Gdynia: Die Perle des Modernismus

Mietshaus Stanisław Pręczkowski in Gdynia im Stil des Modernismus

Einst ein kleines Fischerdorf, entwickelte sich Gdynia in nur wenigen Jahren zur wichtigsten Hafenstadt in Polen. Die Architektur der Innenstadt sticht dabei besonders heraus: Dutzende Bauwerke im Stil des Modernismus mit heller Fassade ergeben ein beeindruckend stimmiges Gesamtbild, das Gdynia den Spitznamen „weiße Stadt“ einbrachte. Wie du Gdynia ideal mit einer Städtereise nach Danzig kombinieren kannst und was es alles zu entdecken gibt, erzähle ich dir ausführlich in diesem Artikel.


HÖHEPUNKTE AUS GDYNIA IN DIESEM ARTIKEL

Ein fotografischer Rundgang durch eine relativ junge, moderne Stadt aus den 1920er-Jahren

Infos zur Entstehungsgeschichte von Gdynia und warum Polen dort einen neuen Hafen errichtete

Dutzende Bauwerke im Architekturstil des Modernismus als absolutes Highlight in Gdynia

Jede Menge Bilder mit exakten GPS-Koordinaten, um dir die besten Fotospots zu zeigen

Weitere Tipps, wie du Gdynia ideal mit den Nachbarstädten Sopot und Danzig verknüpfen kannst

 

Dieser Artikel wurde zuletzt am 29. August 2023 aktualisiert.


GDYNIA (GDINGEN)

FAKTEN

Reisezeit: Mai (Tagesausflug von Danzig aus)
Anreise: Mit der S-Bahn SKM von Gdańsk Śródmieście nach Gdynia Główny (0:34 h)
Unterkunft: Hotel PURO Hotel Gdańsk Stare Miasto* (Stągiewna 26): Sehr schickes Boutiquehotel in perfekter Lage mitten in der historischen Rechtstadt. Vom Hauptbahnhof ist das Hotel mit den Straßenbahn-Linien 8 oder 9 (vier Stationen bis zur Haltestelle Chmielna) und einem kurzen Fußweg gut erreichbar. Die Hauptsehenswürdigkeiten im Zentrum mit vielen Lokalen und Geschäften sind nur wenige Schritte entfernt. Große, moderne Zimmer mit ausgezeichnetem Bett, Bad mit Fußbodenheizung, sehr geräumiger Dusche und Pflegeprodukten von Alba1913. Schnelles WLAN, kostenlose Flasche Wasser pro Person, Safe, Klimaanlage (nicht abschaltbar, aber nicht störend), Multimedia-Steuerung über ein Tablett. Frühstück nicht gebucht, Fitnessraum mit Sauna nicht genutzt. Weiterempfehlung? JA!
Auf meiner bevorzugten Hotelsuchmaschine booking.com findest du weitere schöne Unterkünfte in Danzig*.

TRANSPARENZHINWEIS

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Gdynia-Schriftzug vor den Sea Towers

Gdynia: Von Wien aus in die Dreistadt

In meiner Heimatstadt Wien ist mir am Hauptbahnhof schon oft eine Zieldestination auf der Anzeigetafel aufgefallen, mit der ich wenig anfangen konnte: Gdynia. Während einer Urlaubswoche im Mai wurde diese geografische Bildungslücke dann aber getilgt, denn gemeinsam mit meiner Freundin nahmen wir den Eurocity-Zug EC 106 Sobieski und fuhren direkt von Wien nach Danzig im Norden von Polen. Der Zug steuert aber nicht nur das enorm sehenswerte Danzig an, sondern fährt noch über Sopot weiter nach Gdynia, wo seine Endstation liegt. Gemeinsam bilden diese drei Orte die sogenannte Dreistadt (Trójmiasto). Über die Vorzüge der Hafenstadt Danzig kannst du dich in meinem Artikel Danzig: Eine Städtereise durch die Zeit informieren, zusätzlich liefere ich dir im Beitrag Sopot und Orłowo: Geniale Auszeit am Meer auch noch Inspiration für Tagesausflüge von Danzig aus.

Gdynia als „Notnagel“

Gdynia stand ursprünglich gar nicht auf meinem Programm und ich verdanke die Besichtigung nur einem Zufall. Meine Freundin war an einem Tag in Danzig beruflich eingespannt und ich entschied mich, einfach alleine nach Gdynia zu fahren und die Stadt ohne Vorkenntnisse auf mich wirken zu lassen. Mit der S-Bahn SKM dauert die Fahrt von Danzig nach Gdynia nur 34 Minuten und vor Ort begab ich mich gleich zur Touristeninformation an der Adresse 10 Lutego 24, um mich mit Infomaterial einzudecken. Mir fielen schon beim Spazierengehen die vielen modernistisch gestalteten Gebäude auf, doch erst nach dem Lesen der Prospekte begriff ich, welcher architektonische Schatz da vor mir lag. Mit Hilfe des Folders „Routen des Gdingener Modernismus-Weges“ machte ich mich also auf, um die Spuren von Gdynia zu verstehen und zu erforschen.

Die rasche Entstehung von Gdynia

Normalerweise widme ich mich auf Städtereisen der Geschichte eines Ortes nur sehr allgemein. Die Entstehung der noch relativ jungen Stadt Gdynia ist allerdings unheimlich spannend und zog mich komplett in ihren Bann! Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs führten 1919 die Verträge von Versailles zu einer politischen Neuordnung in Europa mit veränderten Grenzen. Polen wurde ein Teil von Pommern zugesprochen, die bisher zu Polen gehörende Hafenstadt Danzig erhielt jedoch den Status einer Freien Stadt. Durch diesen Umstand war Polen plötzlich grenztechnisch vom Hafen abgeschnitten. Zwar hatte man spezielle Rechte, um den Hafen von Danzig weiter nutzen zu können, doch es kam zu Spannungen mit der dortigen, hauptsächlich deutschen Bevölkerung. Die Regierung entschied deshalb, einen eigenen modernen Hafen sowohl für die wirtschaftliche als auch für die militärische Nutzung zu errichten.

Vom Fischerdorf zum Megahafen

Das kleine Dorf Gdynia erschien als perfekter Ort für den neuen Hafen, da sowohl eine gute Eisenbahnanbindung als auch klimatisch vorteilhafte Bedingungen vorlagen. Die Arbeiten begannen 1921 und der rasche Ausbau zog Tausende Arbeitssuchende aus dem ganzen Land nach Gdynia. Die Einwohnerzahl explodierte förmlich von rund 1.200 im Jahr 1921 zu 127.000 im Jahr 1939. Durch modernste Technik und Infrastruktur sowie Steuernachlässe und weitere Anreize für Investoren überholte der Hafen von Gdynia aus wirtschaftlicher Sicht bereits 1933 den Konkurrenzhafen in Danzig. Parallel zum Hafenbau musste natürlich auch die Stadt geplant werden. Architekten und Raumplaner wollten dabei vor allem modern und sozial gestalten.

Modernismus der Maritimen Universität in Gdynia

Das moderne Gdynia entsteht

Die Innenstadt von Gdynia wurde in Parzellen unterteilt und an private Investoren verkauft. Auf den besten Grundstücken entstanden so die repräsentativsten Gebäude. Die großteils jüdischen Architekten der Stadt ließen sich vom Bauhaus-Stil leiten und planten ein stimmiges Gesamtkonzept ähnlich wie in Tel Aviv. Viele der Bauwerke weisen klassische Elemente des Modernismus auf: einfache geometrische Formen, flache Dächer, abgerundete Ecken und Balkone, große Fenster und schmucklose Fassaden. Einige Häuser erinnern beim Betrachten eindeutig an den Rumpf von Schiffen und ihre Balkone an die Kommandobrücke eines Kapitäns. Im Gegensatz zu den typischen roten Backsteinhäusern in Danzig sind die Fassaden hauptsächlich in hellen Farben gestrichen, was Gdynia den Namen „Weiße Stadt am Meer“ einbrachte.

Die Besonderheiten in Gdynia

Erwähnenswert ist, dass die komplette Innenstadt von Gdynia in den 1920er- und 1930er-Jahren entstand und den Zweiten Weltkrieg – im Gegensatz zum Hafen, der weitgehend zerstört wurde – fast unbeschadet überstand. Es gibt weltweit überhaupt nur drei weitere Städte, die ein solches gesamtstädteplanerisches Konzept für eine Innenstadt im Sinne des Modernismus aufweisen: Tel Aviv in Israel, Brasiliens Hauptstadt Brasilia und Asmara in Eritrea. Dementsprechend verwundert es nicht, dass gleich die ganze Innenstadt von Gdynia die höchste nationale Auszeichnung Polens verliehen bekam, nämlich „Denkmal der Geschichte“. Während meines Rundgangs durch die Straßen fühlte ich mich übrigens teilweise an meine Heimatstadt Wien erinnert, denn die Formensprache des Bauhaus findet sich auch im Architekturstil der Wiener Moderne wieder – siehe Otto Wagner in Wien: Erbe eines Visionärs.

Vom Krieg zum Ende des Kommunismus

Der Beginn des Zweiten Weltkriegs brachte den Aufschwung in Gdynia zum Erliegen. Unter deutscher Besetzung wurde die Stadt in Gotenhafen umbenannt und die Bewohnerinnen und Bewohner unterdrückt oder deportiert. Nach der „Befreiung“ durch die Rote Armee 1945 änderte sich nichts für die Bevölkerung: die Zeit der Repressionen und Vergewaltigungen ging nahtlos weiter. Viele Geflüchtete kamen nach Gdynia zurück und der Wiederaufbau begann unter ständiger Überwachung sowie harter Kontrolle durch den Staat. Preiserhöhungen und fehlende Lebensmittel sorgten in den 1970er- und 80er-Jahren für landesweite Streiks, was 1989 schlussendlich zum Ende des Kommunismus in Europa führen sollte (mehr Details zur sogenannten Solidarność-Bewegung). Am 27. Mai 1990 wurden in Gdynia erstmals freie Wahlen durchgeführt – das zeitgenössische Leben konnte endlich beginnen.


TIPP: Weitere Artikel über Polen

Gdynia besuchten wir im Zuge einer neuntägigen Zugreise nach Polen, während der wir ausführlich die Städte Danzig und Posen besichtigten. Alle Artikel dazu und weitere Reiseberichte aus Polen auf meinem Blog findest du nachfolgend:

Danzig: Eine Städtereise durch die Zeit

Sopot und Orłowo: Geniale Auszeit am Meer

Posen: Zwischen Ziegen und Croissants

Warschau: Polens unzerstörbare Stadt

Krakau: Kirchen, Wodka und Pierogi

Krakau: Das Salzbergwerk Wieliczka

 


Fußgängerzone am Hafen von Gdynia

Fotos vom Rundgang durch Gdynia

Mit den folgenden Fotos möchte ich dich auf einen ausgedehnten Spaziergang durch Gdynia mitnehmen und dir meine persönlichen Highlights zeigen. Viele Bilder zeigen die wichtigsten Gebäude des Modernismus und du wirst sicherlich schnell selbst die Faszination hinter dieser besonderen Architektur spüren. Aber auch die anderen Vorzüge von Gdynia möchte ich dir näherbringen wie etwa den genialen Stadtstrand, den Aussichtshügel Kamienna Góra oder das enorm lehrreich gestaltete Stadtmuseum mit allen Details zur bewegten Geschichte zur Entstehung von Gdynia.

S-Bahn SKM im Hauptbahnhof Gdynia

S-Bahn SKM im Hauptbahnhof Gdynia

Mit der blau-gelben S-Bahn SKM gelangst du von Danzig aus in nur einer halben Stunde zum Hauptbahnhof in Gdynia. Unterwegs hält die Bahn auch in den Bahnhöfen Sopot und Gdynia-Orłowo, wo du zwei sehr schöne Strände vorfindest.
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Außenansicht des Hauptbahnhof von Gdynia im Stil des Modernismus

Außenansicht des Hauptbahnhofs von Gdynia

Der historische Hauptbahnhof wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und Mitte der 1950er-Jahre durch einen Neubau ersetzt. Der Architekt Wacław Tomaszewski verband dabei Elemente des Art Déco und des sozialistischen Realismus. Weiter unten im Artikel zeige ich dir noch zwei weitere Gebäude, die Tomaszewski plante.
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Innenansicht des Hauptbahnhofs von Gdynia im Stil des Modernismus

Innenansicht des Hauptbahnhofs von Gdynia

Der Hauptbahnhof von Gdynia ist in der Wartehalle und der Kassenhalle ein echter Blickfang. Die Mischung aus dem eher kühl und nüchtern wirkenden sozialistischen Realismus in Verbindung mit den verspielten Elementen des Art déco gefiel mir ausgezeichnet.
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Denkmal der vertriebenen Gdyniaer in Gdynia

Denkmal der vertriebenen Gdyniaer

Vom Hauptbahnhof kommend bog ich in die Seitenstraße Starowiejska ein, wo mir sofort das Denkmal der vertriebenen Gdyniaer (Pomnik Gdynian Wysiedlonych) ins Auge stach. Das Monument erinnert an die Deportationen im Zweiten Weltkrieg und ist sehr eindrucksvoll gestaltet.
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Brunnen von Gdynia auf dem Kościuszko-Platz

Brunnen von Gdynia auf dem Kościuszko-Platz

Der bekannteste und schönste Brunnen von Gdynia (Fontanny w Gdyni) steht auf dem zentralen Kościuszko-Platz (Skwer Kościuszki). Errichtet wurde er in den 1970er-Jahren nach Plänen von Łukasz sowie Bolesław Rogińsc und zeigt kelchartige Formen. 2013 wurden diese Elemente im Zuge einer Renovierung mit Mosaiksteinen verziert und um ein Blumenbeet rundherum erweitert.
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Museumsschiffe Zerstörer ORP Błyskawica und Dar Pomorza in Gdynia

Museumsschiffe ORP Błyskawica und Dar Pomorza

Hinter dem Brunnen erblickst du gleich zwei beliebte Attraktionen in Gdynia. Im Vodergrund steht der historische Zerstörer ORP Błyskawica. Das Schiff wurde 1936 gebaut und überstand den Krieg unbeschadet. Seit 1976 wird es als Museumsschiff genutzt und ist Teil des etwas weiter westlich gelegenen Marinemuseums. Im Hintergrund liegt das 1909 gebaute Segelschiff Dar Pomorza vor Anker und ist seit 1982 das Schifffahrtsmuseum im Gdynia.
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Aquarium Gdynia und U-Boot-Simulator Nautilus in Gdynia

Aquarium Gdynia und U-Boot-Simulator Nautilus

Die beliebteste und am meisten besuchte Attraktion in Gdynia ist das Aquarium (Akwarium Gdyńskie MIR), hier im Hintergrund zu sehen. Das modernistische Gebäude wurde ab 1938 gebaut, aber erst nach Kriegsende fertiggestellt und um einen runden Glasanbau sowie eine Terrasse ergänzt. Im Vordergrund siehst du den etwas bizarr wirkenden Tiefsee-Simulator Batyskaf Nautilus. Das im Fachjargon Bathyscaphe genannte U-Boot ermöglicht mittels Leinwand und Effekten eine Reise auf den Grund des Ozeans.
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Sea Towers und Denkmal von Joseph Conrad in Gdynia

Sea Towers und Denkmal von Joseph Conrad

Die 2009 erbauten Hochhäuser Sea Towers erheben sich mit ihren 144 Metern Höhe über Gdynia und beherbergen ganz klassisch Wohnungen, Büros und ein Hotel. Im Vordergrund siehst du noch das Denkmal von Joseph Conrad, einem englischen Schriftsteller mit polnischer Herkunft. Die hier sichtbare Rückseite zeigt dabei seine Unterschrift und die Titel der fünf wichtigsten Werke, während sich auf der verdeckten Vorderseite eine Silhouette des Schriftstellers optisch hervorhebt.
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Haus des polnischen Seemans im Stil des Modernismus in Gdynia

Haus des polnischen Seemanns

Ein echtes Schmuckstück unter den Bauten des Modernimus in Gdynia ist das Haus des polnischen Seemanns von 1937, unweit des Aquariums gelegen. Das dreiteilige Bauwerk ist ganz offensichtlich an ein Schiff mit Kapitänsbrücke angelehnt. Heute wird es als Fakultät für Navigation der Maritimen Universität genutzt.
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Plattenbau aus der Zeit des Kommunismus in Gdynia

Plattenbau aus der Zeit des Kommunismus

Auch wenn ein Großteil der Gebäude in der Innenstadt von Gdynia im Modernimus gestaltet ist, finden sich dennoch auch Ausreißer. Dieser Plattenbau aus der Zeit des Kommunismus faszinierte mich aus fotografischer Sicht aufgrund seiner Gleichmäßigkeit und Eintönigkeit unglaublich stark.
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Stadtstrand von Gdynia

Der Stadtstrand von Gdynia

Einen Stadtstrand wie in Gdynia würde ich mir für meine Heimatstadt Wien auch wünschen – wäre da nur nicht die Distanz zum Meer. 😉 Der feine Sandstrand erinnert an die Karibik und lädt dazu ein, sofort die Schuhe auszuziehen und barfuß ins Wasser zu gehen.
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 Stadtmuseum im Stil des Modernismus in Gdynia

Das Stadtmuseum von Gdynia

Das Stadtmuseum von Gdynia ist ein heißer Tipp, wenn du an der Entstehungsgeschichte vom Fischerdorf zur Hafenstadt interessiert bist. Ich empfand die Ausstellung als sehr gut aufbereitet und konnte enorm viel Hintergrundinformationen für diesen Artikel mitnehmen. In polnischer und englischer Sprache wird auf zahlreichen Schautafeln sehr verständlich erklärt, welche Einflüsse und Umstände während der Stadtentwicklung auf Gdynia einwirkten und das Fischerdorf zum heutigen architektonischen Kleinod werden ließen. Das Gebäude selbst wurde 2007 eröffnet und ist optisch deutlich an den Modernismus angelehnt.
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Musiktheater im Stil des Modernismus in Gdynia

Das Musiktheater von Gdynia

Gleich hinter dem Stadtmuseum sticht mit der Rückseite des Musiktheaters von 1979 das nächste auffällige Bauwerk ins Auge. Es ist das größte Theater in Polen und verfügt in drei Sälen über rund 1.500 Sitzplätze.
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Aussichtspunkt Kamienna Góra in Gdynia

Aussichtspunkt Kamienna Góra

Kamienna Góra bezeichnet sowohl einen luxuriösen Stadtteil von Gdynia, als auch einen bewaldeten Moränenhügel. Ein Spaziergang im Viertel zahlt sich aus, wenn du die zahlreichen Villen im Stil des Modernismus sehen willst. Ich war in diesem Fall aber mehr am Ausblick interessiert, den es von einer Aussichtsplattform an der Spitze des Hügels gibt. Es gibt eine kostenlose Standseilbahn, die während meines Besuchs allerdings gerade gewartet wurde. Der Fußweg nach oben ist jedoch schnell erledigt und führt über Stufen recht bequem nach oben.
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Blick auf den Yachthafen vom Aussichtspunkt Kamienna Góra in Gdynia

Blick auf den Yachthafen vom Aussichtspunkt Kamienna Góra

Ob du mit der Standseilbahn fährst oder gehst: Du wirst in jedem Fall mit einem wundervollen Blick auf den Yachthafen und die Innenstadt von Gdynia belohnt. Im Bild siehst du zwei bereits vorgestellte Gebäude im Modernismus – das Haus des polnischen Seemans und das Aquarium.
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Straße Świętojańska mit Gebäuden im Modernismus in Gdynia

Straße Świętojańska mit Gebäuden des Modernismus

Mit Hilfe eines Folders aus der Touristeninfo folgte ich dann einer Route durch die Innenstadt von Gdynia, um die wichtigsten Häuser im Stil des Modernismus zu besichtigen. Einer der Hotspots ist dabei die Straße Świętojańska, auf der du an unzähligen sehenswerten Wohnhäusern und Bürogebäuden vorbeikommst.
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Herz-Jesu-Kirche in Gdynia im Stil des Modernismus

Herz-Jesu-Kirche im Stil des Modernismus

Einen großartigen Zufallsfund machte ich mit der Entdeckung der beeindruckenden Herz-Jesu-Kirche mit ihrem 66 Meter hohen Glockenturm. Die Kirche wurde zwischen 1957 und 1966 nach Plänen von Jan Borowski und Leopold Taraszkiewicz errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Die Fassade des modernistischen Sakralbaus ist aus Kostengründen einfach gehalten, die Inneneinrichtung dafür aus architektonischer Sicht spektakulär. Zu gerne hätte ich das mit eigenen Augen gesehen – leider musste ich mich aber mit Fotos von außen begnügen, da die Kirche nur während Messen geöffnet ist.
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Mietshaus Stanisław Pręczkowski in Gdynia im Stil des Modernismus

Mietshaus Stanisław Pręczkowski

Eines der wichtigsten modernistischen Bauwerke ist das Mietshaus Stanisław Pręczkowski. Es gilt als Vorzeigeprojekt der 1920er-Jahre und wurde in drei Etappen zwischen 1928 und 1937 gebaut. Architekt Tadeusz Jędrzejewski plante eine Reihe von Mietshäusern in Gdynia, wobei er sich am Funktionalismus orientierte, der kubische und stromlinienförmige Formen kombinierte. Das Mietshaus für den Ingenieur Stanisław Pręczkowski ist das erste Objekt in der Hafenstadt, bei dessen Planung bewusst Bezug auf die Schifffahrt genommen wurde.
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Das Baumwollhaus im Stil des Modernismus in Gdynia

Das Baumwollhaus

Das sogenannte Baumwollhaus wurde 1938 vom Warschauer Architekten Wacław Tomaszewski geplant und ist mit Ausnahme einer sechsjährigen Unterbrechung während des Krieges bis heute in Nutzung. Der Architekturstil nennt sich gemäßigte Moderne, auch bekannt als modernistischer Monumentalismus. Der Ursprung dieser Stilrichtung ist recht interessant: er ging aus einem Protest gegen die „Ästhetik der nackten Wand“ hervor und kombinierte klassizistische Tendenzen mit moderner Schlichtheit und Funktionalität. Auffälligkeiten an der Außenseite sind der große Schriftzug „Dom Bawełny“ („Baumwollhaus“), die starke Verglasung des Gebäudes und der in die Höhe herausragende Mittelteil des Hauses. Eine Besichtigung von innen wurde mir leider vom Portier verwehrt.
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Das Gebäude der Hauptpost in Gdynia im Stil des Modernismus

Das Gebäude der Hauptpost

Beeindruckend und beängstigend zugleich wirkte das Gebäude des Hauptpost auf mich. Das große Haus ist das älteste öffentliche Bauwerk im Stil des Modernismus. Es stammt aus dem Jahr 1928 und wurde von den Warschauer Architekten Julian Puterman-Sadłowski und Antoni Miszewski entworfen, aber erst 1938 fertiggestellt. An der Außenseite erinnert das gleichmäßige Muster der Fenster eher an ein Gefängnis als an ein Postamt. Innen dagegen ist die Haupthalle durchaus sehenswert mit einigen Elementen des Art déco – wirf am besten einfach selbst einen Blick in das öffentlich zugängliche Gebäude!
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Das Mural von Tadeusz Wenda in Gdynia

Das Mural von Tadeusz Wenda

Gegenüber der Hauptfeuerwache (siehe nächstes Foto) erstrahlt von einer Hauswand ein 210 m² großes Mural. Es zeigt den Ingenieur Tadeusz Wenda vor Hafenmotiven und wurde am 23. September 2021 zum 99-jährigen Jubiläum des Baubeginns des Hafens enthüllt. Wenda suchte damals den passenden Ort für einen neuen Hafen, plante diesen und überwachte auch die Umsetzung selbst. Das Kunstwerk stammt von Krzysztof Iwański und wurde gemeinsam mit dem Museum der Stadt Gdynia entwickelt.
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Gebäude der Feuerwehr in Gdynia im Stil des Modernismus

Gebäude der Feuerwehr in Gdynia

Das Gebäude der Feuerwehr wurde zwischen 1949 und vermutlich 1956 errichtet. Ich zeige dir im Foto die Rückseite des in blauen Farbtönen gestrichenen Bauwerks mit dem markanten Schlauchturm, an dem du am besten die Art-déco-Elemente des modernistischen Bauwerks erkennen kannst. Der Verbindungstrakt zwischen Schlauchturm und dem Hauptgebäude mit der Fahrzeughalle wurde erst später ergänzt.
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Fischerhaus (Haus des polnischen Seemanns) in Gdynia im Stil des Modernismus

Fischerhaus (Haus des polnischen Seemanns)

Das Fischerhaus trug früher den Namen Haus des polnischen Seemanns. Als Architekt fungierte Wacław Tomaszewski, den du weiter oben bereits beim Baumwollhaus und beim Hauptbahnhof kennengelernt hast. Das Haus stammt aus den Jahren 1929-32 und ist im gemäßigten Modernismus bzw. expressiven Funktionalismus gestaltet. Die Fassade ist besonders faszinierend, da sie zahlreiche geometrische Details im Stil des spätpolnischen Art déco aufweist, der als „Staatsstil der Zweiten Polnischen Republik“ bezeichnet wird. Im Haus befanden sich in früheren Zeiten die Wohnung eines Kapitäns und Räume für die zahlreichen Offiziere.
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Außenansicht der Markthalle in Gdynia im Stil des Modernismus

Außenansicht der Markthalle von Gdynia

Mit einem Highlight beende ich diesen fotografischen Rundgang durch die Innenstadt von Gdynia. Die Markthalle ist dank ihrer gewölbten Form nicht zu übersehen und wurde zwischen 1936 und 1938 nach einem Entwurf von Jerzy Müller und Stefan Reychman gebaut. Neun Stahlträger mit einer Höhe von 18 Metern und einer Spannbreite von 35 Metern halten das Glasdach zusammen. Die Markthalle gilt als eines der herausragendsten und interessantesten Gebäude der polnischen Zwischenkriegsarchitektur.
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Innenansicht der Markthalle in Gdynia im Stil des Modernismus

Innenansicht der Markthalle von Gdynia

Die Markthalle ist eines der Objekte im Modernismus in Gdynia, das bis heute seinen ursprünglichen Nutzungszweck erfüllt. Du kannst dir das spektakuläre Bauwerk einfach von innen ansehen, auch wenn gerade keine Marktzeit ist. Das hat auch den Vorteil, die architektonischen Elemente besser sehen und verstehen zu können. In früheren Jahren galt die Markthalle übrigens als Hauptattraktion unter der Bevölkerung, da hier Artikel angeboten wurden, die es im normalen Lebensmittelhandel und in den Kaufhäusern nicht gab.
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FAZIT

Einen Tagesausflug nach Gdynia zu machen, stellte sich für mich als absolute Überraschung und einprägsames Erlebnis heraus, das ich dir nur weiterempfehlen kann! Die Geschichte der noch recht jungen Hafenstadt ist faszinierend und wird im Stadtmuseum perfekt erklärt. Die zahlreichen Gebäude im Stil des Modernismus verleihen Gdynia eine ganz spezielle Atmosphäre, wie ich sie noch nirgends erlebte. Auch den Meereszugang mit dem großartigen Stadtstrand möchte ich ganz bewusst hervorheben – Karibik-Feeling im Norden von Polen hat schon ein spezielles Flair. Wenn du also die Chance hast, sieh dir Gdynia unbedingt an und schreib mir einen Kommentar, wie dir die Stadt gefallen hat!

 

Gdynia, Polen: Reisebericht mit Erfahrungen zu Sehenswürdigkeiten, den schönsten Gebäuden des Modernismus und den besten Fotospots.

Gdynia, Polen: Reisebericht mit Erfahrungen zu Sehenswürdigkeiten, den schönsten Gebäuden des Modernismus und den besten Fotospots.

8 Kommentare bei „Gdynia: Die Perle des Modernismus“

  1. Liebe Christian,
    was für ein Artikel! Vielleicht hast du ja (noch) auf dem Schirm, dass wir auch ganz große Modernismus-Fans sind (zuletzt hatten wir über die modernistischen Bauten Faros geschrieben), und da ist dein Artikel über Gdynia natürlich genau unsere Einflugschneise. Lieblingsfoto: der gelbe Plattenbau. Lieblingsgebäude: die Kirche. Dass die allerdings nicht offen war, ist ja megaschade. Da hast du uns Geschmack gemacht auf eine Stadt, die wir noch nie auf dem Schirm hatten. Brasilia und Asmara stehen zudem auch auf unserer Architektur-Bucket-List. Danke für die Inspiration. Direkt gepinnt. Herzliche Grüße von Gabi und Michael

    1. Freut mich, dass ich euch inspirieren konnte! 🙂

      Viele Grüße
      Christian

  2. Fantastisch. Ich hatte keine Ahnung von dieser Modernismus-Hochburg, sie kommt auf die Wunschliste, auf der sowieso immer mehr Architekturziele landen. Danke für den Input!
    Maria

    1. Danke für deinen Kommentar Maria-Bettina!

      Viele Grüße
      Christian

  3. Hallo Christian,

    Wahnsinn – danke für den Input zu dieser Stadt, von der ich noch nie zuvor gehört habe. Richtig schöne Fotos – vor allem das vom gelben Megabau 😉 und die Bauhausprägung ist schon was Besonderes.

    Liebe Grüße
    Sandra

    1. Danke Sandra!

      Freut mich, wenn dir der Artikel gefällt. 🙂

      Viele Grüße
      Christian

  4. Hi Christian,

    Wow, tolle Inspiration. Ich war vor einiger Zeit in Danzig, hatte aber Gdynia gar nicht auf dem Radar. Tolle Fotos. Ich bin zwar gar nicht so der Architektur-Nerd, aber diese einzigartig gestalteten Städte – gerade in Osteuropa – finde ich immer super spannend. Danke für den Tipp und coolen Bericht.

    Liebe Grüße
    Dennis

    1. Vielen Dank Dennis!

      Liebe Grüße
      Christian

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