Bei einem Friedhof von einem Highlight zu sprechen, das mag vielleicht auf den ersten Blick etwas vermessen erscheinen. Doch genau das ist der Zentralfriedhof in Wien – ein Höhepunkt unter den Sehenswürdigkeiten der Stadt an der Donau. Er zählt nicht nur zu den größten sowie schönsten Europas, sondern ist neben einer Ruhestätte für die Menschen auch ein äußerst lebendiger Ort für die Tierwelt. Eine Anfahrt zum Zentralfriedhof ist mit etwas zeitlichem Aufwand verbunden, aber ein absolut lohnenswertes Ziel, wie ihr in diesem Blogbeitrag sehen werdet!
Dieser Artikel wurde zuletzt am 13. Juli 2023 aktualisiert.
DER ZENTRALFRIEDHOF IN WIEN
FAKTEN
Eröffnung: 1871-74
Architekten: Karl Jonas Mylius und Alfred Friedrich Bluntschli
Adresse: Simmeringer Hauptstraße 234, 1110 Wien
Erreichbarkeit: Straßenbahn-Linien 11 und 71 (Stationen Zentralfriedhof 1. Tor, Zentralfriedhof 2. Tor oder Zentralfriedhof 3. Tor); S-Bahn S7 (Station Wien Zentralfriedhof)
Öffnungszeiten und Detailpläne: alle Infos dazu auf der Webseite friedhoefewien.at
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Mit der Artikelserie „Wiener Highlights“ stelle ich dir die schönsten Orte sowie Gebäude meiner Heimatstadt Wien von innen und außen im Detail vor. Hier kannst du dir die bisher erschienenen Beiträge ansehen:
DAS PARLAMENT (nach der Sanierung 2023)
Der Zentralfriedhof als ungewöhnliches Ziel in Wien
Für manche ist es wohl ein Ding der Unmöglichkeit, während eines Städteurlaubs einen Friedhof zu besichtigen. Für mich zählen Ruhestätten allerdings nicht zu den depressiven Orten, sondern zu Plätzen, die einen zum Nachdenken und Sinnieren bringen. Nicht selten finden sich auf Friedhöfen in aller Welt außerdem beeindruckende Bauwerke sowie aufwendige Grabmäler inmitten einer Naturlandschaft. Prominente Beispiele dafür sind etwa der Arlington National Cemetery in Washington, der Mirogoj-Friedhof in Zagreb oder der Cimitero Monumentale in Mailand. Aus meiner Sicht gehört der Zentralfriedhof in Wien ebenfalls zu den sehenswertesten. 2020 wurde er sogar für die ORF-Sendung „9 Plätze – 9 Schätze“ nominiert.
„Es lebe der Zentralfriedhof“
Der österreichische Popmusiker Wolfgang Ambros schrieb 1975 zum 100-jährigen Jubiläum des Friedhofs eine liebenswerte Hymne mit dem Namen „Es lebe der Zentralfriedhof“. Der Text symbolisiert dabei die Gleichheit der Menschen, was auf das Areal des Zentralfriedhofs absolut passend zutrifft. Auf einer riesigen Fläche von ca. 2,5 km² ruhen nämlich Berühmtheiten neben „Normalsterblichen“, außerdem sind eigene Bereiche für die verschiedenen Religionen eingerichtet: buddhistisch, evangelisch, islamisch, jüdisch, orthodox und mormonisch. Dazwischen lebt die Natur- und Tierwelt auf – man erblickt bei einem Rundgang immer wieder Rehe, Eichhörnchen, Hamster, Ziesel und vor allem viele verschiedene Vogelarten.
Wie der Friedhof entstanden ist
Durch die von Kaiser Joseph II. im Jahr 1784 verfügten „Josephinischen Reformen“ durften Friedhöfe nur noch außerhalb des Linienwalls (der heutige Gürtel) errichtet werden. Vorerst sollten fünf neu geschaffene, kommunale Friedhöfe ausreichen. Doch schon Mitte des 19. Jahrhunderts war absehbar, dass der vorhandene Platz schnell aufgebraucht sein würde. 1863 beschloss deshalb der Wiener Gemeinderat, einen riesigen Zentralfriedhof weit außerhalb der Stadt anzulegen, der niemals seine Auslastungsgrenze erreichen sollte. Die abgelegene Lage in Kaiserebersdorf bedeutete damals eine beschwerliche und langwierige Anreise für die Bevölkerung. Heute ist Kaiserebersdorf zwar in Wien eingemeindet und die Anfahrt bequemer – Zeit sollte man für einen Besuch aber trotzdem immer noch genügend mitbringen.
Von unbeliebt zu beliebt
Lange Zeit galt der Zentralfriedhof wegen seiner weit von der Innenstadt entfernten Lage als äußerst unbeliebt. Um die spärlichen Besucherzahlen zu erhöhen, fasste der Gemeinderat schließlich 1881 den Entschluss, eine Ehrengräberanlage zu errichten. Dafür wurden von anderen Wiener Friedhöfen die sterblichen Überreste von Prominenten wie beispielsweise Ludwig van Beethoven und Franz Schubert an den Stadtrand verlegt. Die 1910 nach Entwürfen von Max Hegele gebaute, äußerst sehenswerte Dr.-Karl-Lueger-Gedächtniskirche (heute in Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus umbenannt) trug ebenfalls zur Erhöhung der Attraktivität des Zentralfriedhofs bei.
Die Ehrengräber auf dem Zentralfriedhof
Der Hauptanziehungspunkt für Touristen ist natürlich die Ehrengräberanlage. Seit 1951 werden alle Bundespräsidenten der Zweiten Republik in der Präsidentengruft unmittelbar vor der Karl-Borromäus-Kirche beerdigt. Im Bereich rund um die Präsidentengruft finden sich zahlreiche Ehrengräber (zum Beispiel das von Udo Jürgens, mehr Namen siehe die Fotos weiter unten). Mit rund 300 Metern deutlich davon entfernt sind die ehrenhalber gewidmeten Gräber auf dem Ehrenhain. Dorthin zieht es etwa die Fans von Österreichs Pop-Ikone Falco (Hans Hölzel). Mit den folgenden Fotos nehme ich euch nun mit auf einen Rundgang durch die wichtigsten Teile des Zentralfriedhofs!
TIPPS FÜR DEN BESUCH AUF DEM ZENTRALFRIEDHOF IN WIEN
Der Zentralfriedhof ist durch die beiden Straßenbahnlinien 11 und 71 direkt erschlossen. Von der Innenstadt Wiens könnt ihr so beispielsweise mit der Linie 71 direkt zum Friedhof fahren – das dauert dann allerdings knappe 40 Minuten. Oder ihr nehmt die U-Bahn U3 bis zur Endstation Simmering und steigt erst dort in eine der beiden Straßenbahnen um. Von dort sind es nur mehr wenige Stationen.
Die S-Bahn verfügt zwar auch über die eigene Station Wien Zentralfriedhof, diese liegt aber etwas ungünstig. Sie zahlt sich jedoch aus, wenn ihr den Friedhof einmal durchqueren und nicht mehr denselben Weg zurückgehen wollt.
Beim Aussteigen aus der Straßenbahn habt ihr drei Möglichkeiten. Von der Station Zentralfriedhof 1. Tor erreicht ihr schnell den alten jüdischen Teil des Friedhofs, der verwachsen und atmosphärisch ist (siehe die Fotos weiter unten). Die Station Zentralfriedhof 2. Tor ist der Haupteingang, dort seid ihr rasch bei der Karl-Borromäus-Kirche und den Ehrengräbern. Wenn ihr nur das Grab von Falco aufsuchen wollt, dann steigt bei der Station Zentralfriedhof 3. Tor aus und geht von dort noch ca. zehn Minuten zur Ruhestätte.
Wenn ihr mehr Zeit mitbringt, dann startet beim Haupteingang (Station Zentralfriedhof 2. Tor) in Richtung Karl-Borromäus-Kirche und Ehrengräbern. Dann haltet euch links und sucht den Bereich mit den ehrenhalber gewidmeten Gräbern auf. Von dort macht ihr einen langen Spaziergang zurück an das westliche Ende des Zentralfriedhofs, wo sich der alte jüdische Bereich befindet. Unterwegs könnt ihr die verschieden gewidmeten Friedhofsbereiche in Ruhe ansehen. Verlasst den Friedhof dann über den Ausgang Zentralfriedhof 1. Tor.
Tiere könnt ihr prinzipiell überall entdecken, am besten aber im verwilderten jüdischen Bereich, da dort das Gras auch deutlich höher ist. Die Chancen sind frühmorgens am besten, wenn noch wenige Besucher am Gelände sind.
Achtung auf den Hauptwegen! Auf dem Areal des Zentralfriedhofs fahren immer wieder LKWs und Autos – diese dürfen gegen eine Gebühr einfahren. Außerdem verkehrt die eigene Autobuslinie 106 im Halbstundentakt und deckt mit 19 Stationen den Friedhof großteils ab.
Fotos vom Zentralfriedhof in Wien
FAZIT
Viele Touristen haben den Wiener Zentralfriedhof sicherlich nicht auf ihrer To-do-Liste stehen. Mit diesem Blogartikel habe ich bei euch aber vielleicht das Interesse geweckt, diesen mehr als faszinierenden Ort persönlich kennenzulernen. Der Zentralfriedhof gehört mit Sicherheit zu den schönsten in Europa und ist alles andere als ein morbider, trauriger Ort. Vielmehr ist er durch die lebendige Tierwelt sowie die sehenswerten Grabstätten ein Ort der Gegenwart und der Erinnerung zugleich. Macht euch doch einmal selbst ein Bild vom Wiener Zentralfriedhof und schreibt mir dann, was ihr denkt!
Quellenverzeichnis:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Zentralfriedhof
http://www.viennatouristguide.at/Friedhoefe/Zentralfriedhof/Tor1_start/geschichte.htm
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Zentralfriedhof
https://www.bestattungwien.at/eportal3/ep/channelView.do/pageTypeId/75857/channelId/-54064
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[…] zeigt sehr deutlich, dass ein Friedhof nicht zwingend ein morbider, trauriger Ort sein muss. Wiener Highlights: Der Zentralfriedhof […]
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