In anderen Städten würden sie wohl längst im Museum stehen, in Lissabon verkehren sie aber ganz regulär in den engen Gassen: die berühmten historischen Wagen der Straßenbahn. Die kleine gelbe Tram ist aus dem hügeligen Stadtbild nicht wegzudenken, zählt zu den Wahrzeichen und gehört zu den beliebtesten Fotomotiven bei Touristen. Grund genug also, in einem eigenen Artikel der Tram von Lissabon einige Worte und Bilder zu widmen!
DIE HÖHEPUNKTE AUS LISSABON IN DIESEM ARTIKEL
Eine persönliche Liebeserklärung an die wundervolle Straßenbahn von Lissabon
Detaillierter Einblick in die bewegende Geschichte der gelben Tram von Lissabon
Erlebnisbericht über eine Fahrt mit der berühmten Straßenbahn-Linie 28E
Eine Erklärung, warum es in Lissabon neben der gelben auch rote und grüne Trams gibt
Viele Fotos und persönliche Eindrücke von der historischen Straßenbahn von Lissabon
Dieser Artikel wurde zuletzt am 12. Jänner 2023 aktualisiert.
LISSABON (LISBOA)
FAKTEN
Reisezeit: November (4 Tage, 3 Übernachtungen), Oktober (3 Tage, 2 Übernachtungen)
Anreise: Mit dem Flugzeug von Flughafen Wien-Schwechat nach Flughafen Lissabon Humberto Delgado (ca. 3:00 h)
Unterkunft: 262 Boutique Hotel* (Rua Nova do Carvalho 15): sehr gute Lage nahe des Bahnhofs Cais do Sodré, sehr versteckter, unscheinbar Eingang auf der pink bemalten Gasse R. Nova do Carvalho, Personal nett, kein Aufzug, Zimmergröße in Ordnung aber WC enorm eng, Dusche überraschend geräumig und gut, wegen Verglasung nichts für scheue Paare. Trotz drei Fensterschichten immer noch dumpfe Geräusche von der Partymeile „Pink Street“ bemerkbar, Betten sehr gut, kein Safe, schnelles WLAN, Frühstück nicht gebucht. Weiterempfehlung? JA, aber eher nur für lärmunempfindliche Leute und Partytiger.
Auf meiner bevorzugten Hotelsuchmaschine booking.com findest du weitere schöne Unterkünfte in Lissabon*.
TRANSPARENZHINWEIS
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Die bewegte Geschichte der Tram von Lissabon
Wenn es hinter einer engen Kurve quietscht und rattert, dann ist die alte gelbe Tram nicht mehr weit entfernt. Warum heute noch die gebrechlich wirkenden, historischen Wagen aus den 1930er-Jahren fahren? Dazu macht ein kurzer Blick auf die spannende Geschichte der Straßenbahn von Lissabon Sinn. Den Startpunkt setzte der Einsatz einer Pferdebahn 1873, mit der bald große Teile der Stadt – außer den steilen Vierteln Alfama und Lapa – erschlossen wurden. Ergänzend baute man zunächst Standseilbahnen, von denen heute immer noch drei in Betrieb sind.
Siegeszug der Eléctricos de Lisboa
1901 begann die Umstellung auf elektrischen Betrieb. Die Bezeichnung lautete Carros eléctricos de Lisboa (kurz Eléctricos de Lisboa) und erklärt, warum die Nummern der Straßenbahnlinien ein „E“ nachgestellt haben – Busse weisen ein „B“ aus. 1906 war dann schließlich auch der heute bei Touristen so beliebte Altstadtteil Alfama erschlossen, wo sich die berühmte Linie 28E durch die engen sowie steilen Gassen schlängelt. Die Steigungen sind dabei enorm und betragen bis zu 13,5 Prozent. Im Jahr 1957 erlebte die Tram ihren Höhepunkt: das Streckennetz umfasste 27 Linien und 76 Kilometer Länge. Das sollte sich jedoch bald ändern.
Die Straßenbahn soll weg
Über die nächsten 20 Jahre folgte ein massiver Abbau von Strecken wegen der neu erbauten U-Bahn, dem vermehrten Einsatz von Bussen und dem Anstieg des Autoverkehrs. Die Betreibergesellschaft Carris wollte in den 70er-Jahren die Tram wegen ihrer Unwirtschaftlichkeit sogar komplett einstellen. Die Nelkenrevolution am 25. April 1974 bedeutete nicht nur das Ende der Diktatur in Portugal, sondern auch das Ende der Kolonialkriege in Afrika. Viele Soldaten kehrten zurück in die Hauptstadt – durch diesen schnellen Bevölkerungsanstieg waren die Pläne für eine Stilllegung der Tram beendet.
TIPP: Weitere Artikel zu Lissabon
Lissabon: Eine Ode an die Tram: Hier widme ich der alten Tram von Lissabon – dem heimlichen Star der Stadt – einen ganzen Artikel mit vielen Fotos und geschichtlichen Hintergrundinfos.
Lissabon: 20 Fotospots, die Lust machen: Dieser Artikel ist eine echte Inspiration für dich, wenn du noch nie in Portugals Hauptstadt warst und dich mit den besten Fotospots und Bildern ködern lassen möchtest!
Lissabon: Die 15 besten Sehenswürdigkeiten: Ein Reisebericht über Lissabon mit vielen Details, persönlichen Erfahrungen und allgemeinen Tipps zu den wichtigsten Attraktionen der Stadt.
Lissabon: 10 Dinge, die du tun musst! Welche Aktivitäten du aus meiner Sicht in Lissabon unbedingt machen und nicht verpassen solltest, habe ich in diesen Reisebericht verpackt.
Lissabon entdeckt den Tourismus
Aktuell gibt es zwar keine Absichten mehr für eine Einstellung der Tram – allerdings auch keine großen Ausbaupläne. Die Stadtregierung erkannte jedoch die touristische Bedeutung der Straßenbahn. Schon seit 1965 verkehrte etwa eine rote Tram für Stadtrundfahrten, wenn auch nur sehr selten. Heute gibt es zusätzlich zur roten Hills Tramcar Tour noch eine Tram Tour mit grünen Wagen, die regelmäßig fahren. Beide sind als Hop-on-hop-off-Fahrzeuge gedacht, für die ihr eigene, relativ teure Tickets benötigt.
Mit der Lisboa Card durch die Stadt
Ich rate euch, auf die grüne und rote Tram zu verzichten und das Geld lieber in die Lisboa Card* zu stecken. Damit könnt ihr alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und authentisch mit den alten (und neuen) gelben Straßenbahnen fahren. Außerdem sind viele Sehenswürdigkeiten kostenlos bzw. ermäßigt zugänglich. Meine Freundin und ich nahmen die Karte für drei Tage und sparten so insgesamt einige Euro, die wir in einen Restaurantbesuch investierten. Den Voucher für die Lisboa Card lösten wir gleich nach der Ankunft am Flughafen beim Informationsschalter ein und konnten damit auch sofort den Zug in die Stadt nutzen.
Intensive Fahrt mit der Tram
Die bekannteste Straßenbahn ist die Tramlinie 28E, welche eine attraktive Route durch die Altstadt abfährt. In der Hochsaison ist sie komplett von Touristen überfüllt, während unseres Besuchs im November war sie aber deutlich weniger frequentiert. Wenn ihr die Tram in den Sommermonaten nutzen wollt, ist ein Versuch am frühen Morgen oder zu späterer Stunde zu empfehlen, um mit Glück einen Platz zu finden. Wenn die Warteschlangen an den Stationen zu lange sind und ihr es nicht in die Linie 28E schafft, ist das auch kein Weltuntergang! Es gibt noch weitere spannende Routen, die von historischen Wägen bedient werden – etwa die Rundlinie 12E oder die 2018 reaktivierte Linie 24E.
Unterwegs mit dem „Bone Shaker“
Die Mitfahrt ist ein Spektakel: alles ruckelt, quietscht und knattert, der Geruch von modrigem Holz sowie Schmieröl liegt in der Luft und der Fahrer schiebt das alte Gefährt rasant durch die engen Gassen. Sehr amüsiert haben mich die Kommentare der Fahrgäste: ein Brite sprach aufgrund der holprigen Fahrt von einem „Bone Shaker“, also Knochenrüttler. Meine Freundin dagegen fühlte sich durch den forschen Fahrstil und das aggressive Gebimmel an eine alte Grantlerin aus Wien erinnert, die laut schimpfend mit dem Nudelholz umhertobt. 😉
Mit den folgenden Fotos nehme ich euch nun mit auf eine Fahrt durch Lissabon, viel Spaß!
Fotos der Straßenbahn von Lissabon
FAZIT
Die Straßenbahn von Lissabon ist nicht nur ein Verkehrsmittel, sondern auch ein Symbol des historischen Charmes der Stadt. Die alten gelben Wagen blicken auf eine lange Geschichte zurück und mussten schon viele Streckenschließungen über sich ergehen lassen. Selbst die komplette Auflassung der Straßenbahn stand im Raum – eigentlich unvorstellbar. Zum Glück ist das nicht geschehen und auch heute noch könnt ihr diese liebevolle Art der Fortbewegung in den engen Gassen der Stadt nutzen. Nicht umsonst zählt die Tram zu den besten Sehenswürdigkeiten in der portugiesischen Hauptstadt! Wie seht ihr das, inspiriert euch die Straßenbahn in Lissabon auch so wie mich? 🙂
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