Eine der schmutzigsten Städte Europas: dieser negative Ruf haftete der tschechischen Stadt Ostrava in den 1980er-Jahren an. Hör jetzt aber bloß nicht auf zu lesen, dir entgeht sonst ein umwerfender Citytrip! Das zweifelhafte Image der vergangenen Tage ist abgelegt und die Industriestadt punktet heute mit einer charmanten Mischung aus morbiden Fabrikanlagen, einer lebendigen Kulturszene, beeindruckenden Sehenswürdigkeiten und einer herzhaften Küche. In diesem Reisebericht nehme ich dich mit zu den Highlights in Ostrava!
DIE HÖHEPUNKTE AUS OSTRAVA IN DIESEM REISEBERICHT
Ostrava als touristisch noch wenig bekannte Großstadt und somit sehr attraktives Reiseziel
Die Witkowitzer Eisenwerke als spektakulärer Höhepunkt mit fantastischen Ein- und Ausblicken
Die Innenstadt als prachtvoller Beweis für den Reichtum von Ostrava in vergangenen Zeiten
Das Bergbaumuseum Landek als Ort der Geschichte mit eindrucksvollen Ausstellungen
Viele kulinarische Tipps für Restaurants, Bierlokale, Cafés und Street Food in Ostrava
Dieser Artikel wurde zuletzt am 11. Oktober 2022 aktualisiert.
OSTRAVA (OSTRAU)
FAKTEN
Reisezeit: Oktober (2 Tage, 1 Übernachtung)
Anreise: Mit dem Zug von Wien-Hauptbahnhof nach Ostrava hl.n. (2:58 h)
Unterkunft: Hotel Ruby Blue* (Stodolní 3319): gutes Dreisternhotel in der Amüsiermeile Stodolní. Verkehrstechnisch sehr gute Lage (Straßenbahnstation Stodolní um die Ecke, wenige Minuten Fußweg in die Innenstadt), auch für Absacker/Essen am Abend gut geeignet. Zimmer geräumig und einfach, aber schön. Bequeme Betten, Safe, gefüllte Minibar, sauber, Lärm von den Clubs in der Nacht bemerkbar, aber nicht wirklich störend (Ruhesuchende sollten dennoch eine andere Gegend auswählen), Frühstücksbuffet überschaubar aber alles da, was man braucht, Qualität gut. WLAN-Geschwindigkeit Up/Down sehr schnell. Weiterempfehlung?JA!
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Der Reiz von Ostrava
Hast du schon einmal von Ostrava gehört? Obwohl es sich nach Prag und Brünn um die drittgrößte Stadt in Tschechien handelt, ist Ostrava relativ unbekannt, wenn es um klassische Städtereisen geht. Doch es sind genau solche Destinationen, die ich sehr gerne näher unter die Lupe nehme und auf meine Reiseliste setze. Eine kurze Recherche im Internet offenbarte schnell den Reiz der Industriestadt: wundervolle historische Architektur trifft auf eine harte Fabrikwelt. Ostrava ist heute immer noch von der Schwerindustrie geprägt, konnte sich dank einer Tourismusoffensive aber gleichzeitig zu einem kulturellen Zentrum und attraktiven Reiseziel transformieren.
Ostrava als historisches Zentrum der Schwerindustrie
Rund 300.000 Einwohner leben heute in Ostrava. Die Stadt im Osten von Tschechien ist nur zehn Kilometer von der polnischen und rund 50 Kilometer von der slowakischen Grenze entfernt. Bedeutung erlangte der Ort ab Mitte des 18. Jahrhunderts, als der Abbau von Steinkohle begann. Die Zahl der Bevölkerung stieg rasant und mit der Gründung der Witkowitzer Eisenwerke 1829 wurde Ostrava schließlich zum Zentrum der Stahlindustrie. Umweltverschmutzung, Geruchsbelästigung und wenig lebensfreundliche Arbeitsbedingungen waren damals an der Tagesordnung und man möchte sich nicht vorstellen, wie der Alltag der Menschen ausgesehen haben muss. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei.
Was dich in Ostrava erwartet
Die Schwerindustrie beherrscht weiterhin den Alltag in Ostrava – nach der Ankunft am Bahnhof spürst du davon aber noch recht wenig. Die Fahrt mit der Straßenbahn ins Zentrum führt an wunderschönen Häusern vorbei, viele davon mit einer Jugendstilfassade. Eine Menge Bauwerke wurden während meines Besuchs gerade saniert und selbst die verfallenen Bauten ließen mit morbidem Charme auf die prachtvolle Vergangenheit von Ostrava schließen. Die vergangenen und aktuellen Spuren der Industrie sind jedoch allgegenwärtig: Entlüftungsrohre des Bergbaus ragen als Denkmal aus den Straßen, mitten in der Stadt steht der imposante Förderturm der Mine Důl Jindřich und aus den Schloten der Fabriken rund um die Innenstadt schießen immer wieder große Dampfwolken Richtung Himmel.
TIPP: Weitere Städtereisen in Tschechien
Prag: Schmuckstück an der Moldau
Starobrno: Ausflug zum Brünner Biergenuss
Ostrava als attraktiver Städtetrip
Es ist beeindruckend, wie es Ostrava gelang, das Image der schmutzigsten Stadt Tschechiens abzulegen und zu einem absolut lohnenden Reiseziel zu werden. Die Industrieruinen sind zwar weiterhin sichtbar, werden aber einfach als Museum oder Veranstaltungsort in das Alltagsleben integriert. Ich habe wenig andere Städte gesehen, wo Industriegeschichte und Sehenswürdigkeiten so eine hautnahe Zeitreise in vergangene Zeiten ermöglichen und dennoch das pulsierende und junge Leben allgegenwärtig spürbar ist. Als modernes Logo nutzt die Stadt den Schriftzug „OSTRAVA!!!“, welcher die Lebendigkeit und Energie geradezu in die Welt hinausschreit. Die Buchstaben mit Wiedererkennungswert findest du überall in Ostrava – aus meiner Sicht ein sehr gelungenes Logo für eine Industriestadt.
Wie viele Tage in Ostrava einplanen?
Prinzipiell ist die Anzahl der Sehenswürdigkeiten in Ostrava gut überschaubar, sie lassen sich an zwei vollen Tagen stressfrei besichtigen. Es gibt zwei wichtige Aussichtspunkte, von denen du jeweils einen anderen Fokus auf die Stadt erhältst, einige schöne Plätze sowie Straßen und natürlich die Industrieruinen als große Highlights des Städtetrips nach Ostrava. Da die Stadt aber wie erwähnt weit im Osten des Landes liegt, wirst du wahrscheinlich eine längere Anreisezeit aus dem deutschsprachigen Raum einplanen müssen. Ich empfehle dir deshalb, zumindest drei Tage bzw. zwei Übernachtungen zu buchen – langweilig wird dir garantiert nicht!
Die öffentlichen Verkehrsmittel in Ostrava
Die Sehenswürdigkeiten in Ostrava liegen teils recht weit auseinander, sind mit Straßenbahn und Bus aber super erreichbar. Die noch verkehrenden alten Garnituren geben ein sehr gutes Fotomotiv ab. Für die öffentlichen Verkehrsmittel in Ostrava gibt es seit 2020 nur noch E-Tickets. Sehr einfach und empfehlenswert ist die App Moje DPO (iOS / Android) des lokalen Transportunternehmens DPO. Die App bietet auch Deutsch als Sprache und der Ticketkauf ist intuitiv: wähle einfach aus, ob du einen Fahrschein für 10 bzw. 45 Minuten oder gleich für einen, drei oder sieben Tage haben möchtest. Ich kaufte für zwei Tage Aufenthalt in Ostrava täglich ein Tagesticket. Bezahlt wird per Kreditkarte und schon hast du dein Handyticket zur Hand. Infos zu weiteren Kaufoptionen findest du auf der Seite dpo.cz.
Die Anreise nach Ostrava mit dem Zug
Nach Ostrava fuhr ich gemeinsam mit einem sehr guten Freund. Wir wählten die uns zuerst unbekannte Stadt auch deshalb, weil sie von unserer Heimatstadt Wien aus direkt mit der Bahn erreichbar ist. Mehrmals täglich verkehrt vom Wiener Hauptbahnhof ein Zug zu unterschiedlichen Städten in Polen und erreicht schon nach rund drei Stunden Fahrzeit Ostrava in Tschechien. Ein Highlight ist dabei, dass polnische Waggons eingesetzt werden – inklusive Speisewagen. Sowohl bei der Hin- als auch bei der Rückfahrt genossen wir so köstliches Bier sowie frisch zubereitete polnische Spezialitäten. Mir kommen jedes Mal die Tränen, wenn ich nach solch einem Erlebnis wieder an die Tristesse der „Speisewägen“ der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) denke.
DIE 7 BESTEN SEHENSWÜRDIGKEITEN IN OSTRAVA
1) Witkowitzer Eisenwerke
Erreichbarkeit: Straßenbahn-Station Dolní Vítkovice (Linien 1, 2 und 10)
Es mag auf den ersten Blick vielleicht etwas seltsam wirken, dass ich ein ehemaliges Stahlwerk als ersten Punkt der besten Sehenswürdigkeiten in Ostrava erwähne. Es ist aber tatsächlich so, dass die Industrieruine das unbestrittene Highlight in der Stadt ist. Die Witkowitzer Eisenwerke (Vítkovické železárny, Dolní Vitkovice, DOV) im Stadtteil Vitkovice waren im 19. und 20. Jahrhundert eines der wichtigsten Unternehmen der mährischen Schwerindustrie. Kohle wurde direkt in der Stadt abgebaut, Stahl und weitere Produkte produziert und Ostrava extrem aufgewertet – das alles aber zum Preis von hoher Umweltverschmutzung. 1836 wurde der erste Hochofen in Betrieb genommen, 1998 erfolgte der letzte Abstich vor der Stilllegung. Die Anlage erhielt 2002 den Status eines Nationalen Kulturdenkmals.
Industrieruine wird zu Veranstaltungszentrum
Ab 2009 begann der Umbau des Stahlwerks zu einem Veranstaltungsort und kulturellem Zentrum für die Öffentlichkeit. Das Gelände ist frei zugänglich und du kannst sowohl mit als auch ohne Führung gemütlich durch die „Science-Fiction-Welt“ schlendern und Perspektiven auf die Schwerindustrie erhalten, wie du es wohl nie erwartet hättest. Es sind viele Informationstafeln in tschechischer und englischer Sprache aufgestellt, wenn du selbst durch die Anlage gehen willst. Tiefere Einblicke gibt es mit Führung (siehe nächster Punkt), die allerdings nur auf Tschechisch angeboten wird (Audioguide per Aufpreis verfügbar). Wir beließen es bei einem Rundgang ohne Guide und waren auch so schwer beeindruckt von der Anlage.
2) Witkowitzer Eisenwerke: Bolt Tower
Erreichbarkeit: Straßenbahn-Station Dolní Vítkovice (Linien 1, 2 und 10)
Ein weiteres Highlight in der alten Anlage der Witkowitzer Eisenwerke ist der unübersehbare, rund 80 Meter hohe Bolt Tower, benannt nach dem Leichtathletikstar Usain Bolt. Der Turm steht inmitten des ehemaligen Hochofens Nr. 1 und bietet eine Aussicht der Superlative auf das Werk und die Umgebung. Eine Warnung gleich vorweg: du solltest halbwegs schwindelfrei sein! Eine Auffahrt mit dem Aufzug kostet CZK 200,-, wobei die Hälfte davon ein Voucher für das Café an der Spitze des Bolt Tower ist. Tickets gibt es am Fuß des Turms und wegen beschränkter Zutrittszahl kann es sein, dass du wie wir eine Stunde oder länger warten musst. Die Zeit lässt sich aber sehr gut mit einem Rundgang (siehe Punkt 1) überbrücken, für den du ohnehin zumindest eine Stunde einplanen solltest.
Nervenkitzel auf dem Bolt Tower
Ausgerüstet mit einem Schutzhelm wirst du per Aufzug an die Spitze gebracht – die Perspektive auf das Werk während der spektakulären Fahrt nach oben ist absolut beeindruckend! Wir lösten den Voucher gleich für Kaffee und Kuchen ein, beides überraschend gut! Dann erfolgte der pure Nervenkitzel: über mehrere, außenliegende Ebenen gingen wir auf einem schmalen Gitterrostweg rund um den Bolt Tower. Die Aussichten sind unbeschreiblich und offenbaren die gigantische Dimension der Witkowitzer Eisenwerke. Auch in der Umgebung wird die Bedeutung der Industrie für Ostrava deutlich sichtbar. Es ist spannend, wie viele Anlagen heute immer noch in Betrieb sind. Nochmals die Warnung: Ein Blick direkt nach unten lässt dir den Atem stocken und das Adrenalin spürbar werden.
3) Aussichtsplattform Neues Rathaus
Erreichbarkeit: Straßenbahn-Station Důl Jindřich (Linien 1, 2 und 8) und 5 Minuten Fußweg, alternativ Bus-Station Nová radnice (Linien 101, 102 und 106) direkt vor dem Rathaus.
Das Neue Rathaus (Statutární město Ostrava) ist das markante Wahrzeichen von Ostrava und sollte ein Fixpunkt sein, wenn du in der Stadt zu Gast bist. Das Gebäude wurde 1930 erbaut und vor allem der 85 Meter hohe Turm sticht sofort ins Auge. Auf dem Platz vor dem Rathaus gelingen dir eindrucksvolle Fotos des Bauwerks – du kannst dazu auch die Statue des Ikarus mit aufs Bild nehmen. Um auf die Aussichtsplattform des Turms (Öffnungszeiten auf vyhlidkovavez.cz) zu gelangen, musst du den Seiteneingang auf der rechten Seite nehmen, der gut beschildert ist. Ich war an einem Sonntag vor Ort und außer dem Sicherheitspersonal war in den offiziellen Räumen des Rathauses niemand anwesend. Folge den Schildern vorbei an einem alten Paternoster und fahre mit einem Aufzug ein Stück nach oben.
Beste Aussicht auf Ostrava
Gleich ein wichtiger Tipp: wenn du den ersten Aufzug oben verlässt, findest du die einzige zugängliche Toilette! Auf dem Weg zum zweiten Aufzug kommst du schließlich zur Touristeninformation, wo sich auch der Ticketschalter befindet. Neben Postkarten und Souvenirs erhältst du hier bei Bedarf weitere Tipps für die Stadt. Eine Auffahrt zur Aussichtsplattform ist recht günstig und der 360-Grad-Blick über Ostrava ist schlichtweg atemberaubend! Du bekommst sowohl die gesamte Innenstadt als auch die Dimension der allgegenwärtigen Industrie gut vor Augen geführt. Gleichzeitig siehst du auch, wie grün die Landschaft rund um Ostrava ist. Gemeinsam mit dem Bolt Tower in den Witkowitzer Eisenwerken (siehe Punkt 2) bietet das Neue Rathaus die beste Sicht auf Ostrava.
4) Kathedrale zum göttlichen Erlöser
Erreichbarkeit: fußläufig in der Innenstadt
Während des Spaziergangs durch die Innenstadt fällt die Kathedrale zum göttlichen Erlöser (Katedrála Božského Spasitele) durch ihre Dimensionen ziemlich schnell ins Auge. Die 1888 fertig gestellte Pfarrkirche wurde 1996 zur Kathedrale erhoben. Der Stil der Neorenaissance wirkt von außen noch klassisch, von innen bietet sich aber ein interessantes, gegensätzliches Bild. Die Einrichtung ist schlicht und aufgeräumt, was mir sehr gut gefiel. Die modernen Elemente in der Kirche sind außergewöhnlich und etwas, das ich so noch nirgends gesehen habe. Statt Buntglasfenstern sind digitale Anzeigetafeln angebracht und auch der Altar ist sehenswert gestaltet. Wirf auf jeden Fall einen Blick in die Kathedrale, ich bin gespannt welche Meinung du haben wirst.
5) Der Masaryk-Platz
Erreichbarkeit: fußläufig in der Innenstadt
Der Hauptplatz von Ostrava (Masarykovo námesti) trägt den Namen des ehemaligen tschechoslowakischen Präsidenten T. G. Masaryk und ist ein wundervoller Ort zum Verweilen. Die prunkvollen Häuserzeilen zeugen vom Reichturm der Vergangenheit und vor allem das Alte Rathaus stellt ein super Fotomotiv dar. Wenn du Glück hast, kommst du in den Genuss des Glockenspiels. Im Inneren befindet sich das Stadtmuseum von Ostrava, wo du auf zwei Etagen Ausstellungen über die Stadtgeschichte und die Natur vorfindest. Auf dem Masaryk-Platz stehen noch eine Pestsäule und eine Statue des Heiligen Florian. Zum Zeitpunkt meines Besuchs war der Platz recht ausgestorben, aber prinzipiell findest du hier eine Menge Lokale, Cafés und im Dezember einen Weihnachtsmarkt.
6) Weitere Tipps für die Innenstadt
Erreichbarkeit: fußläufig in der Innenstadt
Hier noch vier weitere Orte in der Innenstadt von Ostrava, die mir im Vorbeigehen aufgefallen sind. Neben dem Hauptplatz befindet sich nur wenige Schritte entfernt mit dem Jiráskovo náměstí (Bild oben) noch ein wunderschöner Platz mit Häusern rund um das Jahr 1910. Auf den Bildern unten siehst du mit der Evangelischen Christuskirche ein weiteres bildhübsches Fotomotiv, das Mural „Meredith“ (auch „Madonna Ostravica“ genannt) und an derselben Stelle ein Denkmal, welches an die reiche Geschichte des öffentlichen Verkehrs im historischen Zentrum von Ostrava erinnert. An dieser Stelle verkehrte ab 1896 eine Straßenbahn auf Normalspur (1.435 mm) und ab 1950 eine Schmalspurbahn (760 mm). Ein O-Bus löste die Straßenbahn ab, bis schließlich 1967 die heute noch bestehende Fußgängerzone eingerichtet wurde.
7) Bergbaumuseum Landek
Erreichbarkeit: von der Innenstadt kommend z.B. ab der Straßenbahn-Station Stodolní mit den Linien 1 oder 8 bis zur Station Muglinovská, von dort direkt weiter per Bus zur Station Hornické muzeum (Linien 34, 52, 56), dann noch 5-10 Minuten Fußweg zum Eingang des Landek-Parks
Einige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt im Norden der Hügel Landek, unter dem sich die ehemalige Anselm-Mine befindet. Die Anlage ist heute das größte Minenmuseum Tschechiens und eine sehr empfehlenswerte Sehenswürdigkeit in Ostrava. Du kannst während einer geführten Tour sowohl die Ausstellung über die Grubenwehr ansehen (Dauer: 1 Stunde) oder kombiniert auch eine Führung im Untergrund mit intensiven Einblicken in das Leben der Bergbauarbeiter erleben (Dauer: 2 Stunden). Leider hatten wir keine Zeit mehr dafür und ich muss es mir für einen späteren Besuch vormerken. Alle Infos über die Besichtigungsmöglichkeiten findest du auf der Webseite dolnivitkovice.cz.
Interessantes rund um das Museum
Auch ohne Führung sind die Gebäude und das Areal des Bergbaumuseums Landek spannende Orte. Sehr beeindruckend empfand ich etwa eine große Halle, in der die Kleidung der Arbeiter zum Trocknen aufgehängt wurde. Rund um das Museum sind einige Geräte und Maschinen ausgestellt, die garantiert auch Kinder begeistern. Abseits des Bergbaumuseums ist der Hügel Landek ein weitläufiges Erholungsgebiet und lädt zu einem ausgiebigen Spaziergang ein. Essen kannst du hier in zwei Lokalen, die allerdings noch geschlossen hatten, als wir vor Ort waren. Dafür gebe ich dir im nächsten Punkt einen Tipp, wenn du hier eine Pause bei einem guten tschechischen Bier einlegen willst.
Essen und Trinken in Ostrava
Sehr gut gegessen haben wir im Restaurant Slezska P.U.O.R. (Kolejní 3254), ein beliebtes Bierlokal mit tschechischen Speisen und Biertank. Es ist laut, es ist voll, es ist günstig! Neben süffigem Bier genossen wir hier die Nationalspeise Svíčková und zarte Spareribs.
Ein wunderbarer Zufall bescherte uns das Burger Street Festival beim Einkaufszentrum Karolina Forum. Das Festival wird unter dem Jahr in ganz Tschechien veranstaltet, alle Termine findest du auf der Webseite burgerstreetfestival.cz. Die Qualität und das Angebot waren ausgezeichnet, noch dazu wurde Bier aus verschiedenen Gebieten des Landes ausgeschenkt.
Den Street Food Market Černý Kůň (cernykunostrava.cz) möchte ich dir nicht vorenthalten. Er ist in der Lücke eines abgerissenen Hauses an der Adresse Nádražní 1553 aufgebaut und bietet eine Vielfalt an Köstlichkeiten und süffiges Fassbier der mährischen Brauerei Bernhard. Ich hoffe, dass der Street Food Market noch lange bestehen bleibt, aber möglicherweise wird an seiner Stelle schon ein Haus gebaut, wenn du vor Ort in Ostrava bist.
Stichwort Bier: Den Gerstensaft der ansässigen Brauerei Ostrava (Pivovar Ostravar) hätten wir nur zu gerne probiert. Leider fanden wir tatsächlich kein Lokal, welches das lokale Bier ausschenkt. Vorherrschende Marken sind in Ostrava die Großbrauereien Pilsner Urquell und Radegast. Auf der Webseite der Brauerei findest du aber eine Liste an Gaststätten, die das Bier aus Ostrava ausschenken (ostravar.cz, nur tschechisch).
Suchst du beim Bergbaumuseum Landek eine gemütliche Möglichkeit für eine Bierpause, dann ist der Kiosk Občerstvení U ledňáčka (Pod Landekem 67/30) das Richtige. Du bekommst dort frisch gezapftes Pilsner und kannst es in ruhiger Atmosphäre inmitten der Natur genießen.
Ein Tipp, wenn du dir ein Fußballspiel von Baník Ostrava ansiehst (siehe mein Bonustipp im Artikel weiter unten) und danach wie wir verzweifelt auf der Suche nach einem Lokal bist: Kovárna Výběr (5, Jeremenkova 954) wirkt wie ein authentisches Gasthaus, in das Touristen wohl nur versehentlich kommen. Das Bier ist süffig und unheimlich günstig, ein perfekter Ort nach einem Fußballabend.
Die Fortgehmeile in Ostrava nennt sich Stodolní und ist alles außer authentisch. Hier kannst du dich mit deinen Freunden zwar gut amüsieren, die Lokale, das Angebot und die Atmosphäre sind aber eher als zweifelhaft zu bezeichnen. Neben billigem Alkohol findest du hier vor allem jede Menge zwielichte Gestalten.
Ein sehr kleines, aber wundervolles Café ist der Ostravanka Coffee Shop (Milíčova 2). Das Lokal bietet sich für eine Pause während eines Rundgangs durch die Innenstadt an. Der Kaffee und das von mir verschlungene Croissant waren exzellent.
Bonustipp: Der Fußballclub Baník Ostrava
Du willst ein Fußballspiel des lokalen Clubs Baník Ostrava anschauen? Wenn du kein Tschechisch sprichst, ist der Ticketkauf umständlich: Auf der offiziellen Website fcb.cz siehst du auf der Startseite das jeweils nächste Spiel, für das du Karten kaufen kannst. Einen Spielplan gibt es hier ebenso wenig wie eine englische Version. Klicke auf den grauen Button „vstupenky“ (Eintrittskarten), dann kommst du auf das Ticketportal ticketlive.cz. Diese Seite kannst du zwar im Menü auf Englisch umstellen, allerdings findest du dann kurioserweise von Baník Ostrava keine Veranstaltungen mehr. Öffne deshalb die Ticketseite am besten in einem zweiten Browser-Tab und lass sie z.B. per Google Translate übersetzen, um alles zu verstehen. Abgesehen davon ist der Ticketkauf ansonsten sehr einfach und intuitiv.
Stadionbesuch in Ostrava
Das Stadion von Baník Ostrava nennt sich Městský stadion und steht ein schönes Stück vom Zentrum entfernt im Süden der Stadt. Am besten fährst du mit der Straßenbahn 3 oder 11 entweder direkt zur Station Městský stadion oder mit der Straßenbahn 2, 3 oder 12 zur Station Ředitelství Vítkovic und gehst ein kleines Stück, was ich empfehlen würde. Dabei kannst du nämlich noch die Atmosphäre besser aufsaugen und die anderen Zuschauer beobachten. Die Polizeipräsenz beim Spiel Baník Ostrava – 1. FC Slovácko war hoch, Zwischenfälle gab es aber keine. Wurst und Bier im Stadion wussten zu überzeugen, auch wenn leider nur Radegast statt des lokalen Biers ausgeschenkt wurde. Sofern du fußballbegeistert bist, wirst du in Ostrava jedenfalls auf deine Kosten kommen!
FAZIT
Ostrava ist ein recht unbekanntes, aber fantastisches Reiseziel für einen Citytrip! Die Stadt präsentiert sich zwar immer noch als Ort der Industrie, allerdings ohne Umweltverschmutzung und ergänzt um eine Vielzahl an beeindruckenden Attraktionen. Die Industriegeschichte wird aktiv in den Tourismus und das Alltagsleben einbezogen, wie die Witkowitzer Eisenwerke oder das Bergbaumuseum Landek eindrucksvoll beweisen. Gegensätzlich dazu bietet die Innenstadt mit ihren zwischen Ruinen hervorblinzelnden prachtvollen Bauten einen Eindruck vom Reichtum der Vergangenheit. Am besten siehst du dir Ostrava einfach einmal selbst an, du wirst es nicht bereuen!
Hi Christian,
vielen Dank für deinen tollen Beitrag zu Ostrava. Die Stadt hat man nicht als Ziel für einen Citytrip auf dem Schirm, sieht aber echt lohnend aus und wird notiert 😉 Erinnert mich ein bisschen ans polnische Kattowitz, das eine ähnliche Geschichte hat.
Gruß, Julia
Danke für deinen Kommentar Julia! Kattowitz ist ja nicht weit entfernt und deshalb in der Geschichte ähnlich. Das werde ich mir aber auch mal selbst anschauen. 🙂
Viele Grüße
Christian
Das erinnert mich ja ein wenig an meine Heimat, das Ruhrgebiet. 🙂
Erst neulich habe ich gehört, wie viele tolle, unbekannte Städte es in Tschechien gibt. Da merke ich mir euren Blogbeitrag gleich mal vor.
LG vom Donausteig, Janine
Unbedingt Janine, Ostrava wird wir sicherlich gefallen und dich überraschen!
Viele Grüße
Christian
Das ist ein cooler Städtetipp, danke dafür! Schon alleine für das Mural zahlt sich ein Besuch aus, obwohl ich auch das Bergbaumuseum toll finde. Besonders das Foto mit den Kleidern an der Decke! Ich dachte zuerst, das sei eine Kunstinstallation…