianum handelt es sich einerseits um die zweitjüngste (2004 gegründet) und gleichzeitig auch eine der kleinsten Braustätten in Bamberg. Die Lage könnte nicht besser sein, denn das Brauhaus befindet sich direkt neben dem Schlenkerla. Während aber vor der Rauchbierbrauerei massenhaft Leute die Spezialität des Hauses verkosteten, ging es beim Ambräusianum deutlich ruhiger zu. Prinzipiell bietet die Brauerei aber alles, um erfolgreich zu sein.
Tolles Ambiente
Die Inneneinrichtung ist auf urig mit modernem Einschlag getrimmt. Inmitten des Gastraumes stehen die Maische- sowie Sudpfannen und versetzen den Besucher sofort in bierige Stimmung. Mein Papa, mein Bruder und ich setzten uns aber in den kleinen überdachten Innenhof, der von vielen Grünpflanzen durchzogen ist und sehr nette Sitzgelegenheiten bietet. Was uns sehr gefallen hat, war die gute Stimmung unter den jungen Kellnern und Kellnerinnen sowie die Möglichkeit einer Bierprobe.
Biere ohne bleibenden Eindruck
Bei der Ambräusianum Bierprobe erhält man in drei Gläsern jeweils 0,1 Liter des Hellen, des ungespundeten Kellerbiers und des Bernsteinweizens. Wir waren uns in der Bewertung eigentlich ziemlich einig: es war weder Fisch noch Fleisch. Die Biere ließen sich zwar einfach trinken, blieben mir aber nicht wirklich im Gedächtnis. Es ist wohl mehr das Ambiente des Ambräusianums, das einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Ausprobieren solltet ihr die Brauerei aber auf jeden Fall.
9) BRAUEREI KAISERDOM
Adresse:
Biersorten: Pilsener Premium, Dark Lager, Kellerbier, Hefe-Weißbier, Alt-Bamberger
Webseite: https://kaiserdom.de/
Das Bierphantom von Bamberg
Die neunte Privatbrauerei in Bamberg ist ein seltsames Phänomen. Es handelt sich um die größte Brauerei der Stadt, es werden über 320.000 Hektoliter pro Jahr gebraut, es wird in fünf Kontinente und über 65 Länder exportiert – aber in Bamberg ist dieses Bier fast nirgends in der Ausschank zu finden! Von diesem Umstand hatte ich schon während meiner Recherche in einem anderen Blogbeitrag gelesen und war dementsprechend vorbereitet. Die 1718 gegründete Brauerei Kaiserdom betreibt nämlich unweit des Firmengeländes ein Hotel mit integriertem Gasthof, wo man einige Biere testen kann.
Anfahrt mit dem Bus notwendig
Ein kleines Problem gibt es aber: das Brauereigelände und der Gasthof befinden sich im Stadtteil Gaustadt rund drei Kilometer vom Zentrum entfernt. Hier war es für uns das einzige Male notwendig, auf den Bus zurückzugreifen. Das ist aber völlig unkompliziert! Zur Brauerei fährt nur die Linie 906 und in diese könnt ihr entweder am Busbahnhof (ZOB) oder entlang der Lange Straße einsteigen – beide Optionen sind vom Zentrum aus bequem zu erreichen. Der Bus fährt Mo-Sa alle 15 Minuten und am Sonntag alle 30 Minuten. Eine Fahrt kostet EUR 2,10 und ist direkt beim Fahrer zu bezahlen.
Gutes Bier, aber kein Flair
Rund 20 Minuten Fahrzeit später steigt man an der Haltestelle Gaustadt Friedhof aus und ist nach wenigen Schritten beim Hotel und Gasthof angelangt. Der erste Eindruck war wirklich enttäuschend, denn Bier-Flair sucht man hier vergebens. Der Gasthof ist eigentlich eine Pizzeria, die immerhin ganz nett eingerichtet ist. Leider war der an und für sich feine Gastgarten trotz Schönwetters nicht geöffnet. Das Positive: die von uns verkosteten Biere Kaiserdom Pilsener Premium und Alt-Bamberger schmeckten vorzüglich. Nur bei Pizza, Pasta und Bruschetta ist Bier dann doch ein etwas schwerer Begleiter. 😉
10) BRAUHAUS ZUM STERNLA
Adresse:
Biersorten: Sternla Export, Sternla Märzen, zusätzlich wechselnde Saisonbiere
Webseite: https://sternla.de/
Neuzugang für Bamberg in Sachen Bier
Das Brauhaus zum Sternla ist die jüngste Ergänzung unter den Brauereien in Bamberg. Die Geschichte des Hauses reicht bis ins Jahr 1380 zurück, aber erst seit 2019 wird hier auch tatsächlich Bier gebraut. Schon bei unserem ersten Besuch faszinierte mich das damals noch Gasthaus zum Sternla genannte Lokal mit seiner urigen Einrichtung in der Schwemme und dem damals schon köstlichen Bier, das aber eben von den anderen Brauereien in Bamberg produziert und zugeliefert wurde. Nach einer erneuten Reise nach Bamberg konnten wir uns endlich von den Braukünsten des Sternla überzeugen – das Bier ist süffig und sehr wohlschmeckend!
Bestes Schäuferla in Bamberg
Die Brauanlage im Brauhaus zum Sternla kannst du dir übrigens auch ansehen. Entweder buchst du vor Ort oder vorab auf der Webseite eine Bierverkostung oder du wirfst einfach einen Blick durch ein Fenster auf die moderne Minibrauerei. Ein weiterer Grund für einen Besuch des Sternla ist aus meiner Sicht das hervorragende Essen. Nirgendwo sonst in Bamberg schmeckte uns die typische fränkische Speise „Schäuferla“ besser als hier. Das zarte Fleisch kommt mit einem Erdäpfelknödel ofenfrisch auf Sauerkraut gebettet auf den Teller und zerfällt inmitten der grandiosen dunklen Biersauce. Ein echter Genuss!
FAZIT
Bamberg nennt sich zurecht die Bierhauptstadt Deutschlands. Mit acht historischen Privatbrauereien und zwei neu hinzugekommenen bietet die Stadt jedem Bierliebhaber mehr als genügend Gründe, um sich auf die Spuren des schmackhaften Gerstensaftes zu machen. Mit Schlenkerla und Spezial sind hier die weltweit einzigen verbleibenden Brauereien ansässig, die auf traditionelle Art Rauchbier herstellen – ein Bier, dass du unbedingt zumindest probiert haben musst! Wenn du alle zehn Braustätten besuchen und testen willst, dann plane besser drei bis vier Tage ein. Denn eines darf man in Bamberg nicht vergessen: neben Bier hat die Welterbestadt auch sonst noch genügend Sehenswertes zu bieten (siehe mein Beitrag Bamberg: Bierstadt mit Mehrwert). Ich bin auf deine Eindrücke gespannt, schreib mir doch einen Kommentar sobald du in Bamberg warst! 🙂
Lieber Christian, als Bambergerin fand ich deinen Artikel an vielen Stellen sehr gelungen, ein kleiner Fehler ist dir allerdings unterlaufen :man geht bei uns nicht in, sondern auf den Keller ?
Vielen Dank Hannah, auch für den Hinweis! 🙂
Liebe Grüße
Christian
Schöner Bericht. Beim nächsten Besuch in Bamberg empfehle ich dir einen Besuch im „Hopfengarten“ in der Zollnerstraße. Der Garten und die Gewächshäuser der ursprünglich reinen Gärtnerei sind etwa 6-8 Mal im Jahr für jeweils ein Wochenende geöffnet. Dort werden seit einiger Zeit auch erstklassige Biere gebraut. Einfach mal googlen 🙂
Vielen Dank und den Tipp merke ich mir! 🙂
Liebe Grüße
Christian
[…] hinterließen und wo das Bier sowie das Essen am besten schmeckt, könnt ihr in meinem Blogartikel Bamberg: Bier, Bier und nochmals Bier nachlesen. Seht euch auch einmal die Bamberg Bierschmecker®Tour* an, in der vier Biergutscheine […]
Ja, über die Bierernste Streitfrage haben wir ja schon geredet. aus irgendeinem Grund, hat es das ambräusianum in die Listen der traditionellen Brauereien geschafft. Obwohl es ja, wie du auch sagst, noch sehr jung ist und zugegebenermaßen von Bamberger nicht besonders stark frequentiert wird. Aus von Dir genannten Gründen. Die gute Lage sichert hier wohl den Erfolg. Die Touristen kommen.
da hätten es andere kleine Brauereien durchaus er verdient, in den Listen genannt zu werden. Z.b. der Hopfengarten, der in meinem Artikel ja auch erwähnt wird (danke übrigens für das Verlinken !). auch das Kaiserdom Bier trinkt in Bamberg eigentlich kein Mensch. Ich war überrascht, dass es dir so gut geschmeckt hat, denn ehrlich gesagt weiß ich nicht, wann ich zum letzten Mal überhaupt eines getrunken habe.
Zum Rauchbier: man sollte immer das Schlenkerla zum Schluss trinken! Denn ein Vergleich mit dem Schlenkerla, können andere Biere nur eher „flach“ ausfallen. Dabei ist das Spezial ein ganz hervorragendes Rauchbier.
Danke für deinen Kommentar! Je öfter du den Hopfengarten erwähnst, desto schneller will ich wieder nach Bamberg und es austesten. ;))
Viele Grüße
Christian
Hopfengarten Hopfengarten Hopfengarten Hopfengarten Hopfengarten Hopfengarten Hopfengarten Hopfengarten Hopfengarten Hopfengarten Hopfengarten Hopfengarten
…
Ich kannte den vor diesem Jahr selber nicht. Hat mich aber sehr überzeugt!
[…] Christian von coeser.de: Bamberg: Bier, Bier und nochmals Bier […]
Zur Info – In der Gaststätte „Zum Sternla“ befindet sich seit Herbst 2019 eine Brauerei.
VG Florian
Danke Florian, ist im Text ergänzt. 🙂
Viele Grüße
Christian
Bamberg ist nicht nur die Bierhauptstadt Deutschlands, Oberfranken ist DIE Bierregion der Welt!
Jawohl, akzeptiert! 😀
Viele Grüße
Christian
[…] Vielleicht ist euch schon aufgefallen, dass in (echten) Biergärten immer Kastanienbäume auf Kiesuntergrund stehen. Diese wurden damals von den Bierbrauern zusätzlich angepflanzt, da deren flache Wurzeln das Kellergewölbe nicht beschädigten und mit ihren großen Blättern keine Sonne durchließen. Zu bestimmten Zeiten durften die Brauer direkt über dem Bierkeller per Ausschank Bier verkaufen. Dazu stellte man einfache Bierbänke und Tische auf – die Bevölkerung stürmte die Biergärten in München regelrecht. Bis heute hält sich in Teilen Bayerns übrigens der Begriff „Bierkeller“ als Synonym für „Biergarten“, so etwa vor allem in Bamberg (siehe mein Blogbeitrag Bamberg: Bier, Bier und nochmals Bier). […]
[…] in Bamberg zu einem geselligen Vergnügen! Bamberg: Bierstadt mit Mehrwert (Reisebericht) Bamberg: Bier, Bier und nochmals Bier (Erfahrungsbericht über die […]
[…] hat Bambergs Bierkultur […]
Hallo,
als Bamberger eine kleine Korrektur: Die beiden Brauereien Keesmann und Mahrsbräu sind nicht in der Gartenstadt, sondern in der Wunderburg, südwestlich der Gartenstadt. In der Gartenstadt gibt es meines Wissens den Hopfengarten, den ich erst durch euch kennen gelernt habe. Danke.
Insgesamt ein guter Beitrag!!!
Gruß
Klaus B.