Beim ersten Städtetrip nach Paris stehen oftmals nur die bekanntesten Sehenswürdigkeiten wie der Eiffelturm, die Champs-Élysée oder die berühmten Museen im Fokus. Eine Rückkehr in die französische Hauptstadt zahlt sich aber nicht nur wegen der zahlreichen weiteren Attraktionen aus. Mit den „Space Invaders“ des einheimischen Künstlers Invader kannst du dich auf eine Schnitzeljagd durch Paris begeben und die Stadt der Liebe auf eine komplett neue, faszinierende und authentische Art entdecken. Alle Hintergründe, Infos und Tipps zu diesem ungewöhnlichen Thema findest du in diesem Artikel.
DIE HÖHEPUNKTE VON INVADER IN PARIS IN DIESEM ARTIKEL
Umfangreiche Informationen über das Kunstprojekt Space Invaders des französischen Künstlers Invader
Erlebe das klassische Sightseeing in Paris mit Invader in Form einer aufregenden Schnitzeljagd durch die Stadt
Hintergrundwissen zu Reaktivierungen, Tipps zur Suche und Links zu weiterführenden Artikeln über Invader
Viele Fotos, welche die Vielfalt der Space Invaders in Paris und Umgebung zeigen und dir Lust machen
Bilder von begehrten Sammlerstücken abseits der Straßenkunst wie Bücher, Invasion Kits und Invasion Maps
Dieser Artikel wurde zuletzt am 6. Oktober 2024 aktualisiert.
SPACE INVADERS IN PARIS
FAKTEN
Reisezeit: mehrere Male zu jeder Jahreszeit
Anreise mit dem Zug: von Wien Hauptbahnhof nach Frankfurt/Main Hauptbahnhof, umsteigen in den TGV oder ICE nach Paris Gare de l’Est (gesamt 11:30 h inkl. großzügiger Umsteigezeit)
Anreise mit dem Flugzeug: vom Flughafen Wien-Schwechat zum Flughafen Paris Aéroport Charles de Gaulle (Flugzeit ca. 1:30 h, mit Transfer in die Stadt ca. 3:00 h)
Hoteltipp für Paris:
25hours Hotel Terminus Nord* (12 Bd de Denain): großes Hotel in historischem Gebäude, sehr gute Lage direkt gegenüber des Gare du Nord, sehr kreative Innenausstattung, viel zum Schauen und Entdecken, Space-Invaders-Thema und Sammlerstücke im ganzen Hotel – Fotos davon findest du weiter unten im Fließtext. Die Zimmerkategorie M ist sehr klein aber typisch für Paris und der Platz gut genutzt mit geräumiger Dusche. Die Zimmerkategorie L bietet viel Platz und ebenfalls eine geräumige Dusche. Super bequeme Betten, Safe, kostenlose Minibar, sehr schnelles WLAN up/down. Das Restaurant Neni ist direkt im Hotel, in dem auch das ausgezeichnete Frühstück aufgetischt wird. Weiterempfehlung? JA!
Auf meiner bevorzugten Hotelsuchmaschine booking.com findest du weitere schöne Unterkünfte in Paris*.
TRANSPARENZHINWEIS
Für die Recherchereise zu diesem Artikel wurde ich vom 25hours Hotel unterstützt, meine Meinung ist davon nicht beeinflusst. *Die mit Stern gekennzeichneten Verweise in diesem Blogartikel sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn dir mein Blogartikel bei der Planung deiner Reise geholfen hat, freue ich mich, wenn du über diese Links deine Unterkunft oder Freizeitaktivitäten buchst. Ich erhalte dadurch eine kleine Provision und du unterstützt den Erhalt dieses Blogs. Für dich entstehen dabei selbstverständlich keine Nachteile. Vielen Dank! 🙂
Paris: Das Reich von Invader
Du flanierst gemütlich durch die zauberhaften Gassen von Paris und plötzlich lacht dir von einer Hauswand ein seltsames, krabbenähnliches Gesicht entgegen – exakt so nahm ich die bunten Mosaike des heute weltberühmten Künstlers Invader bei einem meiner ersten Citytrips in die französische Hauptstadt wahr. Ich fragte mich schon von Beginn an, was diese „Dinge“ sein und was sie darstellen sollen. Die Anfänge des Phänomens gehen auf das Jahr 1996 zurück, als ein damals noch komplett unbekannter, 27-jähriger Kunststudium-Absolvent ein aus kleinen Mosaiksteinen zusammengesetztes „Alien“ in Form einer Krabbe an die Hauswand in einer Seitengasse eines Pariser Vororts klebte.
Die erste Invasionswelle in Paris
Von diesem allerersten Mosaik gibt es laut Interviews des Künstlers keine Aufzeichnungen und Fotos, dennoch stellt es den Beginn einer bis heute andauernden „Invasionswelle“ auf der ganzen Welt dar. Das kleine Kunstwerk – quasi ein Prototyp und Übungsobjekt – ließ ihm keine Ruhe und zwei Jahre später, am 15. Jänner 1998, erblickte ein weiteres Mosaik das Licht der Welt, diesmal aber gut dokumentiert und getauft auf den klingenden Namen PA_01. Bis zum Jahresende 1998 brachte er insgesamt 147 „Space Invaders“ in Paris an. Doch gehen wir nun zuerst ein paar Schritte zurück und schauen uns an, was eigentlich hinter dem Kunstprojekt steckt.
Invader findet die „Space Invaders“
Invader wurde 1969 in Paris geboren und absolvierte die Staatliche Hochschule der Schönen Künste Paris. Schon seit seiner Kindheit faszinierte ihn das 1978 von Tomohiro Nishikado in Japan entwickelte Computerspiel „Space Invaders“, das international schnell zu einem absoluten Kultspiel avancierte und die Massen begeisterte. Vor allem in klassischen Spielhallen konnte man auf Arcade-Automaten seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Im Spiel muss man mit einem Raumschiff Laserstrahlen auf feindliche UFOs und Aliens schießen, die in ihrer Form an Tintenfisch, Oktopus und Qualle erinnern – das alles natürlich in sehr einfacher grafischer Ausführung mit geringer Auflösung.
TIPP: Der 1.500. Space Invader in Paris
Die meisten Space Invaders an einem Ort gibt es wenig verwunderlich in der Heimatstadt von Invader, in Paris. Das erste (dokumentierte) Mosaik wurde am 15. Jänner 1998 installiert, der 1.500. Space Invader 26 Jahre später am 17. Februar 2024 auf einem Lüftungsrohr des Museums Centre Georges Pompidou. Anlässlich dieses Jubiläums gab es in Paris die Jubiläumsausstellung „Invader Space Station“, deren Highlights und Ausstellungsstücke du in meinem Artikel Invader Space Station: Paris im Pixelfieber nachlesen und nachschauen kannst.
Invader befreit in Paris die Pixel
Die damalige, einfache Rastergrafik war es auch, welche eine besondere Faszination auf Invader ausübte. Der Künstler wollte einerseits die Computerspielfiguren aus dem Bildschirm befreien, andererseits aber auch die Kunst selbst auf die Straße abseits von Museen und Galerien bringen, um sie allen Menschen zugänglich zu machen. Die „Space Invaders“ stellten den perfekten Bezug her: Aliens dringen in den öffentlichen Raum ein und mischen sich unbemerkt unter das Volk. So entstand das Pseudonym „Invader“, übersetzt also „Eindringling“. Als Trägermaterial nutzte er Mosaiksteine, da sie den Pixeln der historischen 8-Bit-Computergrafik am ähnlichsten sind.
Invasionen und Wellen
Ähnlich wie der britische Künstler Banksy arbeitet auch Invader ausschließlich anonym sowie maskiert, meistens in der Nacht und immer auf Vorsicht bedacht. Zwar wurde die Identität des Künstlers durch einen Gerichtsprozess in Malaga bekannt, ich erwähne ihn hier im Artikel aber aus Respekt nicht. Der Künstler bereitet sich wochenlang vor und sucht sich bedeutsame Punkte in einer Stadt heraus, wo er seine Werke anbringen will – er spricht dabei von „urbaner Akkupunktur“. Die (bis auf wenige Auftragsarbeiten fast immer illegale) Installation der Mosaike nennt Invader „Invasion“ und wenn er mehrmals in eine Stadt zurückkehrt, spricht er von „Wellen“. In Wien gibt es beispielsweise zwei Invasionswellen in den Jahren 2006 und 2008, in Paris dagegen bereits über 130 Wellen!
Karte der Space Invaders in Paris
In meinen anderen Artikeln über die Space Invaders (die Links dazu findest du in der blauen Infobox weiter oben) biete ich dir normalerweise eine kleine Übersichtskarte an, auf der die ungefähren Standorte der Kunstwerke vermerkt sind. Das soll dir etwas Orientierung bei der Suche und Recherche nach den exakten Positionen geben. In diesem Beitrag macht solch eine Karte aber keinen Sinn, da sich die Masse an Mosaiken in Paris nicht auf einer kleinen Karte darstellen lässt.
Es gibt jedoch den unten abgebildeten, offiziell von Invader herausgegebenen 100 x 70 cm großen Stadtplan „Invasion de Paris“ mit allen Space Invaders in Paris. Es handelt sich um die aktualisierte Version 3.0 einer bereits vor vielen Jahren herausgegebenen Karte. Diese hier wurde anlässlich der Ausstellung „Invader Space Station“ bzw. der Anbringung des 1.500. Mosaiks in Paris publiziert. Die Karten sind begehrte Sammlerstücke und immer schnell ausverkauft – mit etwas Glück ergatterst du ein Exemplar im Online-Shop von Invader. Tipps und Strategien zum Aufspüren der Mosaike gebe ich dir im Detail etwas später im Artikel.
So bringt Invader in Paris & Co. seine Werke an
Meistens direkt vor Ort setzt Invader mit einem kleinen Team an Helfern die Mosaike zusammen und klebt sie dann in der Öffentlichkeit zumeist in möglichst schnellen Nacht-und-Nebel-Aktionen an den Bestimmungsort. In den Anfangszeiten wählte er oft Positionen auf Augenhöhe oder in Bodennähe. Dadurch verschwanden jedoch über die Jahre viele Werke (mehr Infos dazu weiter unten im Text) und er änderte seine Strategie. Mittels Leiter und Teleskopstab bringt er seine Werke mittlerweile an Orten an, wo man sich fragt: wie hat er das gemacht? Auf Youtube findest du ein sehr sehenswertes Video, das Einblick in solch eine Invasion in Paris gibt und sicherlich einige Fragen beantwortet.
Paris ist Invader nicht genug …
Weiter oben habe ich dir ja schon von Invaders erster Invasionswelle in Paris 1998 erzählt. Schnell wurde dem Künstler klar, dass eine Alien-Invasion sich nicht auf Paris beschränken kann. Bereits Anfang 1999 wagte er sich ins Ausland und brachte zwei Mosaike in Antwerpen in Belgien an. Von da an ging es rasant weiter. Stadt um Stadt folgte in Europa und auch auf anderen Kontinenten. Hier eine kleine Auswahl: Los Angeles, Miami und New York (USA), Tokio (Japan), Hongkong (China), London (Großbritannien), Marrakesch (Marokko), Varanasi (Indien), Mombasa (Kenia), Melbourne (Australien), Bangkok (Thailand) und viele mehr. Zum Zeitpunkt dieses Artikels gibt es weltweit über 4.000 Space Invaders in über 80 Städten, auf dem Meeresboden in Cancún (Mexiko) und auf der Internationalen Raumstation ISS – einfach verrückt!
TIPP: Weitere Artikel rund um die Space Invaders
„Flash Invaders“: Sightseeing als Spiel
Invader Space Station: Paris im Pixelfieber
Wien: Jagd auf die Space Invaders (Teil 1)
Wien: Jagd auf die Space Invaders (Teil 2)
Die Motive der Space Invaders
In den Anfangszeiten fokussierte sich Invader noch fast vollständig auf die Basismotive des Videospiels von 1978, also in wenigen Mosaiksteinen gestaltete Aliens in Form von Oktopus, Tintenfisch, Qualle und Krabbe, garniert mit einfachen Abbildungen von Raumschiffen. Recht bald erweiterte er die Motive: es kamen Pixelportraits von berühmten Persönlichkeiten dazu, Space-Invader-Aliens während menschlicher Tätigkeiten (meine Lieblingsmotive!), themen- und ortsbezogene Arbeiten, eine Hommage an Kunstfiguren aus Film und Fernsehen sowie um Schriftzüge erweiterte Werke. Manche Mosaike sind riesig und nicht zu übersehen, andere wiederum winzig und schwer zu entdecken.
So findest du Space Invaders in Paris
In Paris ist es besonders leicht, eine beachtliche Zahl an Space Invaders nur durchs Spazierengehen zu entdecken. Allerdings wirst du auch garantiert viele übersehen, die sich an eher außergewöhnlichen Positionen wie in U-Bahn-Tunneln oder an schwer zugänglichen Orten befinden. Wenig hilfreich bei der Suche ist die offizielle Webseite von Invader. Dort findest du zwar auf einer Weltkarte alle Städte, aber jeweils nur eine minimale Auswahl an Fotos. Zwar gibt es vom Künstler auch Stadtpläne zum Kaufen (ein Bild davon hast du bereits weiter oben gesehen), diese geben aber nur sehr ungefähr die Positionen der Mosaike an. Deshalb musst du anders vorgehen: Ein Teil der Faszination des Spiels ist bereits die Recherche vor der Reise daheim am Computer.
Die Positionen recherchieren
Wenn du auf Fotoplattformen wie Flickr nach den Nummern der Space Invaders suchst (das Benennungssystem ist immer das Kürzel der Stadt plus die Nummer des Mosaiks, also beispielsweise PA_1248 für Paris oder WN_32 für Wien, usw.), dann findest du Fotos der Mosaike in ihrer natürlichen Umgebung, also eingebettet in Straßenszenen wie auch in meinen Beispielbildern. Durch eine genaue Analyse der Bilder kannst du durch Straßenschilder, Geschäfte oder markante Objekte herausfinden, wo sich der jeweilige Space Invader befindet. Diese Position trägst du dann in deiner persönlichen Karte ein. Das gelingt manchmal sehr einfach, manchmal aber wirklich schwer bis unmöglich. Nutze auch Google Street View, um die Hausfassaden nach Space Invaders zu durchsuchen!
TIPP: Invader im 25hours Hotel Paris
Stilvolle und schöne Hotels in Paris* gibt es wie Sand am Meer. Wenn du aber auch in deiner Unterkunft mit Invader in Berührung kommen willst, dann gibt es nur ein Haus, in dem du übernachten solltest. Das 25hours Hotel Terminus Nord* zählt zu meinen absoluten Favoriten unter den Boutiquehotels in Paris. Die Lage gegenüber des Bahnhofs Gare du Nord ist verkehrstechnisch perfekt und du kommst mit der Métro, der RER (S-Bahn) oder dem Bus schnell zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Paris. Fotos des Hotels und der verspielt eingerichteten Zimmer findest du in der orangen Factbox am Anfang des Artikels. Gleich nach deiner Ankunft im Hotel wirst du beim Einchecken sehen, warum ich so angetan von diesem Haus bin!
Sammlerstücke im 25hours Hotel Paris
Das 25hours Hotel Terminus Nord wartet nämlich mit einer Besonderheit auf. Das Thema der Space Invaders findet sich an mehreren Stellen im Haus und bietet ganz spezielle Einblicke in Sammlerobjekte, die es schon seit Jahren nicht mehr im freien Verkauf zu erwerben gibt. Neben der Rezeption kannst du in einigen offiziellen Büchern von Invader schmökern, darüber hinter Glas eingerahmt die Cover von elf „Invasion Maps“ bewundern und rechts über der Rezeption lacht dir das Mosaik des „Invasion Kit 18“ entgegen (was das ist, erfährst du im nächsten Absatz, wo es exakt um dieses Invasion Kit geht). In den beiden Aufzügen sind jeweils Postkarten und ein älterer Stadtplan zu bewundern.
Invader als gefragter Künstler
Seit Jahren sind die Space Invaders in Sammler- und Kunstkreisen hoch gefragt. So gibt es etwa „Invasion Kits“ – signierte Mosaike, die man nach dem Kauf selbst zusammensetzt und -klebt. Die Auflage ist mit wenigen Hundert Stück limitiert und eine Wertsteigerung somit vorprogrammiert. Wesentlich teurer wird es, wenn du ein Einzelstück haben willst. Beim sogenannten „Alias“ handelt es sich um eine einzelne exakte Kopie eines Originals, die Invader für hohe fünf- und sechsstellige Summen in Galerien verkauft. Einen Rekorderlös von 1,2 Millionen US-Dollar brachte 2019 die Versteigerung des Alias eines in Tokio installierten Mosaiks mit dem Motiv der Manga-Figur Astro Boy. Zusätzlich verkauft Invader Bücher und Karten seiner Arbeit – natürlich ebenfalls streng limitiert.
TIPP: Invader Rubikcubist
Schon seit 2005 erstellt Invader neben den Space Invaders noch eine andere, wirklich außergewöhnliche Art von Kunstobjekten. Mittels Dutzender Rubik Cubes (Zauberwürfel) setzt er Portraits von berühmten Persönlichkeiten zusammen, stellt bekannte Filmszenen nach und lässt auch sonst seiner Fantasie freien Lauf. In meinem Artikel „Invader Rubikcubist“ in Brüssel kannst du dich über diese Kunstform im Detail informieren – du wirst erstaunt und begeistert sein!
Beschädigte und gestohlene Space Invaders
Dass die Werke von Invader viel Geld wert sind, blieb natürlich in der Unterwelt nicht unbemerkt. Freche Diebe versuchen regelmäßig, die Mosaike abzunehmen und erhoffen sich durch den Weiterverkauf schnelles Geld. Immer wieder kamen mir beim Rundgang durch Paris Kunstwerke unter, die offensichtlich mit einer Spachtel oder einem Schraubenzieher beschädigt wurden. Invader selbst betonte in Interviews bereits mehrmals, dass die Werke beim Abmontieren zerbrechen und ohne Zertifikat des Künstlers sowieso nicht mehr wert sind als der Einkaufswert der Mosaiksteine. Der Schwarzmarkt lässt sich von solchen Aussagen leider nicht beeindrucken und die Versuche, Space Invaders von den Wänden zu kratzen, gehen munter weiter. Barcelona und einige US-amerikanische Städte sind dabei absolute Negativbeispiele, hier gibt es nur noch sehr wenige Mosaike.
Der Skandal in Paris
Ein besonders dreister Fall von Diebstahl ereignete sich in Paris 2017. Zwei Männer mit gelben Warnwesten montierten über Monate hinweg am helllichten Tag Mosaike von den Wänden ab. Während eine Person auf einer Leiter stehend die Fliesen entfernte, beschwichtigte die zweite Person aufgebrachte Bürger, welche das Geschehen mit Entsetzen beobachteten. Die Männer gaben sich als Mitarbeiter des Rathauses aus und fuhren anschließend mit einem BMW davon. Vor allem der Diebstahl des beliebten Mona-Lisa-Mosaiks in der Rue du Louvre sorgte für Entrüstung in den sozialen Medien. Die Männer konnten schließlich gefasst werden und wurden sechs Jahre später 2023 zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt.
Weitere Gründe für das Verschwinden
Nicht immer sind Diebe für das Verschwinden der Space Invaders verantwortlich. Äußere Einflüsse wie das Wetter oder Renovierungen von Fassaden sorgen regelmäßig für beschädigte oder komplett zerstörte Werke. Ein Klassiker sind auch verärgerte Hausbesitzer, welche die ungewollte Kunst an ihren Fassaden entfernen lassen. Manchmal stößt Invader mit seinen Invasionen auch an moralische Grenzen. 2017 kam es in Malaga in Spanien nach der Anbringung eines Mosaiks am Bischofspalast zu einer Anklage. Invader wurde schließlich fünf Jahre später von allen Vorwürfen freigesprochen – allerdings verlor er im Zuge des Prozesses seine Anonymität in der Öffentlichkeit. In Bhutan sorgten 2018 seine installierten Werke an heiligen Stätten für große Aufregung vor Ort und in sozialen Medien. Die Mosaike wurden prompt entfernt und Invader mit einem Einreiseverbot belegt.
Auf Punktejagd mit der App Flash Invaders
Beim Spazierengehen in Paris darfst du dich nicht wundern, wenn du plötzlich Menschen siehst, die angestrengt ihr Smartphone auf Hauswände, Säulen, den Boden oder sonstige ungewöhnliche Objekte zielen. 2014 brachte Invader seine kostenlose App „Flash Invaders“ (Download für iOS / Download für Android) auf den Markt, welche extrem zum Erfolg und Mythos des Künstlers beitrug. Plötzlich waren die Menschen nicht mehr nur stille Betrachter, sondern aktiver Teil des Space-Invaders-Universums. Mit der App Flash Invaders ist es nämlich möglich, gefundene Mosaike zu „flashen“ (fotografieren) und dafür Punkte zu sammeln.
So funktioniert die App „Flash Invaders“
Wenn du ein Mosaik findest und „flasht“, werden über das Internet die Positionsdaten und dein aufgenommenes Foto per Bilderkennungssoftware abgeglichen, ob du einen echten Space Invader gefunden hast und welche Nummer er trägt. Du erhältst dann wie im Original-Computerspiel von 1978 Punkte: je nach Größe des Mosaiks, wie schwierig die Anbringung war und nach Komplexität des Ortes vergibt Invader 10, 20, 30, 50 oder 100 Punkte. In einer Highscore-Liste kannst du dich mit anderen Spielern vergleichen – ganz so wie in einer Arcade-Spielhalle. Die App ist in meinen Augen ein Paradebeispiel für Gamification und war eventuell auch ein Vorbild für das zwei Jahre später entwickelte Pokémon Go, welches ein ähnliches Spielprinzip verfolgt.
Tipps und Tricks für das „Flashen“
In der Theorie klingt es einfach: suche und finde einen Space Invader, starte die App „Flash Invaders“, ziele auf das Mosaik, mach ein Foto und freue dich über die Punkte. Manche Space Invaders sind allerdings sehr hartnäckig und du erhältst mitunter andauernd die Nachricht, dass das Kunstwerk nicht geflasht werden kann. Dafür kommen mehrere Ursachen infrage. Eventuell bist du einer „Copycat“ (einem Nachahmer) auf den Leim gegangen und es handelt sich gar nicht um ein Mosaik von Invader. Viel öfter passiert es aber, dass ein Mosaik zu stark beschädigt ist und nicht mehr erkannt wird. Auch über dem Werk hängende Äste, Kabel oder ein starker Schattenwurf kann zum Misserfolg führen. Bleibe hartnäckig und probiere mehrere Winkel sowie verschiedene Zoomstufen aus oder beweg dich an eine andere Position – bis jetzt konnte ich fast alle Space Invader auch erfolgreich flashen!
Reaktivierungen der Space Invaders
Zerstörte, schwer beschädigte oder gestohlene Space Invaders können in der App „Flash Invaders“ logischerweise nicht mehr erkannt werden und bringen keine Punkte. Dadurch kam ab der Einführung 2014 ein neues spannendes Phänomen auf: Plötzlich gruppierten sich Fans von Invader, um fehlende Mosaike nachzubauen und wieder an ihren Ursprungsorten anzubringen – nur um an die Punkte für das Spiel zu gelangen. Diese sogenannten Reaktivierungen werden vom Künstler toleriert und erfordern von den Reaktiveuren die Verwendung der Originalmosaiksteine, die Anbringung an der exakten Position und eine Freischaltung bzw. Aktivierung durch Invader in der Datenbank hinter der App „Flash Invaders“.
Invaders Werk lebt weiter
Mittlerweile gibt es große Communities, die sich professionell organisiert haben, um gezielte Reaktivierungen durchzuführen. Oftmals handelt es sich um einzelne Stücke in Paris, aber in unregelmäßigen Abständen finden umfangreiche Reaktivierungswellen auf der ganzen Welt statt, etwa in Miami, Barcelona oder Rom. Eine dieser Aktionen brachte mich überhaupt erst dazu, mit der Jagd auf die Space Invaders aktiv zu beginnen: 2021 wurden in meiner Heimatstadt Wien alle zerstörten Mosaike reaktiviert. Mir fielen die plötzlich wieder aufgetauchten Werke sofort auf und meine Begeisterung für das Sammeln der Space Invaders war geweckt.
TIPP: Weitere Artikel über Paris
Warst du noch niemals in Paris und suchst einen Leitfaden für die wichtigsten und schönsten Sehenswürdigkeiten? Dann bist du in meinem Artikel Paris: Zu Gast in Frankreichs Herz genau richtig!
Wenn du auf der Suche nach den besten und schönsten Aussichtspunkten in Paris bist (und davon gibt es wirklich unglaublich viele!), dann sieh dir doch meinen Beitrag Die besten Aussichtspunkte in Paris an.
Paris und Lyon sind sich in vielen Punkten ziemlich ähnlich, obwohl die Städte nicht gerade nebeneinander liegen. Einen Besuch sind sie jedenfalls beide wert! Im Artikel Warum Lyon das bessere Paris ist habe ich mir die Unterschiede zwischen Paris und Lyon angeschaut und zeige dir, warum Lyon trotzdem die Nase vorne hat.
FAZIT
Kein anderer Street Artist hat Paris derart seinen Stempel aufgedrückt wie Invader. Der Mosaikkünstler bringt seit 1998 in der französischen Hauptstadt und darüber hinaus weltweit seine bunten, sehenswerten Space Invaders an öffentlichen Plätzen ein. Das Sammeln der Mosaike mittels der App „Flash Invaders“ macht enorm viel Spaß und erlaubt Sightseeing der besonderen Art. Nicht nur kommst du auf der Suche nach den kleinen Kunstwerken an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbei, sondern entdeckst auch Viertel, die du wohl ansonsten nie auf dem Radar gehabt hättest. Probiere es unbedingt mal alleine, mit deiner Familie oder Freunden aus. Wenn du weitere Geheimtipps über Invader brauchst, schreib mir gerne ein Mail oder einen Kommentar!
Quellenverzeichnis:
https://www.space-invaders.com/about/
https://www.radiofrance.fr/franceculture/podcasts/affaires-culturelles/invader-chaque-mosaique-est-une-oeuvre-en-meme-temps-qu-elle-est-le-fragment-d-un-meta-reseau-planetaire-8281219
https://bavartdages.com/2015/02/05/invader-pa_001/
https://www.liberation.fr/france/2017/08/04/mais-qui-decolle-les-oeuvres-d-invader-des-murs-de-paris_1588160/
https://paris-blog.org/2018/10/01/street-art-in-paris-3-der-invader/
https://www.newyorker.com/magazine/2023/12/18/invader-artist-profile
https://www.smy.fr/top/flashinvaders-le-street-art-est-une-drogue-space-invaders_3757.html
https://www.beauxarts.com/grand-format/tout-savoir-sur-les-space-invaders-qui-nous-envahissent-depuis-20-ans/
4000 The Complete Guide to the Space Invaders 1998-2021, ISBN 978-2954125978, 2022
Invader Part 3, Le Feuvre & Roze, ISBN : 978-2-918330-56-1, 2022
Wie cool! Die Space Invaders kannte ich echt noch gar nicht… Das ist ja auch unabhängig vom Kunstaspekt wirklich eine coole Art, um in den Städten unbekanntere Ecken zu entdecken.
Danke für den ausführlichen Artikel. Ist gebookmarkt. 🙂
Liebe Grüße
Dennis
Freut mich, wenn du aus meinem Artikel etwas für deine nächste Reise mitnehmen konntest! 🙂
Viele Grüße
Christian
Hallo Christian, eine sehr coole Sache. Obwohl ich Paris wirklich gut kenne, auch die untouristischen Ecken, hatte ich von Invader noch nie gehört oder sind mir die kleinen Kunstwerke aufgefallen. Das werde ich sicher nachholen beim nächsten Besuch. Danke fürs teilen. LG Christiane
Danke Christine und viel Spaß beim Suchen! 🙂
Viele Grüße,
Christian
Ich muss mal meine alten Paris Fotos durchschauen. Es kann durchaus sein, dass ich das eine oder andere Werk fotografiert habe, ohne es zu wissen. Ich wusste nicht, dass die Werke nummeriert sind oder mit der App auffindbar, da mache ich mich bei meiner nächsten Paris Reise gleich auf die Suche…
Ja so ging es mir mit Fotos aus Lyon! Habe sie überprüft und tatsächlich auf zwei Bildern Space Invaders entdeckt, die ich bei meiner Reise überhaupt nicht am Radar hatte. 🙂
Viele Grüße
Christian
Hey Christian
Danke für die ausführlichen Informationen. Finde man so leider, oder für Dich zum Glück, viel zu selten so im Netz. Dickes Lob. Habe Deine Webseite nun in meine Lesezeichen abgespeichert.
Mike
Danke für das Lob Mike, freut mich sehr!
Viele Grüße
Christian